SV Pullach:Ohne ordnende Hand

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Der Torschütze Max Zander (links) und der verhinderte Torschütze Gilbert Diep müssen eine Heimniederlage verkraften. (Foto: Claus Schunk)

Kapitän und Stellvertreter fehlen verletzt, der Klub aus dem Isartal verliert nach Führung gegen Aufsteiger Donaustauf.

Von Fabian Dilger, Pullach

Kapitän Nummer 1 stand in Zivilkleidung neben der Bank, Kapitän Nummer 2 stapfte mit Krücken und einem orthopädischen Schuh nach dem Spielende auf den Platz, dann trafen sie sich an der Auswechselbank bei Kapitän Nummer 3 und ihrem Trainer, der seit Beginn der Saison schon einiges an Verletzungsmalaise beim SV Pullach zu moderieren hat. Martin Bauer (Kapitän Nummer 1) hat sich schon in der Vorbereitung das Kreuzband gerissen, jetzt hat es auch Michael Hutterer (Kapitän Nummer 2) am Syndesmoseband erwischt. Körperlich fit, aber nach dem Spiel gegen den SV Donaustauf angefressen wegen des Spielverlaufs waren Alexander Jobst (Kapitän Nummer 3) und Spielertrainer Alexander Benede: 3:2 (0:1) hatte der Gast, der sich in Pullach lange Zeit versteckte, am Ende gewonnen.

Benede kam bei seiner Spielanalyse nicht drum herum, noch einmal das Verletzungspech einzubeziehen: Er wolle der Mannschaft sicherlich nicht das Gefühl geben, sie bekomme es nicht ohne die Verletzten hin. Aber in der ersten Halbzeit zum Beispiel, "da fehlt mir dann einfach die Erfahrung von einem Mike Hutterer so schmerzhaft". Was Benede meinte: Nachdem die Donaustaufer fünf Minuten noch ganz munter angelaufen waren, zogen sie sich komplett in den Reaktions-Modus zurück. "Anscheinend hat sich rumgesprochen in der Liga, dass wir keine schlechte Arbeit leisten", meinte Benede zu diesem defensiven Ansatz der Aufsteiger. Lange Ballbesitzphasen für Pullach waren die Folge, in denen der Spielaufbau aber nicht flutschte. Ein bisschen unruhig, ein bisschen schlampig sei man gewesen, sagte Benede, der sich genau in diesen Situationen die ordnende Hand von Sechser Hutterer gewünscht hätte.

Trotzdem war Pullach dominanter, fing sich aber einen kuriosen Rückstand nach 36 Minuten. Nach einem Zweikampf blieb der Pullacher Außenverteidiger Ziad Saibou angeschlagen liegen. Donaustauf spielte weiter, Pullach wartete auf den Pfiff des Schiedsrichters, der aber nicht kam - und am Ende konnte Pedro Braz von Rechtsaußen abziehen und über Torwart Marjan Krasnic hinweg senkte sich der Ball an den Pfosten und dann ins Tor. Große Aufregung bei der Pullacher Bank wegen dieser Spielweise, die man mittlerweile öfters sieht. Er erwarte eine wütende Reaktion der Pullacher, sagte Franz Koller, ab dieser Woche neuer Trainer des SV Donaustauf, der noch als Beobachter anwesend war.

Das war die erste richtige Voraussage Kollers noch vor Job-Beginn. Wütend und vor allem druckvoll kamen die Hausherren aus der Kabine. Donaustauf verlor die Kompaktheit unter den Angriffen der Pullacher, öffnete Passwege und Möglichkeiten. Innerhalb von fünf Minuten drehte Pullach das Spiel. Zuerst schickte Jobst einen langen Ball in den Strafraum, Henri Koudossou klaubte den Ball federleicht herunter und schoss den Torwart an, der nachgerückte Justin Gaigl schoss aus elf Metern ein (53.). Beim 2:1 dribbelte Selcuk Altug an der Außenlinie einen Donaustaufer aus, bei seiner Hereingabe musste Max Zander nur den Schlappen hinhalten (58.). In dieser Phase habe man gezeigt, dass man die "richtigen Ideen" habe, sagte Benede.

Weil Donaustauf aufmachen musste, wurde es geräumiger. Offensiv klappte viel, defensiv bekam Pullach Donaustauf aber nicht mehr unter Kontrolle. Die Oberpfälzer waren in den letzten Jahren investitionsfreudig, in schnellen Umschaltmomenten zeigte sich das. Nicht häufig, aber sehr effektiv. "Sie haben wahnsinnig starke individuelle Qualität im Kader", sagte Benede. "Sie gewinnen halt das entscheidende Eins-gegen-eins." Zum Beispiel in der 68. Minute, als nach einem Zweikampf auf dem rechten Flügel Nikica Filipovic viel Zeit zum Ausschau halten hatte, im Strafraum war dann Aldrin Emini am langen Pfosten zur Stelle und erzielte den Ausgleich. Und während Nureddin El Sayed für Pullach den Ball an den Pfosten klatschte, ein Freistoß von Benede aus dem Eck geholt wurde und Gilbert Diep per Hinterkopf das leere Tor verfehlte, machte eben Donaustauf den entscheidenden Treffer: Pullach wurde noch einmal überrannt, wieder über den rechten Flügel, wieder war Unordnung, und am Ende musste Braz in der Zentrale nur einschieben (78.).

Zumindest einen Punkt hätte man holen müssen, sagte Benede: "Dann musst halt auch so clever sein, das 2:2 akzeptieren und einen Punkt mitnehmen. Verlieren darfst du es dann einfach nicht." Die ärztliche Prognose für die Rückkehr von Hutterer liegt übrigens bei drei bis vier Monaten. Hutterers selbst gestecktes Ziel: zehn Wochen.

© SZ vom 19.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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