Hockey:Schmerzfreie Retterin

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Weiter so: Die Irin Sinead Loughran (re.) nach einem ihrer Tore. (Foto: Johannes Simon)

Die Frauen des Münchner SC holen sich ihre ersten Punkte - und die nächsten Schrammen

Von Katrin Freiburghaus, München

Nach 70 Minuten stand 2:0 auf der Anzeigentafel, und das war eigentlich zu wenig. Denn der erste Saisonsieg für die Hockey-Frauen des Münchner Sportclubs am Sonntag gegen Lichterfelde war eine klare Sache. Vor allem bescherte er dem MSC zusammen mit einem Zähler vom Vortag gegen Berlin die ersten Punkte. "Das war sehr wichtig für Kopf und Tabelle", sagte Interims-Kapitänin Anissa Korth.

Das prägende Bild des Tages war ein anderes, weil es wie kaum ein zweites die holprige Saison-Vorbereitung widerspiegelte: zwei Spielerinnen, wie sie fünf Minuten vor dem Abpfiff das Klub-Gelände verlassen - die eine humpelnd, die andere mit einem provisorischen Verband am Arm. Bei der ersten handelte es sich um die zurückgetretene Nina Hasselmann, die als Ersatz für die privat verhinderte Stephanie Frenz in den Kader gerückt war. Sie hatte in ihrer Heimat Nürnberg trainiert, sich dabei am Oberschenkel verletzt, am Samstag beim unglücklichen 2:2 (1:1) gegen Berlin aber trotzdem für den MSC gespielt. Am Sonntag ging es nicht mehr, weshalb sie Zeit hatte, die Zweite, Zugang Sinead Loughran, zum Arzt zu begleiten. Die Irin hatte zuvor beide Tore gegen Lichterfelde erzielt (27., 55.), war beim zweiten Treffer aber ins Tor gestürzt und hatte sich dabei einen tiefen Cut zugezogen.

"Ich verstehe nicht, wie man sich dabei so verletzen kann", sagte Coach Chris Faust, verzog das Gesicht und malte mit seinem Zeigefinger einen unangenehm langen Strich auf die Rückseite seines Arms, "sie ist halt mit reingesprungen, die ist schmerzfrei, und das tut uns im Angriff grundsätzlich ganz gut. Sie hat uns heute gerettet". Faust sprach von "gefühlt 85 Prozent Ballbesitz" gegen die überforderten Gäste aus Lichterfelde. Feldüberlegen war sein Team bereits am Vortag gewesen. Allerdings hatte das nach einer zwischenzeitlichen 2:1-Führung durch Tore von Elena Willig (14.) und Jacqueline Dorner (37.) lediglich zu einem Remis gereicht, weil der MSC seine Großchancen gegen Spielende nicht genutzt hatte. "Wir schießen kurz vor Schluss zwei Meter am leeren Tor vorbei. Und dann laufen zwei alleine auf den Torwart zu und treffen nicht", monierte Faust, "dieses Wochenende ist eigentlich ein klarer Sechser." Die Enttäuschung darüber, dass der MSC nach vier Spielen nun statt sechs doch nur vier Punkte auf dem Konto hat, hielt sich dennoch in Grenzen. Bereits in der Vorbereitung hatten sich die Blessuren gehäuft. Zudem zeichnet sich immer deutlicher ab, dass Fausts Bitte um Geduld für die Integration der externen Zugänge sowie der eigenen Jugendspielerinnen kein Understatement, sondern eine realistische Einschätzung war.

"Wir müssen arbeiten, aber wir hatten gegen Berlin schon sehr gute Spielzüge", sagte Willig über den aktuellen Stand und fügte hinzu: "Es ist anders, aber anders heißt nicht schlechter - die Zielsetzung bleibt das Final Four." Exemplarisch für die drastischen Veränderungen stand die Abwehrreihe des MSC, in der am Sonntag zeitweise Antonia Hering, 19, Janne Wetzel, 17, und Katharina Kirschbaum, 18, standen. "Vor drei Monaten waren da Hasselmann, Mia Sehlmann und Frenz", sagte Faust und hob vielsagend die Augenbrauen.

Er lobte die Auftritte der jungen Spielerinnen ausdrücklich und nahm auch erfreut zur Kenntnis, dass "wir schon viele Sachen anwenden, die wir trainieren". Die Vormittagseinheiten, in denen er seit seinem Amtsantritt im August spezialisiert einzelne Spielkomponenten üben lässt, funktionieren. Trotzdem blieb er bei seiner defensiven Prognose für die Hinrunde: "Wir bauen hier eine Mannschaft für die kommenden Jahre auf - und dafür brauchen wir Zeit."

© SZ vom 26.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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