Kolumne "Linksaußen":Nächster Halt: Felix-Weber-Platz

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Das Münchner S- und U-Bahnnetz hat eine ganze Menge Haltestellen zu bieten, die Fußballfreunden das Herz höher schlagen lassen.

Von Gerhard Fischer

Darf man als Blauer am Rotkreuzplatz in die U-Bahn einsteigen? Berechtigte Frage. Es gab tatsächlich mal einen 1860-Fan, der sich weigerte, mit seiner Frau auf die Straße zu gehen, als sie sich die Haare rot färbte. Aber das ist eine andere Geschichte.

Die Frage mit dem Rotkreuzplatz stellte sich vor einigen Wochen, bei einer Bahn-Fahrt zu einem Fußballspiel in Ismaning. Es gibt doch in der S-Bahn diese Leuchtanzeigen: "Nächster Halt: Unterföhring", zum Beispiel. Es kommt aber häufig vor, dass Buchstaben ausfallen, dann heißt es "Nächster Halt: Unter", und man überlegt, ob der Untergang droht, ob etwas mit der Unterhose ist - oder ob man beim Gras Unter halten wird, um ein bisschen Karten zu spielen. Oder wenn bei Trudering das "ring" dunkel ist: Besucht man dann Trude, die Tante, die den guten Kuchen backt? Fehlt dem Baldham das "ham", könnte man denken: Haha, bald kommt die verspätete S-Bahn.

Auf dem Weg nach Ismaning passierten wir Englschalking. Ohne "schalking" haben wir Engl, den neuen Torwart des VfR Garching. Der MVV-Plan hat da einiges zu bieten: das (Isar-)tor natürlich und die Basler Straße, in der sicher nur lauffaule Raucher wohnen. Mitten in Oberwiesenfeld ist der breite Tim Wiese eingequetscht und - der Knaller - in Dachau steckt Cha Bum Kun, der gute, alte Koreaner, der früher für Frankfurt und Leverkusen kickte.

In Gelsenkirchen gibt es übrigens den Ernst-Kuzorra-Platz, benannt nach einem der größten Fußballer, der je für Schalke spielte; und der später einen Zigarrenladen führte, den er an Libuda weitergab, einen anderen größten Fußballer, der je für Schalke spielte ("An Gott kommt keiner vorbei - außer Stan Libuda"). Der Kuzorra-Platz liegt direkt an der alten Glückauf-Kampfbahn und nicht weit entfernt vom Friedhof am Rosenhügel, auf dem Kuzorra begraben ist. Schalker Fans kamen mal vorbei und sangen: "Steh' auf, wenn du Schalker bist."

In München gibt es den Max-Weber-Platz. Max Weber war ein Soziologe (1864 bis 1920), von dem dieser Satz stammt: "Staat ist diejenige menschliche Gesellschaft, welche innerhalb eines bestimmten Gebietes - dies: das ,Gebiet', gehört zum Merkmal - das Monopol legitimer physischer Gewaltsamkeit für sich (mit Erfolg) beansprucht." Felix Weber, Verteidiger bei 1860, sagte letzten Sonntag: "Uns klebt die Scheiße am Fuß". Das versteht jeder. Der Max-Weber-Platz sollte künftig Felix-Weber-Platz heißen. Ob dann Bayern-Fans hier noch in die U5 einsteigen werden? Ach Gott, die sollen sich mal nicht so reinsteigern.

© SZ vom 20.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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