Süddeutsche Zeitung

Linksaußen:Totentanz mit Tim

Wer fürchtet sich vorm dicken Mann? Halloween ist was für Kinder, am Donnerstag wird es erst so richtig gruselig: Dann gibt es Saures vom ehemaligen Torwart Wiese.

Von Ralf Tögel

Mit Halloween verhält es sich wie mit Kaugummi. Das eine ist wie das andere aus Übersee zu uns herübergeschwappt und beides kann eine zähe Angelegenheit sein. Während Kaugummi aber nur die eine oder andere Schuhsohle verklebt, verkleistert der All Hallows' Eve, der Vorabend von Allerheiligen, das Gehirn. Beides beschäftigt die Menschheit seit Jahrtausenden, denn es waren nicht erst die Kelten, die ihrer Toten gedachten und diese Idee ihren irischen Nachfahren für die Überfahrt nach Amerika ins Gepäck stopften, um sie dort zu einem riesen Geschäft zu machen und irgendwann auch unsereinen mit dem Geschrei zu nerven. Der Toten wurde schließlich schon immer gedacht. Genauso ist nachgewiesen, dass schon der Steinzeitmensch zum Zeitvertreib auf irgendwelchen Baumharzen herumkaute. Es ist also müßig, über Herkunft oder Sinnhaftigkeit des einen wie des anderen nachzudenken, zumal beides längst einen festen Platz in unserem Dasein erobert hat. Glauben Sie nicht? Na, dann spucken Sie mal Ihr Kaugummi aus und werfen einen Blick auf den Veranstaltungskalender, Sie werden schnell eine Halloween-Spalte finden.

Am besten mit angemessener Gleichmut hinnehmen? Wird eh immer schwieriger, sich diesem "Brauch" zu entziehen - selbst im Sport. Beispielhaft sei das Heimspiel der Bayern-Basketballer erwähnt, was so gesehen kein Spiel mehr war, sondern eine sportive Halloween-Party. Immerhin irgendwie eine passende Idee, Basketball wurde wie Halloween in den USA erfunden, also tummelten sich diverse Monster, Leichen und Zombies im Bayern-Dome. Den größten Schock bekamen aber die Tigers aus Tübingen, sie verloren gleich mal 70:82 in München; immerhin stiegen alle unversehrt wieder in den Bus.

Richtig gruselig wird es aber erst am Donnerstag. Dann werden sich ein paar Untote in der Olympiahalle vermöbeln. Natürlich nicht in echt, i wo: Wrestling. Kunstblut, choreografierte Hauereien, böse Menschen - und mitten drin Tim Wiese, der monströse ehemalige Horrorclown mit dem Hang zur Torwartmaske (oder umgekehrt), dessen Haar immer aussieht wie mit Kaugummi frisiert. Ach, wird das herrlich schrecklich.

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Quelle:
SZ vom 31.10.2016
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