Linksaußen:Eisangeln im Spätherbst

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Warum der Herbst in dieser Saison erst im Januar beginnt - und welche Auswirkungen der extrem frühe Wintereinbruch auf den FC Bayern und den sonstigen Amateursport hat.

Von Andreas Liebmann

Das Klima ist wirklich eine Katastrophe. Wann gab es je einen derart eisigen Herbst? Minus 20 Grad, zugefrorene Scheiben, meterhoch Schnee vor der Garage - wo bitte ist die Klimaerwärmung, wenn man sie mal braucht? Wie soll man Drachen steigen lassen, wenn dabei von den Kleinen nur noch Fleecemützen aus diesem komischen weißen Zeugs hervorschauen?

Wie meinen? Winter? . . . Eben nicht!

Heuer ist doch alles anders. Das vergangene Fußballjahr endete mit dem legendären Satz eines B-5-Sportkommentators: "Die Bayern über wintern als Tabellenerster, Herbstmeister sind sie noch nicht." Offensichtlich hatte der Deutsche Fußball-Bund wegen des Olympiajahrs den Antrag gestellt, ausnahmsweise mal den Winter vor dem Herbst auszutragen, und entweder die Weltorganisation für Meteorologie oder die Nato oder die EU, irgendwer hat wohl eingewilligt. Weshalb der FC Bayern nun im frostigen Januar Herbstmeister wurde. Nur weil früher um diese Zeit meist Winter war, muss man daraus ja nicht gleich auf jedes Jahr schließen. Da ist etwas mehr geistige Flexibilität gefragt.

Wohl dem also, der an solch kalten Herbsttagen ein Dach über dem Kopf hat. Der ESC Dorfen etwa musste vor einer Woche seine Eishockey-Bayernligapartie schon Mitte des ersten Drittels unterbrechen, um mit Schneeschaufeln das Eis auszubuddeln. Ligarivale ESC Geretsried, der daheim ebenfalls oben ohne spielt - also: ohne Dach - hatte gar doppeltes Pech. Einmal war seine Partie gegen Landsberg wegen eines Lochs im Eis abgebrochen worden (ob sich des Nächtens ein Eisangler ins Stadion verirrt hat, weiß man nicht genau), und im Wiederholungsduell weigerten sich die Gäste nach zwei Dritteln vehement, weiterhin am kuriosen (Schnee-) Treiben teilzunehmen; die Punkte wurden ihnen dann am weißen Tisch zugesprochen.

Hauptsache: Dach. Wie hoch, ist egal. Herrschings Nikolaushalle ist bekanntlich zu klein und zu niedrig für Erstliga-Volleyball, aber weil es wenigstens nicht reinschneit, will die Liga ihre Ausnahme-Spielgenehmigung verlängern. Bis 2019 muss Herrsching durchhalten, dann soll im Olympiapark die neue Sportarena stehen. Straffer Zeitplan, aber der Bauherr wird den Firmen schon Flügel machen. 100 Millionen Euro klingen, als könnten die Volleyballer ihre Partien dort künftig locker in einer der Umkleiden austragen. In diesem Budget sollte, für schneereiche Herbste, wohl auch ein Dach drin sein.

© SZ vom 23.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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