SpVgg Unterhaching:"Wir sind keine Übermannschaft"

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Der Durchhänger des Drittligisten hält auch beim 2:3 im Derby gegen den TSV 1860 München an. Bei den Gästen macht Stürmer-Bulle Sascha Mölders mit zwei Toren den Unterschied.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Dominik Stroh-Engel stapfte mit großen Schritten durch den schmalen Gang in Richtung Kabine und blaffte unverständliche Wörter vor sich hin. Selbstverständlich waren das keine andächtigen Psalmen anlässlich des ersten Advents, auch wenn man den Namen des Unterhachinger Mittelstürmers ja immer gerne mit irgendwelchen vorweihnachtlichen Dingen assoziiert. Stroh-Engel schimpfte und schlug nach dem Eisenkäfig, den er durchschritt. Der Frust saß tief bei den Hachingern nach dieser 2:3 (1:1)-Derbyniederlage im eigenen Stadion gegen den TSV 1860 München.

Dabei hatte ausgerechnet er, dem zu Ehren Unterhachinger Schüler noch vor einer Woche Strohengel gebastelt hatten, damit diese für einen guten Zweck unters Volk gebracht werden, den Torreigen eröffnet an diesem nasskalten 1. Dezember. Doch die Löwen kamen zurück, immer wieder angeführt von Sascha Mölders, der mit unbändigem Willen nicht nur den 1:1-Ausgleich, sondern auch den - durchaus verdienten - Siegtreffer für die Giesinger Gäste in der Nachspielzeit erzielte. Dazwischen waren die Sechziger durch Tim Rieder nach einem Eckball in Führung gegangen (52.), doch den Hachingern gelang zehn Minuten vor dem Ende der 2:2-Ausgleich durch Moritz Heinrich, er verwertete eine Flanke von Max Dombrowka, die Florian Dietz in der Mitte unfreiwillig durchließ, mit einem satten Dropkick. Doch dann kam der bullige Mölders und riss die Hachinger aus allen Aufstiegsträumen.

"Wir sind keine Übermannschaft", sagte Spielmacher Lucas Hufnagel hernach. Er hatte noch vor Heinrichs Treffer die große Chance zum Ausgleich gehabt, nach starkem Solo des in der Pause eingewechselten Maximilian Krauß traf er jedoch nur den Pfosten (67.). Doch insgesamt hatte Sechzig den stärkeren Eindruck gemacht, die Löwen waren fokussierter, wacher, aggressiver. Haching wirkte dagegen leicht gehemmt, das war schon vergangene Woche beim 0:3 in Magdeburg so gewesen. "Klar würden wir gerne oben dranbleiben", sagte Hufnagel. "Aber es ist jetzt schwer, die Situation einzuordnen, wir müssen jetzt von Spiel zu Spiel schauen."

Es sind keine einfache Zeiten für den ehemaligen Drittliga-Tabellenführer: Von den letzten acht Ligaspielen haben die Rot-Blauen nur eines gewonnen, der Abstand zum Dritten Ingolstadt beträgt dennoch nur zwei Punkte. "Die Mannschaft setzt sich auch ein bisschen selbst unter Druck", sagte Präsident Manfred Schwabl nach dem Spiel gegen jenen Klub, für den er selbst Mitte der Neunzigerjahre noch gekickt hatte. Auch er stellte fest, dass man "oben dabeibleiben" wolle, "aber die Liga ist sehr eng". Tiefer wollte Schwabl dann gar nicht in die Analyse einsteigen: "Ich muss das erst mal sacken lassen."

Auch Trainer Claus Schromm blieb in seiner ersten Analyse eher oberflächlich, er bedauerte vor allem, dass man den Fans im ausverkauften Stadion keinen Sieg schenken konnte. Dass dies Anhänger im eigenen Stadion klar in der Unterzahl waren, überraschte niemanden. Eher schon, dass sie nach dem 2:2-Ausgleich minutenlang lauter grölten als die Blauen. Moritz Heinrich, der mit seinem Tor dieses Stimmungszwischenhoch bei den Hachingern ausgelöst hatte, konnte sich später weder über die Stimmung, noch über sein Tor gegen seinen ehemaligen Verein freuen: "Aktuell ist der Wurm drin und wir müssen daran arbeiten, da herauszukommen", sagte er. "Jetzt müssen wir dieses Spiel abhaken, auch wenn es ein Derby ist und wir gewinnen wollten, um oben dranzubleiben."

Am kommenden Samstag gastiert Haching beim Tabellenletzten Jena, der sich mit dem Überraschungscoup gegen die Bayern-Amateure zurückgemeldet hat. "Dort müssen wir drei Punkte holen", sagte Heinrich noch, dann ging er in die Kabine. Vermutlich auch, um den wilden Stroh-Engel zu beruhigen.

© SZ vom 02.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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