Schießen:Druck-Luft

Lesezeit: 2 min

Prittlbach siegt, Bund punktet, Titelverteidiger HSG München leistet sich Fehlstart in die Bundesliga

Von Julian Ignatowitsch, München

Das Wetter hätte ruhig ein bisschen schlechter sein können, meinte Simon Muschiol. Der goldene Oktober dürfte die Feuerschützengesellschaft "Der Bund" München zum Auftakt der Luftgewehr-Bundesliga am Wochenende einige Zuschauer gekostet haben. Muschiol führte den Beweis mit einer rhetorischen Frage: "Wer möchte sich bei dem Wetter in eine Halle setzen? Und außerdem ist Kirchweih", erinnerte der Sportleiter der FSG. Knapp 100 Zuschauer waren ins Tenniscenter nach Allach gekommen, Weltmeisterin Barbara Engleder hatte sogar ihren eigenen Fanklub mitgebracht. Sie war aber auch die einzige beim Bund, bei der es am Sonntag lief. "Irgendwie war der Wurm drin", sagte Muschiol. 1:4 unterlagen die Münchner am Sonntag dem Rivalen Germania Prittlbach aus dem Landkreis Dachau. Nur Engleder konnte ihr Duell gegen die Österreicherin Lisa Ungerank gewinnen und zeigte mit 398 Ringen eine starke Leistung. Die anderen vier Bund-Schützen blieben unter ihrem Durchschnittswert. "Prittlbach war aber auch saustark", nahm Muschiol seine Mannschaft in Schutz. Ganze 30 Ringe mehr (1977:1947) erzielten die Gäste: "Sie haben schnell und genau geschossen und so sofort Druck aufgebaut."

Muschiol geriet fast ins Schwärmen über den Gegner. "Sie haben in diesem Jahr eine junge und hungrige Mannschaft und sich sehr gut verstärkt", sagte er. Lokalrivalität klingt anders. Tatsächlich überzeugten bei der Germania die jungen Zugänge: Isabella Straub, 23, von der HSG München gekommen, schoss 397 Ringe, die 18-jährige Anna-Lena Kinateder kam auf 396 Ringe. Beide lagen klar über ihrem Wert aus der Vorsaison.

Die Nummer eins im Großraum München scheint nun ausgerechnet der Verein zu sein, der in den vergangenen Jahren stets hintanstand und um den Klassenerhalt bangen musste. "Wir haben zurzeit sicherlich die beste Form", sagte Prittlbachs Teammanager Sven Körper, der das "Riesenergebnis" lobte und sich nicht erinnern konnte, wann seine Mannschaft zuletzt so ein gutes Schussbild abgeliefert hatte. Schon am Samstag hatte Prittlbach mit 1970 Ringen eigentlich eine gute Leistung gezeigt, musste sich der SG Coburg aber trotzdem 1:4 geschlagen geben. "Das war etwas unglücklich", urteilte Körper, der die Finalrunde als Ziel ausgegeben hat. "Umso wichtiger war der Sieg im Stadtduell." Denn damit steht Prittlbach nach dem Auftaktwochenende mit einem Sieg und einer Niederlage aufgrund des besseren Einzelpunkteverhältnisses unter den besten Vier, die sich für das Finale qualifizieren - und zudem einen Platz vor dem Bund.

Am Samstag gegen den SV Petersaurach hatte die FSG immerhin einen 3:2-Erfolg für sich verbuchen können. Auch die Münchner wollen in die Endrunde. "Die Leistungsdichte im Süden ist so hoch, da kann jede Niederlage das Aus bedeuten", sagt Sportleiter Muschiol. Mit Katerina und Matthew Emmons hat sich der Bund hochkarätig verstärkt. Die 30-Jährige und ihr 33-jähriger Mann sind beide Olympiasieger, kamen aber noch nicht zum Einsatz. "Wir hoffen, dass sie spätestens beim übernächsten Wettkampf dabei sein können", sagt Muschiol. Sind die Emmons am Schießstand, macht das die FSG wohl gegen jeden Gegner zum Favoriten.

Ganz anders die HSG München. Der Titelverteidiger musste den Großteil der Mannschaft ziehen lassen und steht nach einem 1:4 gegen Königsbach und einer 0:5-Pleite gegen die SSVG Brigachtal am Tabellenende. Die HSG-Verantwortlichen sind froh, dass in dieser Saison keine Mannschaft aus der ersten Liga absteigt, weil die Gruppe Süd von acht auf zwölf Vereine aufgestockt wird.

© SZ vom 21.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: