SpVgg Unterhaching:Ende eines perfekten Drehbuchs

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Maximilian Nicu begann im letzten Jahrtausend bei der SpVgg – nun schließt sich der Kreis. (Foto: imago/foto2press)

Haching gewinnt das letzte Saisonspiel in der dritten Liga gegen den VfL Osnabrück, geht auf Rang neun durchs Ziel und verabschiedet den Heimkehrer Maximilian Nicu.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Einer streckte dem rüstigen Ruheständler seinen Bierbecher durch den Zaun an der Südtribüne zu. Und Maximilian Nicu konnte nicht widerstehen, schließlich stand ja die Reise nach Mallorca unmittelbar bevor, da konnte es nicht schaden, schon mal auf kleiner Flamme vorzuglühen. Passender hätte dieser letzte Arbeitstag des 35-Jährigen nicht verlaufen können: An der Stätte, wo er seine Karriere einst begonnen hatte, endete sie auch - mit einem 4:1 (2:0)-Sieg für ihn und die SpVgg Unterhaching am letzten Drittligaspieltag der Saison gegen den VfL Osnabrück.

Und diesen Sieg hatte auch noch ausgerechnet Nicu eingeleitet, durch einen direkten Freistoßtreffer, bei dem er den gegnerischen Torwart per Flachschuss zum 1:0 düpierte (7.). "Es ist ein bisschen unrealistisch für mich, dass es wirklich nicht mehr weitergeht. Aber das kommt in den nächsten Tagen, wenn wir auf Mallorca sind. Da kann ich das reflektieren", sagte der Allrounder, der im Laufe seiner Karriere außer auf der Torwartposition überall gespielt hat und während seiner Zeit bei Hertha BSC Berlin 2009 sogar zum rumänischen Nationalspieler avancierte. Nicus Trainer Claus Schromm war jedenfalls ebenso begeistert wie der Fußball-Pensionär selbst: "Ich weiß nicht, wer dieses Drehbuch geschrieben hat, aber es hat wirklich alles gepasst. Gute Stimmung, gutes Wetter, die Kulisse und auch das Ergebnis." Und Schromm zollte Nicu Tribut: "Hut ab für seine Leistung, er hat in der Saison 1999/2000 mit mir hier angefangen, zwischenzeitlich waren wir beide weg, nun haben wir uns hier wiedergesehen - und für ihn schließt sich jetzt der Kreis."

Schromm ließ neben Nicu auch alle anderen Unterhachinger mitwirken, die den Verein verlassen werden: Alexander Piller (Schweinfurt), der das 3:1 durch den Kopfball von Jim-Patrick Müller mustergültig vorbereitete (57.), Markus Rosenzweig (TSV Buchbach), der wiederum die Vorlage zu Stephan Hains 19. Saisontor zum abschließenden 4:1 geben sollte (89.), und auch Vitalij Lux, der sich voraussichtlich dem SSV Ulm anschließen wird. Einzig Tim Schels konnte verletzungsbedingt nicht spielen, mit dem 19-Jährigen hatten sich die Verantwortlichen darauf geeinigt, das Vertragsverhältnis auslaufen zu lassen. "Ich kann ihm auch für die Zukunft nicht garantieren, dass er bei uns regelmäßig Wettkampfpraxis bekommt, deshalb war es besser, das Kapitel zu beenden", erläuterte Trainer Claus Schromm.

Schromm widerspricht Gerüchten zu Abwanderungsgedanken des Offensivstrategen Sascha Bigalke

Im finalen Spiel konnten die Hachinger vieles von dem zeigen, was sie während der Saison ausgezeichnet hatte: variables Offensivspiel, aggressives Pressing und grundsätzlich hohes Tempo. Dazu eine hohe Effektivität bei Standardsituationen, denn nach Nicus frühem 1:0 entsprang auch das 2:0 einem Freistoß: Alexander Winkler flankte den Ball in den Sechzehner, Müller haute ihn volley ins kurze Eck (31.). Zwar kam Osnabrück nach der Pause durch Jannik Tepe heran (52.), doch dann machten Müller und Hain alles klar. Und Haching hätte noch deutlicher siegen können, so trafen Hain (37.) und Finn Porath (70.) zwischenzeitlich die Querlatte.

Am Ende blickte der Unterhachinger Trainer dann äußerst zufrieden auf die Saison zurück, die der Neuling als Tabellenneunter auf einem einstelligen Ranglistenplatz beendet - mit der ausgeglichenen Bilanz von 16 Siegen, sechs Unentschieden und 16 Niederlagen. "Ich bin stolz auf das, was wir erreicht haben." Nun gelte es, den Kader für die neue Saison gut aufzustellen.

Gerüchten, dabei gehe es womöglich auch darum, den Offensivstrategen Sascha Bigalke zu ersetzen, widerspricht Schromm vehement: "Er hat keine Abwanderungsgedanken, weiß genau, was er an uns hat. Genauso, wie wir wissen, was wir an ihm haben." Seit dem 35. Spieltag hatte der 28-Jährige keine Partie mehr über die volle Distanz bestritten, was zunächst an einer hartnäckigen Magen-Darm-Erkrankung gelegen habe. "Und zuletzt hat er einen Trainerlehrgang belegt und unter der Woche nicht trainiert", sagt Schromm. Deshalb sei der gebürtige Berliner zum Beispiel gegen Osnabrück erst in der Endphase eingewechselt worden - übrigens für den scheidenden Nicu. Aber das sei alles mit Bigalke besprochen worden, so der Trainer, der einräumt, dass man mit dem Edeltechniker immer viel reden müsse. "Manchmal ist es eine Gratwanderung."

© SZ vom 14.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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