SV Pullach:Das Haltbarkeitsdatum läuft ab

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Nach dem 4:2 gegen Hankofen-Hailing kündigt Pullachs Trainer Schmöller seinen Abschied zum Saisonende an. Auch Manager Liedl erwägt seinen Rückzug.

Von Stefan Galler und Christoph Leischwitz, Pullach

Nicht wenige in der Fußballszene in der Region München hatten es bereits geahnt. Seit Samstag ist es nun offiziell: Frank Schmöller wird nach dieser Saison beim Fußball-Bayernligisten SV Pullach als Trainer aufhören und seinen bis Ende Juni datierten Vertrag nicht verlängern. "Alles hat seine Haltbarkeit", sagt der 52 Jahre alte Coach. "Ich mache jetzt auch im Training seit fünf Jahren immer die gleichen Übungen. Es ist vielleicht für die Jungs auch ganz gut, wenn sie mal was anderes sehen." Er gehe jedoch keineswegs im Groll, das betont der Trainer: "Das Umfeld in Pullach ist perfekt, ich bin dem Verein sehr dankbar, auch weil mir Manager Theo Liedl jedes Jahr eine tolle und starke Mannschaft hingestellt hat."

Für Schmöller ist sein Job beim Klub aus dem Isartal dennoch nun ausgereizt: Im November 2013 war er als Nachfolger von Carsten Teschke an die Gistlstraße gekommen und hatte den Sportverein in den folgenden Jahren an der Spitze der Bayernliga etabliert. Nach zwei zweiten Plätzen folgte in der Saison 2016/17 der umjubelte Meistertitel. Das Happy End - der Aufstieg in die Regionalliga - blieb den Pullachern jedoch mangels geeigneter Spielstätte vorenthalten. Für einen Wettkämpfer wie Schmöller ein derber Nackenschlag; nach etwas Bedenkzeit entschied er sich dennoch, in Pullach zu bleiben. Sein Team wurde 2018 abermals Zweiter hinter Aufsteiger Heimstetten und ist trotz fehlender Aufstiegsperspektive auch in der aktuellen Saison wieder vorne dabei: Nach dem 4:2 im Nachholspiel gegen die SpVgg Hankofen-Hailing überwintert der SV auf Tabellenplatz zwei.

Entscheidet im Frühjahr, ob er weitermacht: Manager Theo Liedl. (Foto: Claus Schunk)

Es war das erste Pullacher Saisonspiel auf Kunstrasen. Auf dem engen, schnellen Platz machte nicht zufällig ein technisch starker Spieler den Anfang: Ludwig Reischl erzielte nach einer Viertelstunde seinen ersten Saisontreffer. Während auch die weiteren Tore der Pullacher durch Alexander Jobst (31.), Felix Braun (37.), und den eingewechselten Max Zander (83.) gut herausgespielt waren, traf Hankofens Mateusz Krawiec mit einem direkt verwandelten Freistoß (20.) und einer direkt verwandelten Ecke (36.) jeweils zum zwischenzeitlichen Ausgleich. Insgesamt sei dieses 4:2 aber verdient, fand Liedl: "Wir waren wirklich glücklich. Wir würden uns wahnsinnig freuen, gerade auch der Frank, wenn wir diesen Platz bis zum Saisonende behalten können."

Nach dem Spiel machte Schmöller in der Kabine mit "einer sehr guten Ansprache" (Liedl) dann den Abschied offiziell: Er sei als Fremder gekommen und gehe als Freund, er bedankte sich bei den Spielern für ihren nimmermüden Einsatz. Der gebürtige Hamburger war Profi unter anderem beim HSV, Hertha BSC Berlin und in Belgien, ehe er bei der SpVgg Unterhaching seine aktive Laufbahn ausklingen ließ. Nach Trainerstationen in Heimstetten und Ismaning ist Pullach der dritte Klub im Münchner Umland, den er nach vorne gebracht hat - er gilt als einer der besten Amateurcoaches in der Region. Dementsprechend dürften Angebote nicht lange auf sich warten lassen. "Ich will jetzt erst mal im nächsten halben Jahr konzentriert mit dem SV Pullach arbeiten und das Maximale herausholen. Und dann lasse ich alles auf mich zukommen", sagt Schmöller. Heißt: Er strebt nicht direkt ein Folgeengagement an, könnte sich aber "bei einer reizvollen Aufgabe" durchaus vorstellen, "gleich wieder loszulegen". Sollte das nicht der Fall sein, werde er es sich statt zum Training zu fahren auf der Couch gemütlich machen "und Vorabendserien genießen". Vermutlich verbunden mit Heimatgefühlen: "Notruf Hafenkante" und "Großstadtrevier" spielen in Schmöllers Heimat.

Enttäuscht wegen fehlender Aufstiegsperspektiven: Frank Schmöller. (Foto: Claus Schunk)

Bleibt die Frage, wie es mit dem SV Pullach im Sommer weitergeht. "Es wird weitergehen", sagt Liedl. Und das, obwohl er selbst noch nicht genau weiß, ob er nach bald zwei Jahrzehnten als Sportlicher Leiter und/oder Trainer nicht auch zum Saisonende aufhört. "Im Frühjahr werde ich mich entscheiden, relativ zeitnah", sagt er. Bis dahin wird das Duo Schmöller/Liedl aber noch einmal alles dafür tun, bestmöglich abzuschneiden und die Saison zu genießen. Dazu gehören auch noch der jährliche Ausflug nach Kitzbühel und die Weihnachtsfeier. "Und dann ruhen wir uns aus." Möglich, dass sich Liedl da gar nicht auf die Feier bezog. Aber bei der letzten gemeinsamen dürfte es sicherlich noch einmal hoch hergehen.

© SZ vom 03.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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