Linksaußen:Trinken, bis der Rasen brennt

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Land und Leute ächzen unter der Hitze, einzig die Winzer können daran Gefallen finden. Weniger Beatrice Storch, die AfD-Umweltexpertin hat die Schuldige ausgemacht: die Sonne. Die muss man verklagen.

Von Johannes Schnitzler

Der Winzer lacht / der Bauer weint / das ganze Land / in Schweiß vereint (unbekannter Dichter, im Juli)

Sommer 2018: Die Sonne knallt erbarmungslos, das Getreide verdörrt auf den Feldern, der Wein braucht vor lauter Traubenzucker einen Diabetologen. Nur der Mond, der alte Bleichling, holt sich natürlich genau dann einen Sonnenbrand, wenn seine Himmelsschwester einmal nicht strahlt. Blutmond nennt man das. Oder ist es nur die Özil-Hysterie, die das Land in Wallung versetzt?

Europa ächzt unter der Höllenglut, wofür ausnahmsweise nicht die Schürhaken von der AfD verantwortlich zu machen sind, sondern die Dürre. Ein Fünkchen reicht, und alles steht in Flammen. Allerdings kennt die in Sachen Brandstiftung beschlagene AfD die wirklich wahren Schuldigen, nämlich, Teufel auch, keine Zuwanderer, die ja die Hitze aus ihren versengten Heimatländern gewöhnt sind und sich wahrscheinlich auch noch wohl fühlen, wenn die Luft hier flimmert. Sondern die Sonne. Sagt Beatrix Amelie Ehrengard Eilika von Storch, geborene Herzogin von Oldenburg, "Klimaexpertin" und stellvertretende Vorsitzende der AfD-Fraktion im Bundestag. Sie wollte deshalb schon einmal die Sonne verklagen.

Recht so. Keine Angst vor großen Namen. Blöd nur, dass die Sonne keine postalische Adresse hat, an die man die Klageschrift zustellen könnte. Mal geht sie im Osten auf, mal nimmt sie im Süden ihren Lauf, mal geht sie im Westen unter, grade so, als ob die Welt sich nur um sie drehen würde. Verdammter Schein-Tourismus.

Gut, dass der Bayerische Fußball-Verband für alle Herausforderungen des alltäglichen Lebens eine Antwort parat hat: "Fußball ist Integration" zum Beispiel ...

"Mit der richtigen Vorbereitung gibt es keine Probleme", beruhigte der BFV also vor dem vergangenen Wochenende seine Mitglieder und verteilte fürsorglich Tipps für den "Hitze-Spieltag" (womit ausdrücklich nicht die Derbys zwischen Unterföhring und Ismaning oder Türkgücü und Dachau gemeint waren). Tipp 1: vor dem Spiel ausreichend trinken. Tipp 2: während des Spiels ausreichend trinken. Tipp 3: nach dem Spiel ausreichend trinken. Klingt so simpel wie das Weltbild der AfD. Die Vereinswirte freuen sich jedenfalls und weisen ihrerseits darauf hin, dass man das Wasser doch besser dem Rasen überlassen sollte, der brauche es dringender. Apropos: Auf dem Mars haben sie jetzt einen See entdeckt, unter einer Schicht Eis. Mars macht mobil, bei Arbeit, Sport und Spiel, das wussten schon die Alten. Vielleicht ist es aber auch das Taufbecken der Herzogin von Oldenburg.

© SZ vom 30.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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