Süddeutsche Zeitung

SG Stadtwerke München:Bereit für den Ausflug

Münchens Wasserballer schlagen im Spitzenspiel der 2. Liga Weiden 12:11 und bauen ihre Tabellenführung aus. Die erste Liga rückt näher.

Von Sebastian Winter

Ivan Mikic ist kein Mann mit schwachen Nerven, aber für den Spielertrainer von Münchens Wasserballern hätte der Samstag auch ein bisschen weniger dramatisch verlaufen können. "Für die Zuschauer war das super, für mein Herz eher nicht", sagte Mikic, der vom Zweitliga-Spitzenspiel seiner Mannschaft gegen den Tabellenzweiten SV Weiden sprach. Es stand 11:11, der letzte Angriff der Münchner lief, 13 Sekunden waren noch auf der Uhr, da bekam die SG einen Fünfmeter zugesprochen. Marko Ristic, der so mächtige wie torhungrige Linksaußen, stellte sich der Verantwortung - und traf zum Sieg.

Für Mikics Männer ist das ein großer Erfolg, in der vergangenen Saison reichte es lediglich zu zwei Unentschieden gegen den erstligaerfahrenen Rivalen aus der Oberpfalz. Am Ende hatte Meister Weiden die Münchner damals nur wegen der besseren Tordifferenz auf Platz zwei verwiesen. Der SG-Vorsitzende Andreas Füchsl sprach später von der "besten Saison seit Dekaden". Erfolgreich sind sie aber schon seit Jahren, 2016 waren sie Dritter, 2015 Zweiter, und in der laufenden Saison sieht es so aus, als könnten die SG-Wasserballer erstmals Meister werden. Mit 14:2 Punkten führen sie das Tableau vor Würzburg (14:4) und Weiden (10:4) an. Auch wenn erst etwa ein Saisondrittel vorbei ist, kann man sagen, dass sie dieses Mal noch größere Chancen haben, den Titel zu gewinnen.

Das liegt an starken Einzelkönnern wie Ristic oder dem Rechtsaußen Ignacio Marian de Diego, dem im Spiel gegen Weiden mit sechs Toren treffsichersten Akteur im Wasser - Mikic zufolge "zwei Eckpfeilern unserer Mannschaft". Die Mannschaft ist aber insgesamt schon sehr ausgeglichen. Da ist der schnelle Schwimmer Brinio Hond, der sich beim Anschwimmen fast jeden Ball in der Feldmitte schnappt und das Münchner Konterspiel prägt. Torwart Viktor Sipos machte auch gegen Weiden wieder ein glänzendes Spiel. Und auch die SG-Talente, wie Aaron Katona (Jahrgang 2001), Anton Bander (2000) und Anton Spanjol (1999) kommen auf dem hohen Niveau immer besser zurecht. Fünf Spiele in Serie haben sie nun gewonnen, teils überdeutlich, was man nach dem eher mäßigen Saisonstart - die Münchner scheiterten früh in beiden Pokalwettbewerben - nicht unbedingt hätte erwarten können. Mit dem Erfolg konkretisieren sich auch die Pläne: "Wir kommen nun hoffentlich unserem Ziel näher, in die erste Liga aufzusteigen", sagt Spielertrainer Mikic.

Die erste Liga haben die SG-Wasserballer schon länger im Blick, bislang war sie aber eher Vision als realistisches Vorhaben. Zum einen ist der sportliche Weg steinig - die vier Zweitligameister ermitteln in Playoff-Duellen zwei Aufsteiger - zum anderen passte es auch strukturell bislang nicht: Die Olympiaschwimmhalle, das einzige erstligataugliche Münchner Bad, ist voraussichtlich erst im Sommer renoviert, der Etat war bislang zu klein (es fehlen rund 40 000 Euro für den Aufstieg), die Mannschaft, in der Berufstätige und Studenten spielen, müsste mehr trainieren - und ist recht alt. "Wir haben von unserem Vorstand aber die absolute Rückendeckung für einen Ausflug in die erste Liga", sagt Mikic: "Ich sehe uns selbst sehr weit. Die Frage ist, ob unsere Jugend schon weit genug ist." Auch sie leidet gerade unter der Bädersituation, die Junioren trainieren weniger als vorher. Immerhin sieht es so aus, dass das neue 50-Meter-Becken in der Bayernkaserne so lang und breit gebaut wird, dass es für die Wasserballer passt. Es wäre ein Argument mehr für den Sprung ins Oberhaus.

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SZ vom 30.01.2018
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