Süddeutsche Zeitung

SpVgg Unterhaching:Der Verflossene

Dem Wasser zuliebe: Erich Meidert ist als Manager der SpVgg Unterhaching zurückgetreten.

Andreas Liebmann

Leitungswasser von Schadstoffen zu reinigen und mit Silicium zu "energisieren" - um diese wundersame Tätigkeit dreht sich der Hauptberuf von Erich Meidert. Nebenher versucht der 54-Jährige gerne auch, Fußballklubs zu energisieren, er war Vizepräsident beim TSV 1860 München, lange Jahre Abteilungsleiter des SC Baldham, und ja: bis Montag war er Manager und Geschäftsführer des Drittligisten SpVgg Unterhaching. Dann ist er zurückgetreten. Laut Pressemitteilung des Vereins "nach reiflicher Überlegung" und weil seine Energie nicht für beides gereicht hat: Wasser und Fußball.

Trainer Klaus Augenthaler erfuhr es ebenfalls erst am Montagnachmittag. Er teilt mit Meidert die Beziehung zum SCBaldham, beide sieht man regelmäßig bei Heimspielen des Bezirksoberligisten. Augenthaler bedauerte die Neuigkeit. "Ich finde es schade", sagte er: "Er war in der Vorbereitung sehr aktiv, hat sich um neue Spieler gekümmert, aber er war halt sehr mit seinem Wasser beschäftigt." Dieses Bindeglied zwischen Mannschaft und Präsidium sei sehr wichtig.

Einen Nachfolger in Meiderts Funktion soll es zunächst jedoch nicht geben, die Zuständigkeiten werden intern aufgeteilt. "Die Aufgaben vom Saisonbeginn sind erledigt", erklärt Präsident Engelbert Kupka, nun könne man sich ja auch etwas Geld sparen. Ein Denkmal errichtet der Vereinschef seinem scheidenden Mitarbeiter nicht auf die Frage, ob er Meiderts Weggang bedauere: "Wir bedauern es immer, wenn es Veränderungen gibt."

Auch der Sportliche Leiter Francisco Copado hält sich, nun ja: vornehm zurück. "Ich war hauptsächlich mit Mannschaft und Trainerteam betraut", erklärte er, "ich kann nicht sagen, was in der Geschäftsstelle passiert ist." Mit dem Manager habe er kaum etwas zu tun gehabt, für ihn ändere sich also gar nichts. Dass die Zusammenarbeit zwischen beiden nicht klappte, bleibt Gerücht.

Eines, das auch Meidert nicht bestätigt. "Ich sage kein negatives Wort", teilte er mit. Das Verhältnis zu Trainer und Präsidium sei prima, die Arbeit getan, die SpVgg gut aufgestellt. "Warum soll da jetzt noch einer rumturnen und Gehalt beziehen?" Der frühere Immobilienmakler klingt derart frohgemut, als habe er eben erst ein Liter seines Wunderwassers geschlürft. Er habe sich für sein Geschäft entschieden, sagt er. 13 Jahre habe er daran gebastelt, "aus Leitungswasser Hochgebirgswasser" zu machen, es gebe "unglaubliche Heilberichte". Ähnlich euphorisch hatte Meidert im Juli den Job in Unterhaching begonnen. Sein Ausspruch, die SpVgg sei künftig "eine Adresse für attraktiven Fußball", geht sicher in die Vereinsannalen ein.

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Quelle:
SZ vom 12.10.2010
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