Linksaußen:Svetislav, der Menschenfänger

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Wie man die Herzen der Fans erobert? Mit einem Lächeln, zum Beispiel. Da könnte sich Fußballer Leroy Sane ein Beispiel nehmen an einem ehemaligen Münchner Basketballtrainer. Der tanzte sogar, wenn es sich ergab.

Von Ralf Tögel

Haben Sie den Blick gesehen? Welchen? Na den von Leroy Sané auf der Mission "Eroberung der Fanherzen", zu deren Zweck der Deutsche Fußballbund ein paar Nationalspieler zu einer Pressekonferenz in eine Leipziger Schule geschickt hat. So blickt man doch höchstens drein, wenn einen Scharfrichter Ringo Praetorius beim Schichtl auf dem Oktoberfest aus dem Publikum zieht und kurz darauf die Rübe weg ist. Vor den Russen kann der Stürmer von Manchester City ja wohl keine Angst gehabt haben, so harmlos wie die waren. Außerdem, wer mit Pep klarkommt, denn kann doch nichts mehr schrecken.

Und ein Tor hat Sané dann auch noch erzielt, sein erstes für Deutschland sogar (aber das konnte er ja noch nicht wissen). Also ein bisschen Spaß muss doch bei so einem DFB-PR-Termin sein, oder hat der Oli (Bierhoff, Teammanager, d. Red.) seinen Jungs nicht verraten, dass ein Lächeln durchaus hilfreich sein kann, wenn man enttäuschte Fan-Herzen zurückgewinnen will? Vielleicht hatte der Leroy aber schon eine böse Ahnung? Nicht zu Unrecht, hat doch glatt ein Pennäler gefragt, ob er es denn schade finde, dass Mesut Özil nicht mehr spielt. Uiuiui, vermintes Feld. Und ausgerechnet da ist ihm ein Lächeln rausgerutscht.

Trotzdem, Strafe muss sein: Es ist doch bald Weihnachten, Zeit der tausendundeins Adventsfeste, na, dämmert's? Jeder noch so kleine Fanklub im Lande feiert seine eigene Weihnachtssause - und was macht die Bescherung erst richtig schön? Natürlich, wenn einer der geliebten Helden auftaucht. Deshalb sollte der Leroy zu einer Tour durchs Land verdonnert werden, mit roter Nikolausmütze und einem Sack mit Geschenken über der Schulter - zur Herzenseroberung. Bei seinem Fanklub-Marathon kann er gleich im Pott vorbeischauen und in seiner alten Heimat ein paar Königsblaue glücklich machen, die haben derzeit nichts zu lachen. Leon Goretzka könnte ihn begleiten und von den Bayern ein paar süße Plätzchen unter den Christbaum legen. Der hat bei Schalke sowieso was gutzumachen.

Apropos: Das wäre auch für Kalle und Uli ein gute Idee, bei dem ein oder anderen Adventsfestchen in den Münchner Sportredaktionen vorbeizugucken, vielleicht sind die Wogen mit ein paar Hektolitern Glühwein zu glätten. Weihnachten ist bekanntlich die Zeit der Liebe, da ist die Versöhnung elementarer Teil. Nur so eine Idee: Yasin Ehliz könnte die Eishockeyfreunde Nürnberg besuchen, bei einem Gläschen Punsch und Nürnberger Lebkuchen lässt es sich sicher vernünftig plauschen mit dem Ice-Tigers-Fanklub. Im Gegenzug könnte Steve Pinizzotto bei den Blauen Bullen in München auf ein Bierchen vorbeischauen.

Wie es geht, hat der Grandseigneur der Bayern-Basketballer vorgemacht. Svetislav Pesic, seines Zeichens Münchner Meistertrainer, wurde seinerzeit als Ehrengast zur Fanclub-Weihnachtsfeier der Big Reds eingeladen. Natürlich kam er, Berührungsängste sind dem Serben fremd, zum Schluss wurde er gar auf der Bühne bei einem Tänzchen gesichtet. Die Feier fand im Übrigen in der Gaststätte Zum Freistoss statt, gleich neben dem Audi Dome - der Wirt ist Kroate. So werden Herzen erobert.

© SZ vom 19.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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