SV Heimstetten:Die Null lebt

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Stark am Boden und in der Luft: Mohamad Awata (rechts) deutete gegen Buchbach an, dass er beweglicher ist als sein Vorgänger Orhan Akkurt. (Foto: Claus Schunk)

Das Schlusslicht zeigt sich beim 0:0 gegen Buchbach defensiv verbessert. Die Neuen Ulusoy und Awata bringen Schwung in die Offensive.

Von Christian Bernhard, Kirchheim

Das Lächeln hat Mohamad Awata im Gesicht, seit er vor wenigen Tagen in Heimstetten angekommen ist. "Er ist am ersten Tag mit einem breiten Grinsen in die Kabine gekommen und war sofort in der Mannschaft drin", sagt Lennart Hasenbeck, Co-Trainer beim SV Heimstetten. Awata lächelt auch am Samstagnachmittag, als er verschwitzt auf dem Rasen des Heimstettener Sportparks steht. Selbst als das Gespräch auf die Szene in der 67. Minute kommt, verschwindet sein Lächeln nicht. Er habe mit links durchgezogen, berichtet der Angreifer, "aber der Verteidiger stand einfach auf der Linie". Beim nächsten Mal werde er mit rechts schießen. Und hoch.

Es war die beste Torchance des SVH im ersten Regionalligaspiel nach der Winterpause gegen den TSV Buchbach. Awata hatte sie mit einem feinen Pass durchs Zentrum auf Lukas Riglewski selbst eingeleitet, schoss dann aber aus sechs Metern den einzigen Buchbacher auf der Linie an. So blieb es gegen den nun seit sieben Spielen ungeschlagenen TSV beim 0:0.

Eine Null erfreute die Heimstettener besonders: Erstmals seit 197 Tagen blieben sie ohne Gegentor - in den vorangegangenen acht Spielen hatten sie immer mindestens zwei kassiert. "Sehr schön" sei dieses Gefühl, sagte Hasenbeck, "weil man gemerkt hat, dass wir dazugelernt haben." Die Trainer hatten in der Vorbereitung zwei Schwerpunkte gesetzt: die defensive Ordnung nach Ballverlust und das Verhalten der Abwehrkette und defensiven Mittelfeldspieler in der Rückwärtsbewegung. Ziel der schlechtesten Abwehr der Liga war eine bessere Absicherung. Beides gelang speziell in der ersten Halbzeit gegen Buchbach sehr gut. Die Heimstettener ließen erst in Minute 24 den ersten Torschuss zu. Sie agierten kompakt und ließen dem TSV wenig Raum und Zeit. "Man hat definitiv einen Fortschritt gesehen", unterstrich Hasenbeck. "Wir sind auf einem guten Weg."

Die neue Kompaktheit ging nicht auf Kosten der Offensive: Riglewski scheiterte mit zwei Abschlüssen aus guter Position an Buchbachs Torhüter Daniel Maus (9., 21.). Beide Chancen hatte Awata vorbereitet. Das Zusammenspiel zwischen den beiden Offensivspielern funktionierte bereits gut, sie suchten und fanden sich regelmäßig. Als "sehr gut" befand es Awata, Riglewski bewege sich viel und "er versteht mein Spiel". Auch Awatas Riesenchance nach der Pause resultierte aus einer Kombination des Duos.

Awata, der 2016 wegen des Bürgerkriegs in seiner Heimat Syrien nach Deutschland geflohen und beim TSV 1860 untergekommen war, spielte zuletzt in Jordaniens erster Liga und hatte sogar einen Einsatz im Halbfinale des AFC-Cups, der asiatischen Variante der Europa League. Das sei eine große Chance gewesen, erzählt er, doch es gab Probleme mit der Bezahlung. Er löste den Vertrag auf. Nun hofft er, sich in Heimstetten in den Fokus eines Drittligisten zu spielen. Dabei soll auch ein persönlicher Fitnesstrainer helfen. All das erzählt er in einem beeindruckenden Deutsch, das er ohne Sprachschule erlernt hat. Seine Schule war die Löwen-Kabine. "Ich saß zwischen Sascha Mölders und Aaron Berzel, und die beiden reden so viel. Da musste ich es lernen."

Der 25-Jährige nimmt nun die Rolle von Orhan Akkurt ein, der den Verein im Winter für den Bayernligisten Türkgücü verlassen hat. Hasenbeck sagt, der Wechsel ändere überhaupt nichts am System. Awata spiele ähnlich wie Akkurt. Er lobte aber die Beweglichkeit des Neuen und "wie sehr er sich heute aufgerieben" habe - was man über Akkurt eher selten hörte. Zufrieden war Hasenbeck auch mit Ali Ulusoy, dem zweiten Neuen. Der Linksverteidiger wurde bei Feyenoord Rotterdam ausgebildet und landete in Heimstetten, weil er beim niederländischen Zweitligisten Volendam keinen neuen Vertrag bekam und einen Verwandten in München hat. Obwohl sich der 23-jährige Außenbahnspieler noch ein bisschen schwer mit der Sprache tut, deutete er an, dass er große Qualität mitbringt - vor allem in der ersten Hälfte lief das Offensivspiel fast nur über seine Seite.

Ein besonderes Spiel war die Partie auch für Hasenbeck. Da Cheftrainer Christoph Schmitt aus gesundheitlichen Gründen immer noch kürzer treten muss, coachte er die Elf. Schmitt saß dick eingepackt neben ihm. Bei den Trainingseinheiten ist Schmitt zumindest wieder in der Kabine präsent, auf dem Trainingsplatz noch nicht. Zusammen bereiten sie nun das Auswärtsspiel gegen das um zwei Punkte bessere 1860 Rosenheim vor. Hasenbeck erwartet dort eine "noch brutalere" Abwehrkette als jene der Buchbacher. Er nehme ein gutes Gefühl mit, aber: "Zufriedenheit führt zu Stillstand." Und den kann man sich mit 20 Punkten nicht leisten.

© SZ vom 04.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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