Süddeutsche Zeitung

Leichtathletik:Viele Schultern

Gräfelfings Leichtathleten haben ambitionierte Pläne - die Gruppe um Ex-LG-München-Läufer Trefz gilt als ihr neues Aushängeschild.

Von Andreas Liebmann, Gräfelfing

Waldemar Capeller hätte das so vermutlich nicht gemacht. Zumindest formuliert hätte er es anders. "Wir haben die Leichtathletik-Schule im Oktober gelauncht", sagt Andreas Krumpholz mit leuchtenden Augen. Er ist der Leichtathletik-Abteilungsleiter beim TSV Gräfelfing und damit Nachfolger Capellers, der die Sparte gemeinsam mit seiner Frau Anni 1982 gründete und bis 2017 führte. 35 Jahre, in denen 25 deutsche Meistertitel zusammenkamen, viele davon dank Trainerin Anni Capeller, die unter ihrem Mädchennamen Biechl 1960 Silber mit der 4×100-Meter-Staffel bei den Olympischen Spielen in Rom holte.

Gute Sprinter gab es hier auch früher. Das ist deshalb interessant, weil man zuletzt doch staunte, als plötzlich die Langsprinter Johannes Trefz, Michael Adolf, Tobias Giehl, Benedikt Wiesend und Arne Leppelsack von der LG Stadtwerke München nach Gräfelfing wechselten. Von dessen Leichtathleten kannte man zuvor doch eher nur die Stabhochspringer, die Trainer Matthias Schimmelpfennig zu nationalem Renommee brachte - nicht zuletzt, weil Capeller vor etwa 15 Jahren eine Sprungmatte organisiert hatte. Dass Capeller je etwas gelauncht hätte, ist dagegen nicht überliefert.

Es ist eine andere Zeit. Rechtsanwalt Krumpholz hat nie versucht, alles aufzufangen, was die Capellers zu ihrer Zeit geleistet haben. Dafür sitzt er nun vor bunten DIN-A-4-Blättern, mit Grafiken zur strategischen Planung und einem tabellarischen Vierjahresplan. Und Andreas Schuberth neben ihm, einer der Trainer, lobt, auf wie viele Schultern man inzwischen all die Aufgaben verteile, die nötig sind für ihr "Projekt", als dessen Aushängeschild die Gruppe um Trefz fungiert.

Auch Tokio 2020 steht bei den Zielen, ihr Fokus aber ruht auf dem Breitensport. In Strategiesitzungen hätten sie überlegt, wie sie mehr Kinder zur Leichtathletik bekommen, so entstand die Idee mit der Schule. Zwei Einheiten pro Woche für mindestens Achtjährige, mit renommierten Trainern, gegen eine Monatsgebühr von 25 Euro. Das Ganze ist ähnlich aufgebaut wie eine Kindersportschule (Kiss), nur eben schon mit der Spezialisierung auf die Leichtathletik. "Wir wollen uns daran messen lassen, dass wir sie im Sport halten", sagt Krumpholz. Sein ganzes Team wolle "die Leichtathletik nach vorne tragen", und wer sieht, wie begeistert er seine Ideen vorträgt, ahnt, wie er dieses Team zusammenbekommen hat. Mehr Hallen brauche man, erklärt er, innovative Konzepte, charismatische Trainer. Und sie seien weiter als geplant. Im Kran-Unternehmen von Werner Schmidbauer, einem ehemaligen Leichtathleten, gibt es einen potenten Sponsor, der Trainerstab vergrößere sich stetig, beim Kompetenzensammeln im Verein fanden sich Mediziner, Sportpsychologen, Medienprofis. "Hier steckt viel Herzblut drin", versichert Krumpholz. Hinter der Gruppe um Trefz soll viel passieren.

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Quelle:
SZ vom 10.05.2019
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