Schießen:Im Zeichen der Ringe

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Olympia im Visier: Für die Pistolenschützen werden beim Weltcup in Hochbrück lediglich zwei Startplätze für Rio de Janeiro vergeben. (Foto: imago/Eibner)

Beim Weltcup für Gewehr und Pistole in Hochbrück geht es in den nächsten Tagen um die Startplätze für Rio. Auch einige Schützen aus Münchner Klubs hoffen noch auf eine Olympiateilnahme

Von Julian Ignatowitsch

Wer in diesen Tagen auf der Schießanlage in Hochbrück mit einem Schützen spricht, der landet spätestens mit dem zweiten Satz bei den Olympischen Spielen. Das Wetter? "Soll in Rio ganz gut sein", scherzt man. Sonne oder Regen - das ist dann auch reichlich egal, wenn es um die Qualifikation für den größten Wettkampf geht, den ein Schütze in seiner sportlichen Karriere erleben kann.

Vom 21. bis 25. Mai findet der Weltcup in München statt. Die Veranstaltung ist alljährlich ein kleines olympisches Fest, auch jetzt flattern schon wieder bunte Fahnen über den Hallendächern, und Sprachen aus der ganzen Welt wehen über die Anlage. 738 Teilnehmer aus 88 Nationen gehen an den Start. "Es geht um alles", sagt Birger Tiemann vom Deutschen Schützenbund (DSB), "die Quotenplätze an die Länder sind vergeben, aber die Starter stehen noch nicht fest." In München fällt intern die endgültige Entscheidung: Sommerspiele oder nicht? Die deutschen Athleten achten diesmal viel mehr auf die eigenen Teamkollegen als auf die internationale Konkurrenz. Die wichtigsten Entscheidungen im Überblick:

Gewehr Frauen

Ausgerechnet die Älteste ist am aufgeregtesten. Die 33-jährige Barbara Engleder (Triftern) hat als dreimalige Olympia-Teilnehmerin, Welt- und Europameisterin eigentlich schon alles erlebt, aber auch den Eindruck: "Je älter man wird, desto mehr grübelt man." Dabei liegt Engleder, aktiv für den Bund München, sogar in zwei Disziplinen gut im Rennen. Sowohl im Luftgewehr als auch im Dreistellungskampf mit dem Sportgewehr ist sie momentan vorne. Gut möglich also, dass sie als Doppelstarterin nach Rio fährt. Im Luftgewehr ist der Vorsprung allerdings hauchdünn, nur wenige Zentimeter trennen sie im bayerischen Ausscheidungsrennen von den ungleich jüngeren Selina Gschwandtner (Reischach) und Nina-Laura Kreutzer (Bad Berneck), beide von der HSG München. "Ein Schuss kann alles verändern", sagt Engleder. Sie hat recht. Immerhin das Sportgewehr "lässt mich etwas ruhiger schlafen", neun Ringe auf Beate Köstel (geborene Gauß/Odenheim) und Eva Roesken (Ehrenkirchen) sind doch ein ganz gutes Polster. Außerdem sind ja jeweils zwei von drei qualifiziert, aber so kurz vor dem Ziel möchte keiner mehr rausfliegen.

Gewehr Männer

Zwei deutsche Olympiastarter stehen in Daniel Brodmeier (Kelheim) und Henri Junghänel (Breuberg) bereits fest. Brodmeier träumt schon von einer Medaille, die er "mit einem Caipirinha an der Copacabana" feiern möchte. Er kommt sogar als Doppelstarter infrage. Allerdings hat am Sportgewehr auch Andre Link (Mundelsheim) noch ein Wörtchen mitzureden, der im vergangenen Jahr in München Gold holte. Im Luftgewehr ist noch alles offen: Hier duellieren sich Michael Janker (Hofstetten), Julian Justus (Homberg/Ohm) und Christoph Kaulich (Lappersdorf) um die zwei offenen Plätze.

Pistole

Gutes Wetter in Rio? Der Witz dürfte bei den Pistolenschützen nicht so gut ankommen. Nach enttäuschenden Leistungen in den vergangenen Jahren sind insgesamt nur zwei Olympia-Startplätze rausgesprungen (bei zehn für die Gewehrschützen). An der Schnellfeuerpistole haben der Olympia-Dritte Christian Reitz (Raunheim) und Europameister Oliver Geis (Mengerskirchen) die besten Karten. Der Rest drückt erst einmal den Gewehr-Kollegen Engleder und Brodmeier die Daumen. Denn im Falle eines Doppelstarts könnte noch ein Startplatz für die Pistoleros dazukommen. Monika Karsch (Regensburg) und Stefanie Thurmann (Frankfurt/Oder) machen sich Hoffnungen.

Und sonst?

Die Flinten-Schützen absolvieren in München ihren Lehrgang, bei ihnen fällt die Entscheidung über die vier Olympia-Startplätze (Skeet und Trap) dann Anfang Juni in San Marino. Dazu findet für die Sommerbiathleten ein Saison-Highlight unter freiem Himmel beim Target Sprint statt, 1,2 Kilometer gilt es dort mit zwei Schießeinlagen zu absolvieren. "Auch wir träumen mittelfristig von den Sommerspielen", sagt HSG-Trainer Rudi Sautter. Bis dahin kann man ja doch noch mal übers Wetter reden. Der Sonntag soll sonnig werden, nicht nur in Rio.

© SZ vom 21.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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