Linksaußen:Freier Eintritt in den Löwen-Zoo

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Nicht nur im Museum of Modern Art in New York können Besucher von Zeit zu Zeit Kunst ganz kostenlos bestaunen - sondern ganz aktuell auch bei den Münchner Löwen

Von Ralf Tögel

Das Museum of Modern Art, in Kennerkreisen liebevoll MoMa abgekürzt, bietet dem Kunstbeflissenen jeden Freitagabend kostenlosen Eintritt. Somit kann, wer zu dieser Zeit zufällig im Bezirk Midtown des New Yorker Stadtteils Manhattan auf der 53rd Street zwischen der Fifth und Sixth Avenue ein bisschen Zeit erübrigen will, sich die Kunstschätze des ausgehenden 19. und des 20. Jahrhunderts zu Gemüte führen. Die Exponate umfassen berühmte Gemälde wie van Goghs "Sternennacht", einzigartige Skulpturen von Picasso oder Design-Studien von Luigi Colani bis hin zu einem von Ferdinand Porsche entwickelten VW Käfer. Welch Sammlung unschätzbar wertvoller Kunst - und das Ganze für lau, niente, nix, nada, nothing. So etwas gibt es auch nur in Amerika. Oder?

Von wegen. Gerade jetzt kann man auch hierzulande, genauer gesagt in München, bedeutende Kostbarkeiten bestaunen. Wer also gerade zufällig im Bezirk Untergiesing-Harlaching, drei Kilometer südlich vom Marienplatz, an der Grünwalder Straße in unheiliger Nähe zur Säbener Straße, ein paar Minütchen erübrigen kann, der kann die Schätze eines weltberühmten Vereins aus den Sechziger Jahren bestaunen. Die Sammlung ist nicht ganz so umfangreich wie die des MoMa, zugegeben, aber die vier Vitrinen im Bauch des Grünwalder Stadions umfassen wertvolle Exponate wie Meistermedaillen, alte Fußballstiefel, historische Kicker-Heftchen mit Spielerporträts, zeitgeschichtlich relevante Spielerverträge bis hin zu wunderbar authentischen Löwen-Trikots. Kleiner Pferdefuß: Die Präsentation ist nur dreimal zu besichtigen (noch am 16. und 23. April, 17 bis 18.30 Uhr), weil der Aufbau in der Stadionwirtschaft wieder zu verschwinden hat - wenn die zweite Mannschaft oder die A-Junioren spielen. Immerhin: Wenn die Frauen des FC Bayern spielen, deren Heimat das Grünwalder Stadion ebenfalls ist, pausiert das museale 1860-Geschehen. Dann gibt es statt der Löwen-Meisterschale aus dem Jahre 1966 wieder Leberkäs und Bier.

Wie beim MoMa ist der Eintritt für die Meister-Ausstellung frei - quasi. Wer sich die Reserve gegen Amberg in einer Woche anschaut, hat gleichsam Zugang zu den 1860-Devotionalien. Kann man nicht meckern. Wer die Ausstellung verpasst, dem bleibt die Hoffnung. Vielleicht gibt es zum nächsten Jubiläum freien Eintritt in den Löwen-Zoo. Den will der Investor ja bauen. Neben dem neuen Stadion.

© SZ vom 11.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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