Poolbillard:Sie wollen nur spielen

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Einer mehr: In Roman Hybler schließt sich ein weiterer internationaler Spitzenspieler dem BSV Dachau an, mit dem er schon zweimal Meister war. (Foto: Günther Reger)

Der BSV Dachau ist mit Platz vier in der deutschen Meisterschaft gar nicht zufrieden. Nun haben alle Top-Profis verlängert, das Team wurde verstärkt und hofft auf weniger Terminkollisionen.

Von Ralf Tögel, München

Fünf Worte genügen Ralf Souquet, um die vergangene Saison in einen knappen Satz zu destillieren: "Das ist nicht unser Anspruch." Der 50-Jährige ist sozusagen eine amtlich beglaubigte Poolbillard-Legende, 2011 wurde er in die Hall of Fame des Billiard Congress of America aufgenommen. Dieses Alleinstellungsmerkmal ist zwar perdu, seit Kollege Oliver Ortmann drei Jahre später die selbe Ehrung erfuhr, doch Souquets Titelsammlung ist einzigartig - es seien nur die unzähligen Eurotour-Siege und Europameistertitel sowie diverse WM-Siege genannt. In der vergangenen Saison spielte der Routinier neben vielen internationalen Turnieren in der am besten besetzten deutschen Mannschaft um die Meisterschaft - und wurde Vierter. Eine Platzierung, die einem Spieler wie Souquet, Szenespitzname "der Kaiser", so gar nicht gefallen kann.

Tut es auch nicht, der Routinier klingt verärgert, wenn er über die vergangene Saison spricht. Vor allem der Verband steht im Zentrum seiner Kritik, denn der habe bei der Terminvergabe wenig Entgegenkommen gezeigt. Das Dachauer Team hat neben Souquet in den Österreichern Albin Ouschan und Mario He, dem Spanier David Alcaide sowie den Supertalenten Sanjin Pehlivanovic aus Bosnien-Herzegowina und Fedor Gorst aus Russland ausschließlich international erfolgreiche Spieler in seinen Reihen, genau diese Klasse der Profis aber ist das Problem. Denn die Bundesliga ist Zubrot für Spieler von diesem Format, die ihren Lebensunterhalt auf den großen Turnieren rund um den Erdball bestreiten. Und wenn ein Turnier der World Tour oder einer anderen hoch dotierten Serie ansteht, dann sind Akteure wie Ouschan, der schon die Nummer eins der Weltrangliste war, eben dort vertreten. Zum Leidwesen der heimischen Liga, wenn sich derlei Spieltermine überschneiden.

Ausländerregel und kaum Flexibilität bei Spielterminen, der BSV ärgert sich über den Verband

Nun ist Souquet der Ansicht, dass die Deutsche Billard Union (DBU) doch mehr Flexibilität zeigen möge, denn es sei auch in ihrem Interesse, dass einige der weltbesten Spieler zu sehen sind. Von den Fans und dem Renommee für den Sport hierzulande ganz abgesehen. So aber reiste der deutsche Meister zum letzten Doppelspieltag mit einer Mannschaft an, die aus Spielern diverser Reserveteams zusammengesetzt wurde, sogar ein Akteur aus der Bezirksligamannschaft war dabei. Der BSV-Vorsitzende Andreas Huber begründet die ungewöhnliche Aufstellung damit, dass die Meisterschaft zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr zu retten gewesen sei, außerdem hätte sich der Klub so über gespartes Geld (die Spieler werden pro Spieltag bezahlt) und der ein oder andere Spieler über ein freies Wochenende gefreut.

Kein nachvollziehbarer Ansatz für einen ehrgeizigen Profi vom Schlage eines Kaisers: "Dafür habe ich nichts übrig", sagt der Spielführer des Bundesligateams, "davon war ich gar nicht begeistert." Die Titelverteidigung jedenfalls war dahin, was offenbar Ansporn ist, die Scharte in der kommenden Saison auszuwetzen. Jedenfalls haben alle Spitzenspieler verlängert, auch die beiden Jugend-Weltmeister Gorst (U19) und Pehlivanovic, die trotz ihrer exponierten Möglichkeiten bei Dachauer Bestbesetzung nicht auf viel Einsatzzeiten hoffen dürfen. Zudem kommt in Roman Hybler ein weiterer erstklassiger Profi zurück nach Dachau. Hybler wurde mit dem BSV 2005 und 2006 deutscher Meister, spielte danach jahrelang für den Lokalkonkurrenten Fürstenfeldbruck und schloss sich nach dessen Rückzug für ein Jahr dem Zweitligisten Bad Saulgau an. Nun ist der 41-Jährige zurück an alter Wirkungsstätte. Dass er neben dem tschechischen auch den deutschen Pass hat, macht ihn besonders wertvoll. Denn die DBU-Statuten lassen nach wie vor nur zwei EU-Ausländer pro Team zu, für BSV-Chef Huber ein klarer Regelverstoß gegen geltendes EU-Arbeitsrecht. Neben Rückkehrer Hybler rückt Stefan Kasper in die erste Mannschaft auf, den in der vergangenen Saison eine hartnäckige Verletzung bremste. Der ehemalige deutsche Snooker-Meister ist jedoch ebenfalls eine wertvolle Verstärkung.

Auch der Spielplan sendet positive Signale aus, wie Spielführer Souquet sagt: "Stand jetzt gibt es nur am ersten Spieltag eine Terminüberschneidung". Den müsse man schadlos überstehen, "dann sehe ich uns als Favoriten auf die Meisterschaft". Huber sagt, er würde es begrüßen, dass der Verband ihm die Möglichkeit gibt, "mit den besten Spielern zu spielen".

© SZ vom 16.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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