Judo-Bundesliga:Klare Worte in der Zeitschleife

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Großhaderns Judo-Männer scheitern erneut im Halbfinale um die deutsche Meisterschaft knapp an Esslingen, Trainer Matusche kritisiert seine Top-Kämpfer

Von Julian Ignatowitsch, Großhadern

Wie sich die Bilder gleichen: Erst jubelt Esslingen, am Ende Abensberg. Und die Männer des TSV Großhadern müssen einmal mehr vorzeitig geschlagen von der Matte gehen. Der Verlauf der Finalrunde in der Judo-Bundesliga schien eine Wiederholung des Vorjahres zu sein. Gefangen in der Zeitschleife? Natürlich nicht, nur erneut sehr knapp gescheitert. Aufgrund weniger Wertungspunkte schied Großhadern nach einem 7:7-Remis gegen den KSV Esslingen erneut im Halbfinale aus, mit dem gleichen Ergebnis wie im Vorjahr. Nicht verloren, trotzdem draußen. Wieder nur Platz drei. Meister wurde zum insgesamt 20. Mal und zum 13. Mal in Serie der TSV Abensberg.

Die Enttäuschung bei Trainer Ralf Matusche, der zuvor noch vom Titel geträumt hatte, war groß. Von einem Déjà-vu-Erlebnis wollte er trotzdem nichts wissen: "Im vergangenen Jahr war bereits das Erreichen der Endrunde ein Erfolg, da konnten wir unser Ergebnis positiv bewerten. Das ist diesmal nicht der Fall", stellte er klar. "Wir haben heute zu viele individuelle Fehler gemacht", begründete er das Aus. Angesprochen fühlen mussten sich insbesondere Alexander Wieczerzak (bis 81 kg) und Tobias Englmaier (bis 60 kg). Sie hatten nach einem erfolgreichen ersten Kampf jeweils in der zweiten Runde gepatzt, obwohl sie als klare Favoriten in ihre Begegnungen gegangen waren. Wieczerzak tat sich gegen Niklas Ebert bereits im ersten Duell schwer, siegte nur aufgrund eines Strafenvorteils, ehe er dann in der Revanche mit einer großen Wertung (Waza-ari) unterlegen war. "Er will die Nummer eins in Deutschland sein, dann darf er diesen Kampf nicht verlieren", fand Matusche klare Worte. Englmaier war zunächst, wie so oft, schnell erfolgreich, warf seinen Gegner Martin Schuhmacher in weniger als einer Minute mit Ippon auf die Matte. Doch beim zweiten Aufeinandertreffen rächte sich die forsche Herangehensweise des 26-Jährigen. In der Rückwärtsbewegung stellte ihm Schuhmacher schon nach 14 Sekunden ein Bein und beendete den Kampf. Hinten raus wurde dann plötzlich der 21-jährige Valentin Larasser zum entscheidenden Mann - und bereits nach 45 Sekunden nach einem irregulären Fußangriff disqualifiziert. "Kein Vorwurf an ihn, wir hätten das Ganze vorher entscheiden müssen", so Matusche.

Während die internationalen Kämpfer Adrian Gomboc (bis 66 kg) und Aleksandar Kukolj (bis 90 kg) pflichtgemäß alle vier Punkte einfuhren, hatte Großhadern einmal mehr Probleme im Schwergewicht. Weder Tim Günther (über 100 kg) noch Christian David (bis 100 kg) oder Felix Ditschek (über 100 kg), die alle hochgestuft wurden, konnten überzeugen, geschweige denn punkten. Der verpflichtete Niederländer Roy Meyer (über 100 kg) kam wegen der Ausländerbegrenzung gar nicht zum Einsatz. Er war aus taktischen Gründen erst für ein mögliches Finale mit Abensberg vorgesehen. "Wir wissen um die Schwergewichtsproblematik", sagte Matusche, dem in diesem Bereich auch der Nachwuchs fehlt. "Vielleicht scheuchen wir unsere Kämpfer zu viel rum, und sie setzen deshalb kein Gewicht an", übte er sich in Galgenhumor.

Dass Großhadern für Abensberg im Finale wahrscheinlich der unangenehmere Gegner gewesen wäre, räumten später auch die siegreichen Gastgeber ein. Die Neuauflage des Vorjahresfinales (10:3) endete heuer 10:4 und machte das Déjà-vu perfekt. "Wir unternehmen 2015 den nächsten Versuch", sagte Matusche, der nicht müde wird, gegen die niederbayerische Dominanz anzukämpfen.

Was ihm und der Vereinsführung Mut macht, ist die voraussichtliche Rückkehr der deutschen Zugänge Igor Wandtke und Aaron Hildebrand. Die beiden Neuen kamen in dieser Saison aufgrund von Verletzungsproblemen auf keinen einzigen Einsatz für ihren neuen Verein. Lediglich Wieczerzak war stets bei den Erstligaduellen am Start und kämpfte über die ganze Saison gesehen durchaus erfolgreich. Das Trio soll bleiben, doch um den Trainer in Zukunft zufrieden zu stellen, sollte Großhadern bald die Zeitschleife verlassen.

© SZ vom 20.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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