Linksaußen:Und jährlich grüßt das Trampeltier

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Heimstettens Manager Michael Matejka bricht sich in den Katakomben des Augsburger Stadions das Bein. Ein Einzelfall? Mitnichten. Es wimmelt nur so von kuriosen Sportunfällen.

Kolumne von Andreas Liebmann

Ganze vier Bundesligaspiele hat Franz Michelberger zwischen 1974 und 1976 für den FC Bayern München bestritten. 105 Einsatzminuten in zwei Jahren seines Berufslebens. Mit solchen Zahlen wird man üblicherweise nicht berühmt, doch Michelberger hat es geschafft - als ihn während eines Trainingslagers in Israel ein Kamel gegen den Teambus schubste. Einer wie Neymar hätte sich einfach so lange schreiend über den Wüstensand gerollt, bis das Tier mit Rot des Landes verwiesen oder gegrillt worden wäre, um dann unversehrt wieder aufzustehen. Einer wie Michelberger schrie nicht, dafür zog er sich diese Knieverletzung zu, über die der 63-Jährige bis heute immer wieder lesen muss. Nur fürs Protokoll: Michelberger war gerade 20.

Letzteres ist schon deshalb gut zu wissen, weil der FC Bayern auch in diesem Winter wieder ein Quartier in der Wüste aufschlagen wird, in Katar, wo es von Kamelen und Teambussen nur so wimmelt. Und weil zu seinem Kader ja ein paar ältere Herrschaften zählen, denen erhöhtes Verletzungsrisiko nachgesagt wird.

Waldorf und Statler? Man sollte die zwei Alten nie unterschätzen

Zur Beruhigung kann man also festhalten: Auch viel Jüngere sind gefährdet. Siehe Kingsley Coman, 22, der sich, anstatt Robbéry allmählich abzulösen, zuletzt mehrmals ein Dings namens Syndesmose riss. Das war noch nicht mal erfunden, als Robben, 34, und Ribéry, 35, ihre Karrieren begannen. Übrigens sollte kein Kamel, das klar bei Verstand ist, die beiden Alten unterschätzen. Von wegen Waldorf und Statler: Robben würde einem angreifenden Trampeltier vermutlich mittels Hochgeschwindigkeitshaken (nach links, nicht zu verteidigen) ausweichen, und Ribéry ihm, während es ungebremst gegen den Teambus prallt, einen Ellbogen ins Gesicht oder einen Finger ins Auge rammen. Er würde Gelb sehen, klar, keine Tätlichkeit, aber das arme Kamel würde sich fühlen, als wäre es ein Wildschwein und soeben Asterix und Obelix begegnet.

Trotz gelegentlicher Blessürchen: Man muss sich keine Sorgen machen um Robben und Ribéry. Erst recht nicht, seit Zlatan Ibrahimovic mit 37 in der Serie A gehandelt wird. Dumme Verletzungen sind immer drin, auf wie neben dem Platz, völlig altersunabhängig. Jérôme Boateng hat sich auf einem Flug (nicht nach Katar) mal das Knie vom Getränkewagen der Stewardess zertrümmern lassen. Trainer Ewald Lienen brach der Unterarm, als er an der Seitenlinie ausrutschte. Torwart Markus Pröll (Frankfurt) zog sich eine Schultereckgelenksprengung zu, als er auf der Flucht vor Autogrammjägern über ein Mädchen stolperte. Kasey Keller (Gladbach) schlug sich beim Ausladen seiner Golftasche aus dem Kofferraum die Vorderzähne aus. Charles Akonnor (VfL Wolfsburg) rammte sich eine Autoantenne in die Nase. Ein gewisser Svein Grondalen (Rosenborg) stieß in den Siebzigern beim Joggen mal mit einem Elch zusammen. Na und? Kommt eben vor.

In den Katakomben zieht sich Matejka einen Beinbruch zu

Das alles sollte Michael Matejka vom SV Heimstetten nun aber wirklich etwas getröstet haben. Sein Verein ist als Tabellenletzter der Regionalliga ohnehin gebeutelt, und dann hat er sich am Rande des unglücklich verlorenen letzten Spiels vor der Winterpause (1:2-Niederlage in Augsburg) auch noch eine schwere, nun ja: Sportverletzung zugezogen. Was bei Teammanagern in Ausübung ihrer Pflichten eher selten vorkommt. Ausgerutscht war er in den Katakomben des Rosenaustadions, an einer Treppe umgeknickt und gestürzt. Das Wadenbein gebrochen und dieses neumodische Syndesmosedings auch gleich gerissen. Also ab ins Krankenhaus, Gips, diese Woche OP.

Fürs Protokoll: Matejka ist gerade 41. Kaum älter als Ibrahimovic. Wahrscheinlich wäre er sogar noch fit genug, um in der Serie A zu managen. Und nein: Es war auch nicht etwa so, dass er seinem ehemaligen Spieler Sebastiano Nappo nachgestellt hätte, um ihm einen Tritt in den Allerwertesten zu verpassen, zur Strafe, dass der 23-Jährige gegen sie schon wieder den Siegtreffer erzielt hatte (worauf dieser mit einem schwer zu verteidigenden Robben-Haken nach links...) Nein, das Malheur geschah noch vor dem Anpfiff. Und nicht mal ein Kamel war in der Nähe. Manchmal hat man einfach Pech.

© SZ vom 10.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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