Süddeutsche Zeitung

Hockey:WM vor der WM

Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft testet beim Four Nations Cup in Grünwald gegen die Weltelite. So wie vor zwei Jahren. Anschließend gewann sie in Rio de Janeiro die olympische Bronzemedaille.

Von Tobias Wirth, Grünwald

Die Bewässerungsanlagen auf dem Hockeyfeld im Grünwalder Freizeitpark liefen auf Hochtouren. In hohem Bogen spritzten die Sprinkler das Wasser über den gepflegten Kunstrasenplatz und verteilten es gleichmäßig über die grüne Fläche. Kurz darauf liefen und sprangen einige Kinder über das sorgsam gewässerte Geläuf - das Jugendtraining des TSV Grünwald hatte begonnen.

Der Aufwand erscheint für ein simples Kindertraining überproportional hoch. Ist er auch. Doch von Mittwoch an bespielen nicht die Nachwuchs-, sondern die weltbesten Frauenmannschaften den Grünwalder Hockeyplatz. Beim Four Nations Cup, der vom 11. bis 14. Juli im Münchner Süden stattfindet, bereiten sich vier der derzeit sechs besten Nationalmannschaften auf die folgende Weltmeisterschaft in London vor. "Es ist quasi eine Mini-WM vor der WM", beschrieb Wolfgang Hillmann, der Präsident des Deutschen Hockey Bundes, bei einer Pressekonferenz am vergangenen Dienstag das Turnier. Neben der deutschen Frauen-Nationalmannschaft (Sechster der Weltrangliste) nehmen auch die Teams aus den Niederlanden (Erster), Argentinien (Dritter) und Neuseeland (Vierter) teil.

Eine Woche vor Beginn der WM im Londoner Lee Valley Hockey & Tennis Centre biete der Four Nations Cup für die Teams eine willkommene Gelegenheit zur Generalprobe, erklärt Hillmann. Hannah Krüger, langjährige Spielführerin der deutschen Nationalmannschaft und des Münchner SC, stellt die sportliche Bedeutung der Teilnehmerkonstellation in den Mittelpunkt. "Solch eine Qualität in einem Vorbereitungsturnier hätte ich mir während meiner Karriere auch gerne gewünscht. Das gab es bisher wohl noch nie", sagt Krüger, die ihre Laufbahn soeben beendet hat.

Besonders für die deutsche Mannschaft sind die Spiele gegen die internationale Spitze ein Härtetest. Die beiden bisherigen Testspiele gegen Italien (Weltranglistenplatz 15) am 30. Juni und 1. Juli hatten zwar eine klare Entwicklungstendenz, aber auch noch einiges an Verbesserungspotenzial offenbart. Nach einer Niederlage im ersten Spiel (0:1) dominierte Deutschland zwar die zweite Partie, siegte trotz zahlreicher Chancen aber lediglich 2:0. "Die Mädels müssen sich nach einer langen Bundesligasaison erst aufeinander abstimmen. In der Vorbereitung werden auch gerne verschiedene Sachen ausprobiert", ordnet Krüger dien bisherigen Verlauf ein. "Mit den anstehenden Partien holt sich die Mannschaft die Stabilität."

Bereits vor den Olympischen Spielen 2016 hatte Deutschland zwei Testspiele in Grünwald bestritten. In Rio de Janeiro gewann die Mannschaft dann überraschend die Bronzemedaille mit einem Sieg im kleinen Finale gegen Neuseeland. "Das war eine tolle Atmosphäre" erinnert sich Krüger, "es hat viel Spaß gemacht und gepusht, vor einer solchen Kulisse zu spielen." Gut 2000 Zuschauer sahen damals in Grünwald zu. Jetzt also die Rückkehr - ein gutes Omen? "Mit dem TSV Grünwald als Partner können wir alle Anforderungen erfüllen, welche die akribische WM-Vorbereitung mit sich bringt. Zudem hat sich die Anlage bestens bewährt", erklärt Hillmann. Für den veranstaltenden Klub ist das Turnier zudem eine große Chance. Im hockeyschwachen Bayern bieten sich solche Gelegenheiten nicht oft. Man rechne mit 3000 Interessierten, so Abteilungsleiter Michael Bork.

Im Modus Jeder gegen Jeden spielen am Mittwoch zunächst Neuseeland gegen die Niederlande (16 Uhr) und Deutschland gegen Argentinien (18 Uhr). Am Donnerstag von 17.30 Uhr an und Samstag (11 Uhr) finden die weiteren Spiele und die Siegerehrung statt.

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Quelle:
SZ vom 05.07.2018
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