Hockey-Trainersuche beim Münchner SC:Job ohne Anforderungsprofil

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Kein Nachfolger in Sicht: Benjamin Lang wird nach der Saison als Coach des MSC aufhören. (Foto: Claus Schunk)

Benjamin Lang, der Trainer der Hockey-Männer des Münchner SC, beginnt bald sein Referendariat. Deswegen muss er die Mannschaft abgeben - die braucht nun einen neuen Trainer.

Von Johannes Holbein, München

Wenn Felix Greffenius über die Fähigkeiten seines Trainers spricht, gerät er ins Schwärmen: "Er bereitet uns klasse auf die Gegner vor, ist in der Videoanalyse super, betreibt einen riesen Aufwand", sagt der Kapitän der Hockey-Männer des Münchner SC. Wenn Greffenius über die Zukunft seines Trainers spricht, wirkt er betrübt. Benjamin Lang, 28, heißt der Mann, der für Schwärmerei und Trübsinn verantwortlich ist. Er trainiert die Hockey-Männer seit zweieinhalb Jahren, nach der kommenden Feldsaison hört er auf.

"Es ist zeitlich einfach nicht mehr möglich, das ist schade, aber so ist es eben", sagt Lang. Im vergangenen Jahr hat der Lehramtsstudent seine Examensprüfung geschrieben, im kommenden September beginnt er sein Referendariat. "Wenn ich Trainer bin, dann habe ich den Anspruch, viel Zeit für die Mannschaft aufzubringen." Das sei während der Lehrerausbildung kaum möglich, zudem hat Lang Frau und zwei Kinder. Kapitän Greffenius bedauert das: "Er ist eben ein super Trainer, es macht Spaß mit ihm zusammen zu arbeiten, deswegen ist das natürlich traurig."

Der Mannschaftsführer ist nicht der einzige, der lobende Worte für Lang findet. Auch Sportdirektor Stefan Kermas sagt: "Benjamin hat super Arbeit geleistet." Im September 2012 war Lang auf Christoph Elste gefolgt, der mittlerweile Jugendkoordinator des Klubs ist. Der MSC spielte damals in der zweiten Bundesliga Süd, es wurden zwei Wege diskutiert: Den Aufstieg ein weiteres Mal mit denselben Spielern zu versuchen, oder einen Schnitt zu machen und mehr auf die Jugend zu bauen.

Elste wollte es mit der Jugend wagen, der Verein entschied sich gegen den Umbruch - und damit für Benjamin Lang als Trainer, der zu diesem Zeitpunkt selbst Abwehrspieler beim MSC war. "Benjamin ist in die Bresche gesprungen, als wir einen Trainer gesucht haben und hat seine Spielerkarriere mehr oder weniger geopfert", sagt Greffenius. Lang hatte damals schon den A-Trainerschein, dennoch war die Aufgabe neu. Mit Ruhe ging er sie an, ohne große Worte und Gesten, aber mit einem festen Ziel: Aufstieg in die erste Liga. In seiner ersten Feldsaison als Trainer führte er den MSC gleich auf Platz zwei. 2014 stiegen die Münchner unter Lang nach sieben Jahren wieder in die Eliteliga auf.

Aktuell sieht es sportlich nicht gerade gut aus, mit vier Punkte aus der Hinrunde ist der MSC Tabellenletzter. Dennoch, das betont auch Kermas, sei die Tabellensituation nicht der Grund für den Trainerwechsel am Ende der Saison: "Das ist eine private Entscheidung von Benjamin, das hat mit der sportlichen Situation nichts zu tun."

Kermas' Aufgabe ist es jetzt, einen neuen Coach zu finden, einen mit "fachlicher und sozialer Kompetenz". Ein genaues Profil gebe es aber nicht: "Wir schauen sehr breit, werden einige Gespräche führen und uns dann entscheiden", so Kermas. Ganz so einfach dürfte das nicht werden, denn einen richtigen Trainermarkt gebe es laut Kermas nicht: "Es ist nicht so, dass es viele Trainer gibt, die für diese Aufgabe geeignet sind." Auch eine Lösung aus den eigenen Reihen schließt er nicht aus. Die interne Lösung gilt allerdings als eher unwahrscheinlich: "Ich sehe da momentan keinen, der das Potenzial hat, diese Rolle einzunehmen", sagt jedenfalls Kapitän Greffenius.

Klar ist, dass der neue Trainer in enger Zusammenarbeit zwischen Kermas und einem Spielergremium gefunden werden soll. Neben dem Kapitän gehört zu dieser Gruppe Eike Bumb, der als erfahrener Spieler seine Ideen einbringen soll. Der 19-Jährige Sebastian Kirschbaum vertritt die jüngere Garde. Auf ein genaues Trainerprofil möchte sich auch Greffenius nicht festlegen. Er sagt aber: "Ein junger Trainer würde uns sehr gut tun, einer, der noch am Anfang ist und viel Motivation mitbringt."

Einer wie Benjamin Lang. Den interessiert die Diskussion um seine Person hingegen wenig, er konzentriert sich auf seine Mannschaft und die anstehende Rückrunde. Ohne große Worte, aber mit einem festen Ziel: "Es wäre super, wenn ich mich hier mit dem Klassenerhalt verabschieden kann."

© SZ vom 26.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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