Linksaußen:Blutsbruders Töchterlein

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Blut mag ja dicker sein als Wasser - das hinderte viele Geschwisterkinder aber nicht daran, sich spinnefeind zu sein. Bei den de Pratos ist das anders.

Von Stefan Galler

Blut mag ja dicker sein als Wasser - das hinderte in der Menschheitsgeschichte viele Geschwisterkinder nicht daran, sich spinnefeind zu sein. Los ging es bei Kain, der den verhassten Jüngeren in Ermangelung eleganterer Tötungsoptionen in der Frühphase der Menschheit kurzerhand totschlug. Auch Frankenherrscher Karl der Große und sein ehrgeiziges Brüderchen Karlmann waren einander in herzlicher Abneigung zugetan. Die Moor-Brothers in Schillers "Die Räuber" hatten auch keine gemeinsamen Interessen - außer natürlich das Erbe des Vaters. Und auch im Sport gibt es Beispiele, wenn einer dem anderen das Schwarze unter dem Nagel nicht gönnt. Wohl denen, die sich trotz atmosphärischer Störungen den Erfolg nicht neiden müssen, weil sie ihn beide erobern: wie Robert und Christoph Harting, Olympiasieger im Diskuswerfen. Der eine 2012, der andere 2016.

Nun gibt es glücklicherweise auch echte Erfolgsmodelle in Sachen Bruderliebe. Da fallen einem spontan die Waltons ein, in deren kinderreichem Haushalt ja immerhin vier der sieben Nachkommen männlichen Geschlechts waren. John-Boy, Jason, Ben und Jim-Bob hatten zwar auch ihre kleineren Konflikte untereinander, für einen beherzten Gute-Nacht-Gruß reichte es dennoch immer. Bee Gees und Jackson 5 mischten im Familienverbund die internationalen Hitparaden auf; die Förster-Brüder holzten sich einst beim VfB Stuttgart Seite an Seite durch die gegnerischen Sturmreihen.

Beeindruckend auch, wie sich in der US-Serie Prison Break ein unbescholtener Bürger in den Hochsicherheitsknast sperren lässt, um seinem zum Tode verurteilten Bruder zur Flucht zu verhelfen. Wobei, so etwas scheint gar nicht so selten vorzukommen. Eine leicht abgemilderte Form dieser dramatischen Saga spielt sich gerade im Großraum München ab: Markus und Florian de Prato, Trainerduo beim Fußball-Landesligisten TSV Moosach, holen ihren Bruder Stefan zurück! Aus den Fängen von Erfolgscoach Daniel Weber im fernen Garching! Aus der vierten in die sechste Liga! Wohl auch deshalb, weil das kleine Töchterchen des Stürmers angeblich immer bitterlich geweint haben soll, wenn der Papa zum Training ans andere Ende der Stadt aufgebrochen ist!

Da VfR-Trainer Weber in der Vorweihnachtszeit seinem Herzen einen Ruck gab und den verlorenen Bruder ziehen lässt, sind die insgesamt fünf De-Prato-Brüder nun im Abstiegskampf wiedervereint. Eine unschlagbare Phalanx, wie die Daltons. Die vier Söhne der Katie Elder. Die Ehrlich Brothers. Oder um es mit den Waltons zu sagen: Gute Nacht, Konkurrenten!

© SZ vom 18.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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