SpVgg Unterhaching:Immerhin 40 Punkte

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Der Verzweiflung nahe: Die Angreifer von Unterhachings Trainer Claus Schromm treffen nicht mehr. (Foto: Sven Leifer/imago)

Nach dem 0:0 vom Samstag gegen Großaspach kommt der Drittligist auch gegen Cottbus nicht über ein torloses Remis hinaus. Es krankt vor allem im Angriff.

Von Christoph Leischwitz, Unterhaching

Eigentlich passierte gar nichts, was den Fußball-Drittligisten SpVgg Unterhaching irgendwie hätte verunsichern müssen. Wäre auch unnötig gewesen, die Verunsicherung war nämlich längst da. Und sie schlägt vor allem in der Offensive voll durch. Im Nachholspiel gegen Energie Cottbus gab es am Mittwoch ein 0:0. Wie schon am Samstag gegen Großaspach. Zwei Nullnummern innerhalb von fünf Tagen - schwere Kost. Derjenige, der sich die vergeblichen Offensivbemühungen aus der größten Distanz ansehen muss, sagte hernach: "Da sind Spiele dabei zurzeit, die hätten wir in der Hinrunde gewonnen. Aber es fehlt das Selbstvertrauen, manchmal ein paar Millimeter. Und dann belohnen wir uns nicht. Aber auch zurecht nicht, muss man sagen." Die Kritik des österreichischen Torhüters Lukas Königshofer mündete dann in dem Satz: "Es ist grausam, was wir da vorne aufführen."

Wenn man vorne keinen reindrücke, sagte Trainer Claus Schromm nach dem Spiel, "müssen wir froh sein, wenn hinten die Null steht". Königshofer und das Glück hatten im Wechsel dafür gesorgt, denn für Gegner Cottbus hatten sich die Chancen nach dem Seitenwechsel bedrohlich gehäuft. Zweimal blieb Königshofer im Eins-gegen-eins siegreich (57., 83.), einmal knallte Streli Mamba den Ball ans Lattenkreuz (72.), der eingewechselte Ex-Bundesligaspieler Dimitar Rangelov setzte einen Volleyschuss freistehend über das Tor, weil die Flanke zu ungenau gekommen war (87.). "Ohne Cottbus wär' hier gar nix los", sangen die rund 300 mitgereisten Fans aus der Lausitz. Das stimmte so aber auch wieder nicht: Die rund 1200 Heimzuschauer waren auffallend geduldig, ab und zu gab es aufmunternde Anfeuerungen, besonders wenn nichts klappte. Einer, der es auch gut versteht, vom Seitenrand aus anzutreiben, fehlte diesmal: Präsident Manfred Schwabl wurde wegen eines Wortgefechts mit dem Schiedsrichter am Samstag gegen Großaspach aus dem Innenraum (zuzüglich 1500 Euro Geldstrafe) verbannt. Er tat dies mit Fensterblick aus der Geschäftsstelle über der Südtribüne.

Endlich ist die 40-Punkte-Marke erreicht. Allerdings holte man nur fünf davon im Jahr 2019

Schromm konnte dem Spiel noch etwas anderes Gutes abgewinnen: "Endlich haben wir die Vier vorne, da haben wir lange hingearbeitet." 40 Punkte bedeutet aktuell Rang acht, aber auf den ersten Abstiegsrang 17 sind es nur neun Punkte Abstand. 35 der 40 Zähler stammen übrigens aus dem Jahr 2018. Bei den Verunsicherten blitzte diesmal ihr Können im Schnitt nur etwa alle 25 Minuten auf. Dabei war allerdings zu spüren, dass die Abwesenheit des verletzten Topstürmers Stephan Hain auch nicht förderlich war für das Selbstvertrauen. Nach der ersten guten Kombination schoss Stefan Schimmer aufs Tor, traf aber den Cottbusser Fanblock (23.), Maximilian Krauß verzog nach einem Sololauf deutlich knapper (44.). Nach der Pause wurde die SpVgg dann vor allem durch Standards und weite Bällen gefährlich, die aber entweder den Stürmerfuß ganz knapp verfehlten, oder unglücklich versprangen.

Unter der Woche hatte Trainer Schromm angemerkt, dass man in der nunmehr dritten englischen Woche kaum dazu komme, grundlegend an Problemen zu arbeiten, es gehe permanent immer nur um An- und Entspannung. Jedenfalls bleibt derzeit auch die Kreativität auf der Strecke, wenn statt eines riskanten Steilpasses, der auch einen Ballverlust bedeuten könnte, nach hinten gespielt wird. Und vielleicht erlaubt man sich bisweilen auch einmal den einen oder anderen Schritt weniger: Am Samstag ist ja schon das nächste Spiel, dann auswärts in Münster.

Trotz der vielen englischen Wochen in der dritten Liga und der weiten Anreise - Cottbus fuhr noch in der Nacht mit dem Mannschaftsbus nach Hause - sprachen sich nach dem Spiel beide Trainer für eine Vergrößerung der Liga aus. Die Reform der Viertliga-Struktur war zuletzt ins Stocken geraten, aktuell sieht es danach aus, als ob aus drei Regionalligen (Nord, Nordost, Bayern) nur zwei Teams aufsteigen können. "Wenn man die fünf Staffeln behalten will, dann soll der deutsche Fußball dafür sorgen", so Cottbus-Coach Pele Wollitz, dass die Liga aus 22 Teams besteht und fünf davon absteigen. Allerdings forderte er zugleich eine Erhöhung der TV-Gelder von unter einer Million Euro auf 2,5 Millionen Euro - auch, um die Mehrkosten decken zu können. Schromm sagte zu alldem: "Dito."

42 Spieltage statt aktuell 38 würden für Haching zurzeit bedeuten: Mehr Chancen, eine Negativserie endlich zu beenden.

© SZ vom 22.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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