Ringen:Bereit für die Zugabe

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„Das wird ein ganz entscheidender Kampf“: Vom Auftritt des Litauers Vilius Laurinaitis (rechts) wird für die Hallbergmooser Ringer im Duell mit Mainz einiges abhängen. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Hallbergmooser Ringer stehen wieder in einem Playoff-Viertelfinale um die Meisterschaft. Gegner Mainz ist Favorit, doch der SV Siegfried nicht chancenlos.

Von Alexander Kappen, Hallbergmoos

Klar, an den bislang größten Erfolg der Vereinsgeschichte reicht das in dieser Saison Erreichte noch nicht ganz hin. "Finale, das ist schon noch mal was anderes", sagt Michael Prill, Vorsitzender und aktives Mannschaftsmitglied des Ringer-Bundesligisten SV Siegfried Hallbergmoos. Aber ein Hauch von 2006, als der SVS deutscher Vizemeister wurde, weht derzeit schon durch die 10 000-Einwohner-Gemeinde am Rande des Münchner Flughafens. "So ein Event hat man nicht alle Tage, im Ort wird momentan schon viel geredet über diesen Kampf", berichtet Prill vor dem ersten Playoff-Viertelfinale am Samstag in der heimischen Hallberghalle gegen den ASV Mainz 88 (19.30 Uhr).

Nach dem freiwilligen Rückzug in die Bayernliga im Jahr 2013 und der Rückkehr ins Oberhaus ist es bereits die zweite Playoff-Teilnahme des SV Siegfried. Aber mit der vergangenen Saison, als sich 16 von 21 Bundesligisten für die Endrunde qualifizierten, ist die Situation heuer nicht mehr zu vergleichen. Damals ging es noch mit dem Achtelfinale los. Bei vielen Hallbergmoosern sei die Freude sehr groß, "dass der SV Siegfried nach Jahren endlich mal wieder für eine Endrunde qualifiziert ist, die qualitativ hochwertig ist", sagt der Vorsitzende.

Möglicherweise müssen sie Leute am Eingang abweisen. Das wäre ärgerlich, aber ein Luxusproblem

In dieser Saison sind nur die acht besten Bundesligisten in den Playoffs dabei, der SVS sicherte sich das Ticket als Zweiter der Südostgruppe hinter Titelverteidiger Burghausen. Nach dem Achtelfinal-Aus im Vorjahr gegen die favorisierten Red Devils Heilbronn sind die Hallbergmooser gegen Mainz erneut Außenseiter - aber keiner, der absolut chancenlos ist. Der dreifache deutsche Meister Mainz, der 2012 zuletzt den Titel gewann und vergangene Saison immerhin im Halbfinale stand, "ist von der Kaderstärke auf jeden Fall besser als wir - aber so weit sind sie auch nicht weg", sagt Prill: "Wenn wir zwei gute Tage erwischen, ist was drin für uns." Der SV Siegfried kann seine bestmögliche Formation auf die Matte schicken und will das unabhängig vom Ergebnis am Samstag auch in einer Woche beim Rückkampf in Mainz tun. "Wenn alle ihre Leistung abrufen und es vielleicht ein, zwei Überraschungen zu unseren Gunsten gibt, dann geht was", hofft Prill.

Zu den Schlüsselkämpfen zählt er etwa das Duell im Schwergewicht (griechisch-römisch), in dem es Hallbergmoos' Litauer Vilius Laurinaitis wohl mit dem mehrmaligen deutschen Meister und EM-Dritten von 2017, Etka Sever, zu tun bekommen wird. "Das wird ein ganz entscheidender Kampf", prophezeit Prill. In der 98-Kilogramm-Freistilklasse könnte auf Hallbergmooser Seite Florian Lederer oder Ahmet Bilici auf Gabriel Stark, ebenfalls mehrfacher nationaler Titelträger, treffen. Diese Kämpfe in den oberen beiden Gewichtsklassen werden noch vor der Pause ausgetragen und könnten richtungsweisend sein. "Es wäre wichtig, dass wir in der ersten Halbzeit gleich dabei bleiben", sagt der SVS-Boss, der insgesamt viele enge Kämpfe erwartet.

Falls die Reise im Viertelfinale endet, ist das für Hallbergmoos kein Beinbruch. "Aber wir möchten uns auf alle Fälle von unserer besten Seite zeigen und beweisen, dass wir zu Recht hier stehen", sagt Prill. Wie auch immer die Sache ausgeht, für Hallbergmoos ist diese Saison so oder so ein großer Erfolg. "Wir haben unser Ziel mehr als erreicht, alles, was jetzt kommt, ist eine Zugabe", sagt Prill. Vergleiche man das Erreichte mit den Glanzzeiten des Vereins um das Jahr 2006 herum, dann sei das aus seiner Sicht höher einzuschätzen als damals eine Viertel- oder Halbfinalteilnahme. "Damals sind wir mit neun bis zehn Ausländern angetreten, jetzt sind es nur noch vier."

Dass sich die Hallbergmooser wieder mit ihrer Mannschaft identifizieren, zeigen die Zuschauerzahlen in diesem Jahr. In der Hauptrunde kamen im Schnitt um die 400 Fans in die Hallberghalle. Am Samstag gegen Mainz werden es vermutlich weit mehr sein. Und unter Umständen werden nicht alle, die kommen, auch einen Platz ergattern. Aufgrund von Auflagen dürfen nur knapp 700 Leute in die Halle. Es geht um Fluchtwege, Notausgänge und solche Sachen. Die Sicherheit hat trotz des hohen sportlichen Stellenwerts, den die Begegnung in Hallbergmoos genießt, oberste Priorität. Der Verein empfiehlt daher allen, die mit dabei sein wollen, so früh wie möglich da zu sein. Einlass ist bereits um 17 Uhr. "Im schlimmsten Fall könnte es so kommen, dass wir Leute am Eingang abweisen müssen", sagt der Vorsitzende. Er weiß die Sitatution jedoch richtig einzuordnen: "Für uns ist das ein Luxusproblem."

© SZ vom 21.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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