Süddeutsche Zeitung

SpVgg Unterhaching:Nächste Halbzeit ohne Abschluss

Nach anfänglichen Unkonzentriert­heiten kommt Hachings Aufbäumen beim 1:2 in Münster zu spät. Mit der zweiten Niederlage in Serie fällt das Team von Trainer Schromm aus den Aufstiegsplätzen.

Von Christoph Leischwitz

Unwahrscheinlich, dass Preußen Münster Einspruch einlegen wird gegen den Spielausgang vom Sonntag. Das hatte der Drittligist nach seiner 2:3-Niederlage am Mittwoch beim FC Bayern München II getan. Seine Begründung: Wegen der Corona-Krise hab man Trainingsrückstand, dies widerspreche den Fairness-Grundsätzen. Am Sonntag jedoch führten die Gastgeber ihren Einspruch selbst ad absurdum. Im Duell mit der SpVgg Unterhaching, nach einer zweiten Halbzeit voller Proteste, Zweikämpfe, Grätschen und schmerzverzerrter Gesichter, reichten die Kräfte sehr wohl, um gegen wütend anlaufende Gäste einen 2:1 (2:0)-Erfolg über die Zeit zu retten. Nach der zweiten Niederlage in Serie haben die Vorstädter damit die Aufstiegsränge der dritten Liga verlassen. Und wirkten hernach so, als würden wiederum sie sehr gerne Einspruch einlegen.

Trainer Claus Schromm hatte umstellen müssen. Im Heimspiel gegen den FC Ingolstadt (1:2) hatte sich Angreifer Stephan Hain den Daumen gebrochen. Er wurde bereits operiert. Ob der 31-Jährige, dessen Treffer gegen Sonnenhof Großaspach übrigens als Tor des Monats nominiert wurde, in der laufenden Saison noch einmal spielen kann, ist offen. So stand Routinier Dominik Stroh-Engel wieder in der Startelf, Kapitän Dominik Stahl war gelbgesperrt.

Zwei Tage zuvor hatte der Verein die Verpflichtung des Regionalliga-Angreifers Julien Richter, 21, aus Burghausen verkündet, natürlich erst für nächste Saison. Was er mitbringt: "Viel Tempo und einen guten Abschluss." In Münster hätten die Hachinger so etwas gut gebrauchen können. Zwar kamen sie gut in die Partie, die sich zunächst fast nur in der Hälfte der Gastgeber abspielte, nur fiel erneut auf, dass ihnen dort kaum gefährlichen Abschlüsse gelangen. Wie schon in der zweiten Halbzeit gegen Ingolstadt gab die Mannschaft auch in der ersten Halbzeit in Münster keinen einzigen Schuss aufs Tor ab. In der Abwehr kam es zu Unkonzentriertheiten, die Münster ausnutzte. In der 14. Spielminute konnte Max Dombrowka nach einem hohen Ball Münsters Kapitän Julian Schauerte nur hinterherlaufen. Der überlupfte Hachings Torwart Nico Mantl, Lucas Cueto drückte den Ball zum 1:0 über die Linie. Zehn Minuten später ließ sich Luca Marseiler auf der linken Abwehrseite von Schauerte austanzen. Von der Grundlinie bediente dieser den nächsten Torschützen, Marcel Königs.

Nach der Pause schien es, als könne sich Haching aufraffen. Der erste gefährliche Torschuss von Dombrowka ließ nur Sekunden auf sich warten. Er landete allerdings nicht im Tor, sondern an der Schläfe des Münsteraners Oliver Steurer. Der Schiedsrichter vermutete ein Handspiel, zeigte auf den Elfmeterpunkt, Stroh-Engel schnappte sich die Kugel - und musste warten. Nach minutenlanger Diskussion mit seinem Assistenten nahm der Unparteiische den Strafstoß zurück (47.) "Das kannst du doch nicht zurücknehmen! Dann ist es eben eine Fehlentscheidung", kommentierte der Hachinger Angreifer später. Einen Videobeweis gibt es in der dritten Liga nicht.

Nach über einer Stunde war es dann soweit: Der erste Schuss aufs Tor gelang dem Ex-Münsteraner Moritz Heinrich (61.). Es folgten zahlreiche Standards, es wurde eng vor dem Preußen-Tor, fast schien es, als wollten die Hachinger Elfmeter-Situationen kreieren. Dann aber dachte sich der eingewechselte Felix Schröter offenbar: Wenn wir im Strafraum so harmlos sind, schieße ich doch noch mal von außerhalb. Nach seinem ansatzlosen Schuss zappelte der Ball plötzlich im Kreuzeck (77.).

Haching drückte, es wurde hektisch. Gegen Ende scheiterte Stroh-Engel gleich mit zwei Schüssen an Torwart Maximilian Schulze Niehues (89.), dann versuchte es Schröter noch einmal aus spitzem Winkel, mit demselben Ergebnis. Beim Schlusspfiff monierten die Hachinger die viel zu kurze Nachspielzeit von vier Minuten, und Schromm wies darauf hin, dass derselbe Schiedsrichter seinem Team schon einmal Punkte gekostet habe, als er bei Hansa Rostock unberechtigter Weise ein Tor nicht gab. Er schloss mit den Worten: "Aller guten Dinge sind drei." Münster sei effizient gewesen, habe keine einzige Möglichkeit vergeben, man selbst habe sich bei den Gegentoren "nicht gerade superclever" angestellt. Sollte sich dies am Mittwochabend gegen Braunschweig nicht ändern, dürfte sich das Thema Aufstieg bald erledigen.

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SZ vom 08.06.2020
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