Linksaußen:Die Evolution des Handballs

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Es gab eine Zeit, kurz nach den Dinosauriern, in der Handball in der Region rund um München beliebt und bedeutsam war. Der TuS Fürstenfeldbruck sorgte für eine Auferstehung - und ist nun selbst bedroht.

Von Ralf Tögel

Evolution? Schicksal? Was auch immer, der Lauf der Dinge ist nicht aufzuhalten. Zum Beispiel die Kreidezeit: Wer konnte schon etwas gegen diese riesigen, fleischfressenden Dinosaurier ausrichten? Na? Wer aufmuckte, wurde gefressen, so einfach war das. Hätte sich seinerzeit kein Meteorit aus den Tiefen des Alls die Erde als Landeplatz auserkoren, wer weiß. War aber so und damit auch ganz schnell Schluss mit der scheinbar unerschütterlichen Vorherrschaft des Tyrannosaurus Rex. Weg waren die possierlichen Tierchen, pulverisiert für alle Zeiten (das Krokodil und das Ding aus dem schottischen See mal ausgenommen). Die einen verschwinden, andere kommen, fressen und gefressen werden, Klein gegen Groß, David gegen Goliath, dem Gesetz der Natur ist kein Entkommen. Nirgends.

In München zum Beispiel war der höherklassige Handball ausgestorben. Evolution? Nun, ein bisschen Dummheit ist schon auch dabei gewesen. Es waren große Zeiten, ein paar Handball-Saurier mögen sich erinnern: Bundesliga, Milbertshofen und Schwabing, elektrisierende Derbys, Emotionen, erstklassiger Sport. Und dann? Eitelkeiten, Größenwahn, und bald war die Zeit des Spitzenhandballs in der Stadt abgelaufen. Doch es wuchs ein neues Pflänzchen - in Fürstenfeldbruck: Aufstieg in die dritte Liga, im ersten Jahr dem Abstieg per Relegation knapp entgangen, dann wiedererstarkt knapp an der Aufstiegsrelegation vorbeigeschrammt. Der Versetzung von der leichten Ost- in die schwere Süd-Gruppe getrotzt und dennoch von Sieg zu Sieg geeilt, plötzlich war die zweite Bundesliga ein realistisches Ziel. Und schon machte sich ein Meteorit auf den Weg, aus der Verbandszentrale: Eine kleine Formalie verpennt, ein erbsenzählender Funktionär und ein saftiger Punktabzug - und schon sind die Brucker Handballer akut vom Aussterben bedroht. Aber während sie noch ums Überleben kämpfen, bahnt sich schon wieder Neues an.

In Erding wurde gerade verkündet, das ein Handball-Leistungszentrum errichtet wird, Fernziel zweite Liga, vielleicht mehr. Und dann noch diese Fußnote, von Uli Hoeneß in einem Interview beiläufig hingeworfen: Man müsse Kräfte bündeln, denn der Handball komme auf seinen FC Bayern zu. Die wohl beste Nachricht, denn dieser Klub unterwirft sich keinen Naturgesetzen.

© SZ vom 20.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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