Linksaußen:Didi und die Diridaris

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Red Bull gegen Red Bull in der Fußball-Champions League oder zwei von SAP unterstützten Eishockey-Bundesligisten - ein Interessenkonflikt liegt in beiden Fällen nicht vor. Enger könnten die Interessen nämlich gar nicht sein.

Von Johannes Schnitzler

Die Welt ist dann doch nicht untergegangen am Donnerstagabend. Manche sagten, sie hätten ein leichtes Beben verspürt. Andere, die Erde sei für einen Moment still gestanden. Tatsächlich hat sie sich aber einfach weiter gedreht, so wie der Ball im Europa-League-Derby zwischen Red Bull Leipzig und Red Bull Salzburg. Weil's wurscht is'.

Dass zwei Teams aus einer Familie, in diesem Fall der Dynastie Dietrich Mateschitz, im selben Wettbewerb aufeinandertreffen, kommt vor. Die Bundesliga hat sogenannte "Werksduelle" zwischen Bayer Leverkusen und Bayer Uerdingen überlebt, an jedem Wochenende tritt irgendein VW-Klub gegen einen Verwandten aus dem Audi- oder Škoda-Zweig an. Gleichzeitig achtet der Deutsche Fußball-Bund penibel darauf, dass zwischen Profis und Amateuren eines Klubs mindestens zwei Ligen liegen, um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden. Fair.

Auch der europäische Fußballverband Uefa hat sich lange überlegt, ob RB vs. RB mit den Gepflogenheiten des sportlichen Gegeneinanders vereinbar ist. Und ist zu dem Schluss gekommen: passt schon. Leipzig und Salzburg seien "ausreichend voneinander getrennt", nicht nur örtlich. Keine natürliche oder juristische Person habe "entscheidenden Einfluss auf mehr als einen der teilnehmenden Vereine". Und überhaupt: Da spielt ja nicht Red Bull gegen Red Bull, sondern RB (Rasenball) gegen den FC Salzburg (in internationalen Wettbewerben dürfen Sponsoren nicht im Namen auftauchen). Na, bitte.

Dass in den vergangenen sechs Jahren 17 Spieler aus Salzburg nach Leipzig gewechselt sind und die nächsten bereits dort unterschrieben haben sollen? Bestimmt Zufall. Und weil es schon als Kind ihr Traum war, einmal für einen ostdeutschen Klub zu spielen. Und haben die Salzburger den Sachsen am Donnerstag nicht sauber den Kren gerissen? Heast, dös woa a Hetz. Man wisse bei all den RB-Trikots gar nicht mehr, wer wer sei, meinte nach dem Aufwärmen belustigt der Leipziger (oder Salzburger?) Timo Werner.

Auch im Eishockey ist ein RB-Betriebssportfest in der Champions League über kurz oder lang wohl unausweichlich. Und auch hier ergab eine Nachfrage schon in der vergangenen Saison: kein Interessenkonflikt, ausreichend voneinander getrennt, kein entscheidender Einfluss usw. Zwar sind zwei Geschäftsführer der EHC Red Bull München GmbH gleichzeitig Geschäftsführer respektive Managing Director beim EC Red Bull Salzburg. Aber das ist okay so, da hat Rupert Zamorsky ein wachsames Auge drauf. Zamorsky, im Vorstand der Champions League, ist Head of Marketing bei RB Salzburg.

Wer das schon unübersichtlich findet, wird sich dran gewöhnen müssen. Seit Dienstag ist offiziell, dass der Softwareriese SAP sich die Namensrechte an der neuen Sporthalle im Münchner Olympiapark gesichert hat, wo von 2021 an der EHC Red Bull (und die Basketballer des FC Bayern) ihre Heimspiele austragen sollen. SAP, gegründet von Dietmar Hopp, ist zugleich Hauptsponsor der Adler Mannheim, des schärfsten Konkurrenten der Münchner um den Titel in der Deutschen Eishockey Liga. Geschäftsführer der Adler ist Daniel Hopp, Dietmars Sohn. Die Adler spielen in der SAP Arena.

Wenn ein 6,5 Milliarden schwerer Global Player einen anderen 6,5 Milliarden schweren Global Player unterstützt, worum geht es dann? Um Sport? Geld? Die Weltherrschaft? Wer verleiht hier wem Flügel? Angeblich hat SAP sich die Namensrechte für 20 Jahre gesichert - ohne zu wissen, ob die Münchner Arena überhaupt den Namen SAP tragen darf. Vielleicht fusionieren beide Teams ja auch. Die Farben der Adler sind Rot, Weiß und Blau, wie die von Red Bull München. Team I spielt im kalifornischen San Jose, wo vorübergehend noch die Sharks über NHL-Eis flitzen - im SAP Center übrigens; Team II läuft im Olympiapark auf, im hippen neuen Hopp-Hopp-Dome, vom Volksmund (nach Dietrich, Dietmar und Daniel) auf Dididari-Arena getauft. Münheim oder Mannchen? Hauptsache, Red Bull SAP gewinnt die nächsten 20 Jahre den Titel. Interessenkonflikt? Ach was. Enger könnten die Interessen nicht sein.

© SZ vom 24.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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