Ringen:Herausforderung Playoffs

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Potentieller Punktegarant: Der Grieche Manrikos Theodoridis (li.) lebt seit seiner Kindheit in Deutschland und belastet das Ausländerkontingent nicht. (Foto: Johannes Simon)

Der SV Siegfried Hallbergmoos startet am Wochenende mit einigen Zugängen und hohen Erwartungen in die Bundesligasaison.

Von Alexander Kappen, Hallbergmoos

Dezember 2017: Die Bundesliga-Ringer des SV Siegfried Hallbergmoos liefern dem Favoriten VfL Neckargartach im Playoff-Achtelfinale einen beherzten, teils spektakulären Kampf. Sie verlieren das erste Duell in eigener Halle nur knapp. Das Publikum ist begeistert, auch wenn der SVS später im Rückkampf erwartungsgemäß ausscheidet.

Es sind Momente wie diese, für die sie in einem Mittelklasseverein wie dem SV Siegfried das ganze Jahr hart arbeiten. Allein das Erreichen der ersten K.o.-Runde gilt dort als großer Erfolg. Das wird in der neuen Saison, die an diesem Samstag (19.30 Uhr) mit dem Heimkampf gegen den SV Johannis Nürnberg beginnt, allerdings noch ein Stück schwieriger. Die Playoffs starten diesmal gleich mit dem Viertelfinale. Um sich sicher zu qualifizieren, muss man in seiner Hauptrundengruppe Zweiter werden. Unter den drei Gruppendritten werden zwei weitere Viertelfinalteilnehmer ausgelost.

"Die Herausforderung ist für uns jetzt noch mal größer", sagt Michael Prill, Vorsitzender der SVS und aktives Mitglied des Bundesligateams. Dennoch: "Unser Ziel sollte es sein, da hinzuschnuppern." Dass gelost wird und nicht die zwei besten Gruppendritten weiterkommen, liegt daran, dass in der Südost-Staffel, in der Hallbergmoos antritt, nach dem Rückzug des ASC Bindlach nur sieben statt acht Teams starten. Ein gruppenübergreifender Vergleich wäre deshalb schwierig. "Hört sich komisch an, aber für uns ist das Los-Verfahren vielleicht gar nicht so schlecht, weil unsere Gruppe die ausgeglichenste ist", mutmaßt Prill.

"Wir in Hallbergmoos haben unsere Mannschaft extra so ausgerichtet, dass unsere Ringer nicht international aktiv sind."

Nun gilt es für das Team des neuen Trainers René Stange allerdings erst mal, sich überhaupt in den Lostopf zu kämpfen. Das ist schwer, aber nicht aussichtslos. Platz eins, meint Prill, gehe an Meister Burghausen, "das ist in Stein gemeißelt". Aber von Platz zwei bis sechs "ist alles möglich". Mit dem Abstieg wollen die Hallbergmooser nichts zu tun haben.

Den eigenen Kader schätzt der Vereinschef "einen Ticken stärker" als in der Vorsaison ein. Was an den Erfolgsaussichten aber kaum etwas ändern dürfte, "weil sich die anderen Vereine auch verstärkt haben". Einen kleinen Vorteil könnte der SV Siegfried dennoch haben. Wegen der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft im Oktober haben manche Konkurrenten in der Hinrunde vielleicht nicht immer das beste Team am Start. Prill sagt dagegen, dass "wir in Hallbergmoos unseren Kader extra so ausgerichtet haben, dass unsere Ringer nicht international aktiv sind". An Qualität mangelt es dennoch nicht.

Große Stücke hält Prill auf die beiden Zugänge in der 57-Kilogramm-Klasse. Der 24-jährige Moldawier Ivan Zamfirov, Bronze-Gewinner bei der U-23-EM, kommt in der Hinrunde im Freistil zum Einsatz. Er sei "ein richtiges Kaliber". In der Rückrunde wird dann der Norweger Anders Rönningen, 32, im griechisch-römischen Stil (gr) auf die Matte gehen. Auch er sei "ein absoluter Top-Mann". Aus der Deutschen Ringerliga (DRL), einer Profiliga, die sich vom nationalen Verband abgespalten hat, kam der Grieche Manrikos Theodoridis (66 kg/gr). Der 23-Jährige lebt seit seiner Kindheit in Deutschland, belastet daher nicht das Ausländerkontingent und wird von Prill als Punktegarant gehandelt. Besonders freuen dürften sich die Fans auf Aleksandr Kazakevic (86 kg/gr). Der Litauer kämpfte früher Jahre lang für den SVS und war Publikumsliebling. 2012 gewann der 32-Jährige Olympia-Bronze. Obwohl er zuletzt zwei Jahre inaktiv war, "hat er natürlich nicht alles verlernt", so Prill, der sich auch von dem Rückkehrer viel erwartet. Neu im Kader sind auch Vladislavs Jakubovics (71 kg/gr), Guido Gretschel (75 und 80 kg/gr) sowie als Ersatz Schwergewichtler Richard Krimmer.

Der erste Kampf ist für Hallbergmoos gleich eine Standortbestimmung. "Nürnberg hat nominell den zweitstärksten Kader in der Liga, wenn die voll aufstellen, sind wir krasser Außenseiter", sagt Prill und gibt sich kämpferisch: "Daheim sind wir immer stark, wir setzen voll auf Sieg." Schon deshalb, weil am zweiten Kampftag das übermächtige Burghausen wartet. "Und mit zwei Niederlagen wollen wir nicht starten."

© SZ vom 08.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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