Sportschießen:Neid- und makellos

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Eine von vier Semi-Profis bei Germania Prittlbach: Anna-Lena Kinateder war für die Schützen aus dem Dachauer Landkreis am Wochenende im Einsatz, sie trat zweimal an und gewann zweimal. (Foto: Johannes Simon)

Germania Prittlbach eilt in der Luftgewehr-Bundesliga von Sieg zu Sieg, Tabellenzweiter ist der Lokalrivale aus Allach, "Bund" München.

Während ihre Teamkollegen langsam die schwere Schutzkleidung anlegten, setzte sich Julia Bauer in eine der Zuschauerreihen hinter dem Schießstand. Sie, die bislang jedes ihrer fünf Duelle in der Luftgewehr-Bundesliga für Germania Prittlbach gewonnen hatte, war ganz ruhig - und siegessicher: "Die machen das schon", sagte sie, "wir haben ein sehr ausgeglichenes Team." Trotz der guten Ergebnisse zuletzt bestehe sie nicht darauf, immer zum Einsatz zu kommen. Trainer Ralf Horneber nickte zustimmend: "Wir müssen eben auch mal durchwechseln." Für die fünf Startplätze in seinem Team stehen Horneber sechs fast gleichstarke Schützen zur Verfügung. Der sportliche Tausch gehört also dazu. Es könnte schlimmer sein.

Prittlbach gewann nach dem 4:1 gegen Königsbach dann auch den zweiten Wettkampf an diesem Wochenende souverän: 4:1 gegen Buch. Bauer hatte mit ihrem Optimismus recht behalten, Horneber richtig gewechselt. Die Germania ist immer noch ungeschlagen in dieser Saison und führt die Tabelle in der Gruppe Süd an. Mal wieder. Saisonübergreifend hat die Mannschaft aus dem Münchner Norden 24 Hauptrunden-Wettkämpfe in Serie gewonnen. "Die Leistungen sind momentan richtig gut", meinte Horneber, "und wir haben auch das nötige Glück." Alle sind zufrieden. Nur ein kleiner Makel bleibt. Das letztjährige Saisonfinale haben die Prittlbacher noch nicht vergessen. "Unglücklich sind wir gegen den späteren Meister schon im Playoff-Viertelfinale ausgeschieden", erinnert sich Horneber. Eine makellose Saison entschied sich an einem Stechschuss. Und obwohl Prittlbach seit zweieinhalb Jahren das Geschehen dominiert, wartet der Verein noch immer auf den ersten Meistertitel in der 1997 gegründeten Bundesliga.

Im Schießsport ist das eben nicht so einfach wie in anderen Sportarten. Keine drei Gewinnsätze wie bei großen Tennisturnieren, keine Best-of-Serien wie im Eishockey oder Basketball; hier entscheidet am Ende ein einziges Duell und bei Gleichstand, was häufig vorkommt, ein letzter Schuss. "Deswegen spielt das Glück eine größere Rolle als anderswo", erklärt Horneber. In dieser Saison sind die Prittlbacher jetzt schon die Stechschuss-Meister. Vier dieser maximal knappen Entscheidungen haben sie bislang gewonnen, nur eine verloren. Schützin Julia Bauer ging gleich zweimal in ein Stechen - und beide Male als Siegerin hervor. "Die Sicherheit ist da", sagt sie, "ich habe zuletzt viel und gut trainiert."

Bauer schießt wie viele Kollegen auf semi-professioneller Ebene, das heißt: Sie ist zwar nicht im Nationalteam, trifft aber ähnlich gut wie die Besten. An einem guten Tag kann sie auch mal besser zielen, etwa als Olympiasiegerin Barbara Engleder, mit etwas Glück eben. Prittlbach hat gleich vier dieser semi-professionellen Athleten, die seit Jahren konstant auf hohem Niveau schießen. Die Mannschaft hat sich über diese Zeit kaum verändert. Bauer, Yvonne Jaekel, Anna-Lena Kinateder und Sebastian Franz füllen die Positionen drei bis fünf abwechselnd sehr erfolgreich aus. Bei ihnen sprechen berufliche oder persönliche Gründe gegen eine Nationalmannschaftskarriere. Bauer arbeitet zum Beispiel als Mechatronikerin bei einem großen Konzern und verdient damit weit besser als die meisten Profi-Schützen. Schießen ist für sie wie ein anspruchsvolles Hobby, für das ich "viel Freizeit aufwende", erklärt sie.

Die vorderen zwei Positionen besetzen in Prittlbach weiterhin Isabella Straub und der Österreicher Martin Strempfl. Straub ist seit Jahren eine zuverlässige Punktegarantin und Strempfl "in dieser Saison so stark wie nie", sagt Horneber. Die Mischung im Team stimmt, vor allem hat die Mannschaft keine erkennbare Schwachstelle. Die Ausgeglichenheit ist das große Plus. Dazu kommt, dass keiner beleidigt ist, wenn er mal nicht aufgestellt wird.

So rangiert Prittlbach nach sechs Wettkämpfen vor Favoriten wie Coburg, Niederlauterbach oder Brigachtal, die zwar jeweils mehrere Top-Schützen in ihren Reihen haben, aber durchgehend weniger gut besetzt sind. Auf Platz zwei liegt überraschend der "Bund" München mit fünf Siegen und einer Niederlage. Was ihm die Kollegen aus Prittlbach natürlich sehr gönnen.

© SZ vom 13.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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