Süddeutsche Zeitung

SV Heimstetten:Nur drei müde Minuten

Der Regionalligist verliert sein erstes Ligaspiel nach sieben Monaten gegen Aschaffenburg trotz großen Einsatzes - auf dem Platz und auf der Bank. Nun folgen wichtige Duelle.

Von Jonas Kraus, Kirchheim

An einem Handschlag mit dem Schiedsrichtergespann war Christoph Schmitt am Samstag nach dem Spiel nicht interessiert. Zum einen natürlich aus Hygienegründen, jegliches Händeschütteln ist zurzeit ohnehin tabu. Zum anderen war der Trainer des SV Heimstetten nach der 1:2-Pleite gegen Aschaffenburg aber auch einfach sauer und starrte grimmig auf seine Füße, als Referee Markus Huber nach dem Spiel an ihm vorbeischlich. "Keinen einzigen Einwurf" habe dieser richtig gepfiffen, monierte Schmitt - und wählte bewusst das Stilmittel der Übertreibung. Natürlich hatte der Schiri bei den meisten Einwürfen richtig geurteilt. Er traf aber auch einige zweifelhafte und auch kleinliche Entscheidungen. Ein hartes, aber selten unfaires Spiel wurde durch viele Unterbrechungen zur zähen Angelegenheit.

Bei allem Ärger musste Schmitt zugeben, dass der Schiedsrichter nicht schuld gewesen sei an der Niederlage gegen den Tabellenvierten. "Das müssen wir uns selbst zuschreiben." In nur drei Minuten warf der SVH das Spiel weg. Drei Minuten, deretwegen die erste Ligapartie nach mehr als sieben Monaten Zwangspause verloren ging und der SV Heimstetten weiter mittendrin ist im Abstiegskampf der Regionalliga Bayern. Zunächst segelte ein langer Freistoß in den Strafraum, wo Aschaffenburgs Tom Schulz unbedrängt am langen Pfosten einköpfen konnte (48.), ehe drei Minuten später eben jener Schulz nach dem ersten schönen Angriff des Spiels das 2:0 nachlegte (51.).

Die Heimstettener wirkten in der Phase nach der Halbzeitpause schlafmützig, Aschaffenburg hätte auch noch das dritte Tor nachlegen können. "Dass wir da so den Faden verlieren, hat mich sehr geärgert", sagte Kapitän Lukas Riglewksi. Bis zu den Gegentoren agierte Heimstetten auf Augenhöhe mit den Mainfranken. Beide Teams fanden gut ins Spiel, waren giftig, hatten aber auch Schwierigkeiten damit, sich Chancen zu erspielen. Nach dem Doppelschlag drohte Heimstetten vor 190 Zuschauern (maximal 200 wären erlaubt gewesen) kurzzeitig auseinanderzufallen. "Daran muss eine junge Mannschaft wie unsere noch arbeiten", forderte Riglewski.

In der Schlussphase wurde die Begegnung ruppiger, beide Teams gingen keinem Zweikampf aus dem Weg. Schiedsrichter Markus Huber hatte in dieser Phase alle Hände voll zu tun und agierte nicht immer glücklich. Mit einigen kleinlichen Pfiffen brachte er beide Trainerbänke gegen sich auf - und schickte Heimstettens Chefanweiser Schmitt nach 70 Minuten mit Rot vom Platz. Schmitt behauptet, er habe dem Referee lediglich nahegelegt, auf dem Platz nicht immer so viel zu reden, außerdem habe er ihn einen "Schwätzer" genannt. "Ich weiß nicht, ob man dafür unbedingt Rot zeigen muss." Gleichwohl: "Das geht auf meine Kappe, ich darf da nicht so viel Unruhe reinbringen."

Seiner Mannschaft schadete das nicht. Diese zeigte Moral und vor allem, dass sie nach der langen Zeit mit ausschließlich Test- und Ligapokalspielen kein Fitnessproblem hat. Heimstetten probierte viel, schlug lange Bälle oder kombinierte sich auch mal durch. Nur das Tor wollte nicht fallen. Erst in der dritten Minute der Nachspielzeit köpfelte Mohamad Awata zum 1:2 ein - seine beste Aktion im ersten Spiel nach der Rückkehr aus Schweinfurt.

Mehr ging schlussendlich nicht. "Ärgerlich" sagte Schmitt, der seiner Mannschaft eine Leistung bescheinigte, die "ordentlich" gewesen sei, "nicht mehr und nicht weniger". Zu lange wolle sich Schmitt aber nicht aufhalten, weder mit der Pleite noch mit der Schiedsrichterleistung. Der Fokus liege auf den kommenden Wochen, dann gehe es schließlich gegen direkte Konkurrenten gegen den Abstieg. "Das werden Kampfspiele", glaubt Schmitt.

Seinem Team dürfte das nicht schaden. Denn auch wenn spielerisch noch Luft nach oben ist, am Kampfgeist mangelt es dem SV Heimstetten derzeit offensichtlich nicht. Weder auf dem Platz noch auf der Trainerbank.

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Quelle:
SZ vom 12.10.2020
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