Hockey:Zwei, die nie zusammenfanden

Lesezeit: 2 min

Die Hockey-Frauen des Münchner SC und ihr Trainer Thorben Wegener haben sich getrennt - trotz gemeinsamen Erfolges

Von Andreas Liebmann, München

Selbstverständlich geschah die ganze Sache "im Einvernehmen", wie auch sonst, wenn ein Trainer von einem Tag auf den anderen geht, mitten in der Saison; nach zuletzt zwei Siegen und einem Unentschieden. So stand es in der Pressemitteilung, die der Münchner SC am Dienstagabend verschickte, um zu verkünden, dass Thorben Wegener, 43, mit sofortiger Wirkung nicht mehr Trainer des Bundesliga-Frauenteams ist. Doch irgendwie passte die so häufig missbrauchte Formulierung tatsächlich: Mannschaft und Trainer hatten sich darauf geeinigt, dass eine Trennung das Beste wäre. Einvernehmlich. Der Verein hielt sich in der Sache zurück. Sportdirektor Stefan Kermas will die genauen Hintergründe nicht erläutern, aber er macht klar, dass er diese Entwicklung bedauert. "Sportlich stehen wir gut da", sagt er, Wegener habe sich sehr konstruktiv in die Arbeit des gesamten Trainerteams eingebracht, auch beim Nachwuchs. Er habe wertvolle Impulse gesetzt und sei "eine Bereicherung" gewesen. Doch es habe Probleme mit der Mannschaft gegeben, auf der Beziehungsebene: "Wir haben nur versucht, den Prozess sauber zu begleiten."

Man kann wohl wirklich von einem Prozess reden. "Letztendlich hat er uns nicht so erreicht, es hat nicht hundertprozentig harmoniert", sagt Kapitänin Hannah Krüger, bisweilen seien einige gut gemeinte Sachen falsch angekommen. Offenbar ist es nicht leicht zu erklären, denn ihr Trainer habe seine Arbeit eigentlich gut gemacht, sie vor Spielen bestens eingestellt. "Das ist ja das Skurrile an der Situation", sagt die Nationalspielerin, "sportlich sind wir absolut zufrieden. In dieser Phase der Saison sind wir noch selten so gut da gestanden." Auf Tabellenrang vier, der zum Halbfinale um die deutsche Meisterschaft berechtigt, mit großem Vorsprung vor dem fünftplatzierten Berliner HC. Dennoch habe der Mannschaftsrat das Gespräch mit dem Vorstand gesucht, mit dem Ziel, für die kommende Saison möglicherweise Alternativen zu finden. Zu Beginn der Rückrunde habe es auch gemeinsame Aussprachen gegeben. Nun sei eben die Entscheidung gefallen, dass Co-Trainer Florian Zollner übernimmt. "Es ist nichts vorgefallen", sagt Krüger, "es ist auch nicht so, dass wir uns nicht mehr in die Augen schauen könnten."

Katrin Zollner vom Münchner SC. Sportlich steht der Frauen-Erstligist gut da. (Foto: Claus Schunk)

Letztlich hat Wegener selbst diese Entscheidung gefällt, am Dienstagabend habe er sich von der Mannschaft verabschiedet. "Ich habe gesagt, wir stehen so gut da, jetzt sollen sie ihre Ziele auch erreichen, ich will da nicht im Weg stehen." Wegener will nun erst einmal in sich gehen, mit sich ins Reine kommen, wie er sagt, denn bislang habe er selbst keine rechte Erklärung dafür, warum es nicht gepasst hat. "Vielleicht ist es eine Mentalitätsfrage, wir haben im Endeffekt nicht zusammengefunden." In Essen habe er mal eine Frauenmannschaft trainiert, aber eher so nebenbei: "Vielleicht bin ich ja nicht der geborene Damentrainer."

Vor knapp einem Jahr kam der diplomierte Hockeytrainer Wegener zum MSC, nachdem Klaus Holzmüller ebenfalls für knapp ein Jahr anstelle des damals überraschend abgewanderten Claas Henkel die MSC-Frauen trainiert hatte. Kermas und der Neue kannten sich aus Berliner Tagen, Wegeners Ehrgeiz decke sich mit den Münchner Zielen, sagte Kermas damals. Das ist wohl bis heute so, denn der Verein will versuchen, Wegener in anderer Funktion an sich zu binden. Noch gebe es dazu keine konkreten Pläne, sagt Kermas, dazu sei alles noch "zu frisch", aber er wolle in den nächsten Tagen Möglichkeiten ausloten.

Nicht zuletzt dank der Arbeit des Trainers Thorben Wegener. Dennoch haben sie sich gemeinsam für eine Trennung entschieden (Foto: Claus Schunk)

Wegener ist zumindest nicht abgeneigt. "Ich bin da offen, der MSC ist mein erster Ansprechpartner", sagte er am Mittwoch, "es ist ja nicht so, dass ich meine Zelte hier abgebrochen hätte." Im Gegenteil: Als er das sagt, steht er schon wieder auf dem Trainingsplatz des MSC-Geländes. Egal, wie die Entscheidung letztlich ausfällt, der Verdacht liegt nahe, dass sie einvernehmlich getroffen wird.

© SZ vom 07.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: