Kraftsport:"Eigentlich bin ich harmlos"

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Flummi mit Superkräften: Fiona Feuerer (Foto: privat/oh)

Fiona Feuerer, 1,48 Meter, hält den deutschen Rekord im Bankdrücken

Interview von Philipp Jakob, München

Schon im Alter von vier Jahren stand Fiona Feuerer in voller Eishockeymontur auf Schlittschuhen. 14 Jahre später spielt die Münchnerin mit den ESC Geretsried Arrows um die Titelverteidigung in der Frauen-Landesliga, auch am Sportinternat in Füssen trainiert sie zielstrebig für ihre Eishockey-Laufbahn. Vor wenigen Wochen in Burgau ist die 18-Jährige erstmals deutsche Meisterin geworden - allerdings in einer ganz anderen Sportart. Sie gewann die nationalen Titelkämpfe im Bankdrücken. Mit 70 Kilogramm stemmte Feuerer sogar einen neuen deutschen Rekord für ihre Alters- und Gewichtsklasse.

SZ: Deutsche Meisterin im Bankdrücken - haben Ihre Mitschüler am Sportinternat eigentlich Angst vor Ihnen?

Fiona Feuerer: (lacht) Ein paar Jungs machen manchmal Witze und schreien um Hilfe, wenn sie mich sehen. Die sind aber selbst 1,90 Meter groß. Eigentlich bin ich auch ziemlich harmlos. Außer auf dem Eis, da haue ich meine Gegner schon gerne mal um. Das gehört zur Sportart dazu.

Man muss wissen: Sie sind gerade mal 148,5 Zentimeter groß und wiegen 56 Kilo. Ist das nicht ein Nachteil?

Beim Eishockey ist es eher ein Nachteil, das stimmt. Allerdings wird man auch unterschätzt, was wiederum ein Vorteil ist. Beim Bankdrücken habe ich es an sich eher leichter, da ich mit meinen kurzen Armen nicht so einen weiten Weg habe.

Warum haben Sie mit dem Bankdrücken begonnen?

Beim Krafttraining trainiert man viele Sachen, die auch fürs Eishockey wichtig sind. Mit unserem Fitnesstrainer in Weilheim kann ich gezielt daran arbeiten.

Von ihm haben Sie auch Ihren Spitznamen?

Richtig. Ich bleibe ungern ruhig sitzen, selbst kurz vor einem Spiel hüpfe ich noch durch die Kabine. Und wenn Musik läuft, muss ich immer tanzen. Also hat er mich "Flummi" genannt.

Was sagen Ihre Eltern zu Ihrem Sport?

Auf das Sportinternat zu gehen, war meine eigene Entscheidung, meine Eltern unterstützen mich dabei. Das gilt auch für den Kraftsport. Sie leihen mir dann ein Auto oder bezahlen die Kosten, um zum Training zu fahren. Dafür gebe ich meinem Bruder Nachhilfe.

Und währenddessen stemmen Sie ihn zum lockeren Training in die Höhe?

Nein, aber ich habe tatsächlich schon Liegestützen mit meinem Bruder auf dem Rücken gemacht. Auch schon mit meinem Vater. Das war kein Problem. Nur mit meinem Trainer habe ich es noch nicht geschafft, der wiegt 90 Kilo.

Kommt es manchmal vor, dass selbst Sie ein Gurkenglas nicht aufbekommen?

Nein, das ist noch nie passiert. Meistens kommen meine Eltern an und fragen, ob ich ihnen etwas aufmachen kann.

Was ist Ihr Berufswunsch? Superheld?

Ich glaube, das geht nicht, da will ich realistisch bleiben. Am liebsten will ich natürlich Sportlerin werden. Falls das nicht klappt, Lehrerin für Mathe und Sport.

© SZ vom 26.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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