Süddeutsche Zeitung

Hockey:Runter von der Praktikumswiese

Erstliga-Hockeymänner des MSC sind vor Hallenstart zielstrebig

Von Katrin Freiburghaus

Die Hockey-Männer des Münchner Sportclubs (MSC) starten am Samstag (15 Uhr, Allacher Sporthalle) unter den Augen des vor einer Woche neu ernannten Bundestrainers in die Hallen-Saison. Stefan Kermas kommt gegen den TSV Mannheim aber nicht zur Talentsichtung, sondern weil er gleichzeitig MSC-Coach ist; zumindest noch für die kurze Hallen-Serie, denn so war es mit dem Deutschen Hockey-Bund besprochen. Für den MSC hat das parallel zum Erstliga-Betrieb eine intensive Trainersuche hinter den Kulissen zur Folge.

Für die Nachfolge von Kermas, der im Klub zusätzlich Sportdirektor ist, werden externe Varianten von der Feld-Rückrunde im Frühjahr an, aber auch interne Interimslösungen in Betracht gezogen. Ein Übergangsmodell mit Personal aus den eigenen Reihen wird dabei nicht als Notlösung betrachtet. "Derjenige müsste sich nicht erst eingewöhnen, sondern wäre gleich nah dran", sagt Kapitän Felix Greffenius. Auch Kermas, der sich langfristig ein "nachhaltiges Modell" für den MSC wünscht, betont, dass eine zeitlich begrenzte Übergangslösung "kein Nachteil sein muss".

Bevor sich Kermas auf die Nationalmannschaft und sein Team sich auf den Aufstiegskampf in der zweiten Feld-Bundesliga konzentrieren, will er in der Halle aber vor allem eines vermeiden: einen Abschied mit Abstieg. "Darauf hätte ich persönlich wenig Lust", sagt Kermas. Ziel sei es deshalb wie in jedem Jahr, in der Liga zu bleiben - in Abgrenzung zum Herzschlagfinale der Vorsaison allerdings "sehr gerne klarer als 0,8 Sekunden". Der Klassenerhalt am letzten Spieltag hat bei den MSC-Männern zwar eine gewisse Tradition. Eine Situation wie im vergangenen Winter, als das entscheidende Tor für ein weiteres Jahr Erstklassigkeit erst eine knappe Sekunde vor Spiel- und Saisonende gefallen war, möchte aber niemand ein zweites Mal erleben. "Für unser aller Herz-Kreislauf-Systeme wäre ein Klassenerhalt vor dem letzten Spieltag mal sehr schön", sagt Kermas.

Damit das klappt, versucht es die Mannschaft diesmal mit einem psychologischen Kniff. Das Team habe nicht mit der Minimalzielsetzung starten wollen, sagt Greffenius, "damit man sich in den ersten Spielen nicht zurücknehmen und sagen kann: ,Na ja, das schaffen wir schon trotzdem noch irgendwie'". Deshalb strebt der MSC aus den ersten vier Spielen vor dem Jahreswechsel "sieben plus x" Punkte an. "Das ist ein sehr hoch gestecktes Ziel", räumt Greffenius ein, "aber wir haben in der letzten Zeit positive Erfahrung mit Zielsetzungen gemacht, weil wir gemerkt haben, dass wir unsere Leistung bringen, wenn wir uns selbst Druck machen."

In den vergangenen Jahren war es ja so gewesen, dass der MSC stets am Saisonende - wenn der Druck durch den drohenden Abstieg am größten war - mit starken Vorstellungen alles gerettet hat, was vorher schiefgelaufen war. Diesmal habe man nicht auf den Druck von außen warten wollen, sagt Greffenius. Das Team hat aber offenbar nicht nur psychologisch gut gearbeitet: Die Vorbereitung lief mit zwei Turniersiegen vielversprechend. "Wir haben uns spielerisch schneller gefunden als im Vorjahr", sagt Kermas, "jetzt müssen wir beweisen, dass wir das nicht nur auf der Praktikumswiese können."

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SZ vom 03.12.2016
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