Süddeutsche Zeitung

Ringen:Gut notiert

Die Hallbergmooser Ringer setzen mit dem deutlichen Sieg gegen Nürnberg schon zum Saisonstart ein Zeichen im Kampf um die Playoff-Plätze - auch wegen der akribischen Arbeit von Trainer René Stange.

Von Alexander Kappen, Hallbergmoos

Sicher, es war nur der erste Kampf. Und da werden weder Titel vergeben noch Playoff-Plätze. Aber es war ein dickes Ausrufezeichen, ein erster Fingerzeig, dass es etwas werden könnte mit den Ringern des SV Siegfried Hallbergmoos in dieser Bundesliga-Saison. Deshalb öffneten sie am Samstagabend nach Kampfende gleich direkt auf der Matte ein Fläschchen, um auf den Auftakterfolg gegen den SV Johannis Nürnberg anzustoßen. Der fiel mit 18:5 Punkten überraschend hoch aus und gibt der Mannschaft nun für das Rennen um die Playoff-Ränge "viel Selbstvertrauen", wie Trainer René Stange mit ruhiger Stimme und einem zufriedenen Lächeln im Gesicht sagte.

Stange wird von SVS-Ringer und Vereinspräsident Michael Prill als akribischer Arbeiter charakterisiert, der sich "viel notiert und sehr auf Kleinigkeiten achtet". Auch am Samstag saß er mit seinem Büchlein am Mattenrand und machte fleißig Notizen. Es dürfte viel Gutes sein, das er da über seine Ringer zu Papier gebracht hat. Es lief für sie von Anfang an rund. Bis zum sechsten Kampf dauerte es, ehe Nürnberg seine ersten Mannschaftspunkte einfuhr. Zur Pause führte Hallbergmoos bereits mit 13:0. Ein Rückstand, von dem sich die Gäste nicht mehr erholten, schon vor den beiden abschließenden Kämpfen lag Hallbergmoos uneinholbar mit 17:4 in Führung.

"Dass es gleich so gut läuft", sagte Stange hinterher, habe er nicht zu hoffen gewagt. Das Team habe "eine super Mannschaftsleistung" gezeigt. Er attestierte seinen Athleten eine "enorme Einsatzbereitschaft, jeder hat sich gepusht". Kein Nachteil war, dass gleich zu Beginn der moldawische Zugang Ivan Zamfirov auf die Matte ging und dem überforderten Daniel Walter im Freistilkampf (F) der 57-Kilogramm-Klasse keine Chance ließ. Nach 43 Sekunden legte Zamfirov seinen Konkurrenten auf die Schultern und sicherte dem SVS die Höchstzahl von vier Mannschaftspunkten - ein perfekter Start. Der ungarische Schwergewichtler Richard Csercsics setzte sich im griechisch-römischen Stil (gr) knapp gegen Tobias Nendel durch und erhöhte auf 5:0. Der Litauer Justas Petravicius (61 kg/gr) brachte die gut gefüllte Hallberghalle dann erstmals zum Brodeln, als er mit seinem 6:0-Punktsieg gegen Jacopo Sandron auf 7:0 für Hallbergmoos erhöhte.

Gleich vier Mannschaftszähler fuhr Florian Lederer (98 kg/F) ein, der davon profitierte, dass Christoph Pscherer verletzt aufgeben musste. Während Trainer Stange keinen seiner Ringer hervorheben wollte ("Jeder ist über seine Grenzen gegangen"), fand Vereinschef Prill am Ende doch zwei, denen er ein Sonderlob aussprach. Einer war der griechische Zugang Manrikos Theodoridis (66 kg), der mit einem spektakulären 11:5-Erfolg gegen den Bulgaren Stoyan Iliev für den 13:0-Pausenstand sorgte. "Gegen einen Top-Mann, der vergangene Saison nur zwei Kämpfe verloren hat", betonte Prill. Das Bemerkenswerteste daran war, dass es ein Freistilkampf war - Theodoridis gilt eigentlich als reiner Greco-Spezialist.

Herausragend war in Prills Augen auch das Bundesliga-Debüt von Vladislavs Jakubovics (71 kg/gr). Der kämpfte bis vergangene Saison noch für den ASV Au in der Oberliga. "Das ist so ein fleißiger, netter Kerl", schwärmte der SVS-Vorsitzende. Und abgesehen davon ist Jakubovics offensichtlich auch ein talentierter Ringer. Der 25-Jährige landete unter den ohrenbetäubenden "Vladi, Vladi"-Rufen der Fans einen 5:3-Sieg gegen Nürnbergs Leistungsträger Deniz Menekse. Und der ist nicht irgendwer: "Das ist ein deutscher Kader-Ringer", sagte Prill, in dessen Worten eine große Portion Begeisterung für seinen Teamkollegen mitschwang.

Ergün Aydin (80 kg/F), DM-Zweiter und das Aushängeschild des SVS, machte im drittletzten Kampf des Abends mit einem 11:0 gegen Marc Pöhlmann den Sack zu. So konnte es Hallbergmoos verkraften, dass Publikumsliebling und Rückkehrer Aleksandr Kazakevic (86 kg/gr) gegen Zoltan Levai immer wieder ermahnt und schließlich disqualifiziert wurde. Es war die einzige Niederlage neben der von Andreas Walter (75 kg/F), der gegen Tim Stadelmann durch eine Wertung in letzter Sekunde unglücklich 4:5 verlor.

Er sei "stolz auf alle zehn Mann, alle haben fleißig trainiert und bei jedem hat man gesehen, wie heiß er ist", sagte Prill. So erzwang der SVS gegen die Nürnberger, bei denen zwei wichtige Ringer fehlten, das nötige Glück. "Es hätte auch anders ausgehen können, aber die engen Kämpfe haben fast alle wir gewonnen", konstatierte Trainer Stange. Bestes Beispiel war Prills abschließendes Duell mit Sven Dürmeier (75 kg/gr). Prill glich nach 0:4 noch aus und gewann aufgrund der höheren Einzelwertung. In mehr als zehn Begegnungen mit Dürmeier war es erst sein zweiter Sieg.

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SZ vom 10.09.2018
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