Hockey:Und alles fängt wieder von hinten an

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Große Lücken: Die Weggänge - im Bild Rebecca Landshut - "eins zu eins zu ersetzen, wird nicht gehen", sagt der neue MSC-Trainer Benjamin Lang. (Foto: Johannes Simon)

MSC-Frauen starten bei Finalgegner Hamburg in die Bundesliga

Von Maximilian Ferstl, München

Wer einmal auf der Internetseite des Münchner Sportclubs (MSC) stöbert, findet früher oder später ein kurzes Video, das am 5. Juli dieses Jahres in Hamburg aufgenommen wurde. Es zeigt, wie sich die Münchner Hockey-Spielerinnen zu einer Tribüne begeben, auf der eine kleine Gruppe Fans lautstark MSC-Chöre brüllt. Zwar hat ihre Mannschaft soeben gegen den Uhlenhorster HC verloren, doch sie hat das Finale um die deutsche Meisterschaft erreicht. So gut waren die Münchner Hockeyspielerinnen noch nie. Das Team stellt sich vor der Tribüne auf, Rebecca Landshut steht etwas im Hintergrund. Sie klatscht rhythmisch in die Hände, macht aber gelegentlich Pause, um sich die feuchten Augen zu wischen. Vielleicht sind es Tränen der Enttäuschung, vielleicht Tränen des Abschieds. Vielleicht beides. Es sind ihre letzten Momente als aktive Hockey-Spielerin. Rebecca Landshut hört auf. Und sie wird nicht die einzige bleiben.

Wenn an diesem Wochenende die neue Bundesliga-Saison beginnt, ist die Mannschaft des MSC nicht mehr dieselbe wie an jenem Sonntag im Juli. Katrin Zollner hat ihre Karriere beendet, Nina Heinrich ebenso. Stephanie Frenz hört zwar nicht auf, ist aber nach Spanien gezogen für ein Auslandssemester. "Die fünfte fehlt noch", sagt Trainer Benjamin Lang. Es dauert, bis ihm India Kühnemann einfällt, die zum Ligakonkurrenten Großflottbeker THGC nach Hamburg wechselt.

Lang ist erst seit kurzem im Amt, zuvor trainierte er die Männer des MSC. Zu den Namen, die er sich noch einprägen muss, kommen drei neue Gesichter: Felicitas Heinen, die in der Jugend für die Münchner spielte, kehrt nach ihrem Studium aus Amerika zurück; Zora Boesser kommt von den Zehlendorfer Wespen; Katharina Kirschbaum steigt aus der Jugend in die erste Mannschaft auf. Trotzdem ist der Kader geschrumpft, Lang hat personell weniger Spielraum als sein Vorgänger Thorben Wegener und Interimstrainer Florian Zollner. Das müsse nicht zwangsläufig ein Nachteil sein, meint er. "Jede weiß, dass sie gebraucht wird und auch spielen wird", sagt Lang. Aus einem "kleinen, eingeschworenen Haufen" heraus will er die Lücke schließen, die die Abgänge gerissen haben. Lang weiß: "Eins zu eins wird das nicht gehen." Zollner hat "jede Abwehr beschäftigt", Frenz jedes Spiel in der Innenverteidigung durchgespielt. Jetzt werden die Positionen anders besetzt, die Rollen neu verteilt. Auch der Trainer muss sich erst zurechtfinden. Lang trainiert zum ersten Mal ein Frauen-Team, will daher am Anfang nur "kleine Impulse geben". Frauen-Hockey sei "anders", "ein bisschen langsamer", "Raum- statt Manndeckung".

Nach einem Umbruch werden Ziele oft vorsichtig formuliert. "Konkret haben wir noch nicht darüber gesprochen", sagt Lang - und wird dann doch recht konkret: "Unter die besten Vier" sollte der MSC schon kommen: "Man kann als Vizemeister ja kaum den Nichtabstieg als Ziel ausgeben." Nicht nach der erfolgreichsten Spielzeit der Vereinsgeschichte.

In Hamburg, dort, wo die vergangene Saison endete, beginnt nun auch die neue Spielzeit für den MSC. Am Samstag (17 Uhr) trifft Langs Team auf den Harvestehuder THC. "Unser Anspruch muss sein, dort die Punkte mitzunehmen", sagt Lang. Das dürfte sich am Sonntag (12 Uhr) schwieriger gestalten. Dann kommt es zur Neuauflage des Finales, wieder ist Uhlenhorst der Favorit. "Das ist die stärkste Mannschaft der Liga", findet Lang, "wir wollen uns möglichst gut verkaufen. Sollte sich aber eine Möglichkeit bieten, werden wir sie nutzen." Auf der MSC-Homepage wäre Platz für ein Video von einem Sieg beim deutschen Meister.

© SZ vom 18.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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