Süddeutsche Zeitung

Regionalliga:Garchinger Beuteschema

Der Regionalligist VfR Garching präsentiert Benjamin Flicker als neuen Trainer. Der ist erst 33 Jahre alt, kommt vom Landesligisten Aiglsbach und ist momentan in den Flitterwochen.

Von Christoph Leischwitz, Garching

Im Moment befindet sich Benjamin Flicker noch in den Flitterwochen, es ist ja nicht so, dass er ab sofort mit dem VfR Garching verheiratet wäre. Doch natürlich wird ab Januar einiges zukommen auf den jungen Trainer, der sich in den vergangenen Tagen mit Garchings sportlichem Leiter und Interimstrainer Ludwig Trifellner einig wurde: Der 33-Jährige wechselt vom Landesligisten TV Aiglsbach zum Tabellenletzten der Regionalliga. "Die meisten haben uns doch schon abgeschrieben", sagt Trifellner, und deshalb werde man jedes einzelne Spiel wie ein Endspiel angehen. Flicker und das Team werden sich bis dahin gut kennenlernen, fußballerische Flitterwochen wird es aber nicht geben: Ein Trainingslager "sieht der Etat nicht vor", erläutert Trifellner.

Auf den ersten Blick erinnert die Verpflichtung des neuen Trainers an die Verpflichtung des vorigen: Auch Philipp Bönig ist ein junger Coach, der im vergangenen Sommer ohne höherklassige Erfahrung in den Münchner Norden wechselte. Bei Flicker allerdings zeichnet sich eine Paketlösung ab: Es ist gut möglich, dass der Neue auch ein paar weitere, dringend benötigte Spieler mitbringt. Denn Flicker arbeitet zugleich in leitender Funktion in einer Fußballschule des Nachwuchs-Leistungszentrums beim FC Ingolstadt - aus diesem Umkreis wurde Trifellner auch auf Flicker aufmerksam gemacht. In Garching hoffen sie jetzt auf Spieler, die in der dritten Liga nicht zum Zug kommen. Aus Aiglsbach werde man aber keine Spieler abwerben, sagt Trifellner: "Gentleman's agreement". Auch wenn der TV in Manfred Gröber einen Spieler hat, der zu jedem Verein passen würde: Der Angreifer hat in 23 Spielen 27 Tore geschossen. Übrigens sucht der VfR auch einen neuen Torwart. Dominic Dachs wird noch länger verletzt sein, der Vertrag mit Mario Stockenreiter wurde zum 30. November aufgelöst - und Stammkeeper Joey Brenner war ursprünglich gar nicht als solcher vorgesehen.

Die Aiglsbacher hat Flicker nach einem Abstieg übernommen und direkt zum Wiederaufstieg geführt, deshalb ist man im Landkreis Kelheim ein wenig enttäuscht, dass der junge Trainer schon wieder weg ist, auch wenn man sich zugleich ein wenig stolz zeigt. Er gilt als Trainer, der viel Wert legt auf aktiven Fußball und darauf, den Gegner in der eigenen Hälfte unter Stress zu setzen. Aber natürlich, sagt Trifellner, sei der junge Trainer so flexibel, dass er sich an die Gegebenheiten anpassen könne. Bedingungsloser Offensivfußball wird angesichts der acht Punkte Rückstand auf den rettenden Rang 14 nicht einkehren. Aber vielleicht sind es am 7. März, wenn die Restrunde offiziell beginnt, schon gar nicht mehr so viele: Am 11. Januar wolle man entscheiden, so Trifellner, ob die Nachholspiele gegen Memmingen und in Aubstadt vielleicht schon vorher angesetzt werden.

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Quelle:
SZ vom 10.12.2019
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