Rollstuhl-Basketball:Gelassene Leguane

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Die Münchner starten mit ihrem Kapitän Kim Robins zuversichtlich in ihre ersten Bundesliga-Playdowns gegen die Roller Bulls Ostbelgien.

Von Thomas Jensen, München

Kim Robins kann sich noch ganz genau erinnern, schließlich gelangen ihm 37 Punkte im ersten Playoff-Spiel in der Vereinsgeschichte der Rollstuhlbasketballer der RBB München Iguanas. Mit 74:66 rangen die Münchner die favorisierten Baskets Hamburg nieder, und Robins fand, es war das wohl beste Spiel seiner Karriere. Und überhaupt, er liebe diese Playoff-Spiele.

Inzwischen steht der Australier noch mehr im Fokus, er ist seit dieser Saison Kapitän und steht mit seinem Team vor einer weiteren Premiere. Diesmal geht es für die Leguane jedoch nicht um die Meisterschaft, erstmals spielen sie nun in den Playdowns gegen den Abstieg. Vier Siege gelangen nur im Saisonverlauf, die Münchner landeten auf Rang acht im Zehnerfeld. "Es hat Zeit gebraucht, bis wir als Team zusammengewachsen sind", bilanziert der 31-Jährige, denn die Iguanas haben vor der Saison einen personellen Umbruch vollzogen. Besonders der Weggang von Sebastian Magenheim fiel ins Gewicht, er war als Kapitän nicht nur die Führungspersönlichkeit auf dem Parkett, sondern gehörte auch zu den stärksten Werfern der Liga. Auch deswegen fällt das Fazit von Trainer Benjamin Ryklin milde aus: "Wir haben uns in einigen Spielen selbst geschlagen. Dann haben wir als Mannschaft nicht gut gespielt und die Fassung verloren. Das ist ärgerlich, aber auch verständlich, da wir jung sind und an Erfahrung verloren haben."

Die Verantwortung lastete folglich vor allem auf den Schultern von Routinier Robins. Er musste selbst Punkte erzielen und als Aufbauspieler Bälle verteilen, ein Balanceakt. Darum ordnet er die Saison auch für sich persönlich als "hart" ein. Er kann dem Kraftakt aber auch Positives abgewinnen: "Man verbessert sich einfach, wenn man jede Woche wieder einen harten Kampf hat."

Weitere sechs Mal bekommt er nun Gelegenheit, weitere Erfahrungen diesbezüglich zu sammeln, wenn an diesem Samstag die Playdowns für die Iguanas bei den Roller Bulls Ostbelgien beginnen. Die vier schlechtesten Teams der Saison spielen in Hin- und Rückspiel die zwei Absteiger aus, allerdings nimmt jeder Verein die Punkte mit in das Abstiegsrennen, die er in den Spielen gegen die anderen Playdown-Teilnehmer schon während der regulären Spielzeit gesammelt hat. Die Iguanas liegen damit zwar hinter Trier, aber vor den Roller Bulls Ostbelgien und Zwickau. Diesen zweiten Rang gilt es für den Klassenerhalt zu verteidigen. Zwickau ist dabei allerdings kein Konkurrent mehr, der Tabellenletzte hat wegen finanzieller Probleme bereits angekündigt, sich ohnehin in die zweite Liga zurückzuziehen.

Nicht nur deswegen geht Trainer Ryklin optimistisch in die verbleibenden sechs Partien: "Ich habe keinerlei Bedenken, dass wir absteigen könnten. Wir wollen eher beweisen, dass wir auch Teams wie Trier schlagen können." Denn die Dolphins schnupperten bis zuletzt an den Playoffs, zählen nach Ansicht der Münchner zum "Mittelfeld der Liga", zu dem sie sich eigentlich selbst auch zählen. Aber in der gesamten Saison gelang kein einziger jener angepeilten Siege gegen die besser platzierten Teams, vielmehr hatte es am letzten Spieltag ausgerechnet gegen Trier eine happige 58:84-Auswärtsniederlage gesetzt. Allerdings traten die Leguane seinerseits verletzungsbedingt ersatzgeschwächt an, diese Probleme seien laut Ryklin nun überwunden.

Befürchtungen, dass die Drucksituation im Kampf um den Klassenerhalt besonders groß sei, will Ryklin nicht gelten lassen. Ebenso wie Führungsspieler Robins, der die Abstiegsrunde mit den Playoffs vergleicht: "Ich denke eigentlich, dass sie ziemlich ähnlich sind. Du willst dein Bestes geben. Druck gibt es in beiden Formaten und jeder muss damit klarkommen." Wenn er so gut damit zurechtkommt, wie mit der Situation in den Playoffs vor einem Jahr, entdeckt der Australier vielleicht auch noch seine Liebe zu den Playdowns.

© SZ vom 07.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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