Hockey:Gold wert

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„Von Anfang an haben alle füreinander gerackert“: Der MSC um Charlotte Steiner feiert einen Arbeitssieg. (Foto: Catherina Hess)

Die Hockey-Frauen des Münchner SC beenden die Hinserie mit einem Erfolgserlebnis. Plötzlich haben sie sogar wieder Chancen auf das Viertelfinale.

Von Katrin Freiburghaus, München

Wer am Ende des Regenbogens grabe, so erzählt es die keltische Legende, der finde dort in der Erde herabgeregnetes Gold. Ob sich am vergangenen Samstag hinter der Klubanlage des Münchner Sportclubs, wo ein solcher Regenbogen in den Bäumen verschwand, jemand als Goldgräber versuchte, ist nicht bekannt. Gut dokumentiert ist hingegen, dass die Hockeyspielerinnen des MSC im letzten Spiel der Bundesliga-Hinrunde auf ihrem unmittelbar unter jenem Regenbogen gelegenen Kunstrasen etwas fanden, das für sie in dieser Saison bislang ähnlich wertvoll - weil ähnlich selten - war: Sie fanden das gegnerische Tor.

Der Treffer von Charlotte Veitner aus der 39. Minute war erst der neunte im elften Spiel, seltener traf nur der Tabellenletzte Großflottbek (7). "Wir haben über die gesamte Hinrunde gesehen offensiv zu wenig Qualität auf die Wiese gebracht", sagte MSC-Coach André Schriever. Am Samstag genügte dieser eine Treffer zum 1:0 Endstand und zum zweiten Saisonsieg. Zu verdanken war das auch einer entschlossenen, vor allem aber geschlossenen Defensivleistung im vierten Viertel: Die letzten zehn Minuten verbrachte der MSC im eigenen Schusskreis damit, Mülheimer Angriffe zu parieren. "Man hat heute eine brutale Einheit auf dem Platz gesehen", lobte Schriever. Abwehrchefin Philin Bolle pflichtete ihm bei. Das Team sei abseits des Feldes längst zu einer Einheit zusammengewachsen, auf dem Platz greife hingegen noch nicht immer alles ineinander. "Aber heute war so ein Spiel, wo von Anfang an alle füreinander geackert haben."

Für die Rückrunde setzt Schriever auf externe Verstärkung

Dabei spielten nicht einmal alle mit: Weil die weibliche A-Jugend des MSC parallel auf der Klubanlage die Zwischenrunde zur deutschen Meisterschaft bestritt, musste Schriever für die betroffenen Spielerinnen entscheiden, wo sie dringender gebraucht wurden - unter ihnen die Stammspielerinnen Jule Bleuel und Lara Wenz. Weil sie für die A-Jugend aufliefen, waren sie für die Bundesliga-Partie nicht spielberechtigt. Schriever begründete die Entscheidung damit, "dass der Playoff-Zug für uns aufgrund der Tabellensituation eigentlich abgefahren war". Er habe deshalb "die Jugend stark machen" wollen, "weil sie eine reelle Chance auf die Endrunde hatte". Die nutzte sie zunächst auch und zog mit einem 4:1 gegen Raffelberg ins Viertelfinale ein, verpasste das Final-Four-Turnier allerdings am Sonntag durch ein 0:5 gegen den UHC Hamburg.

Aufgrund des Erfolgs gegen Mülheim und eines gleichzeitigen Patzers des Harvestehuder THC hat nun jedoch auch das Bundesliga-Team wieder unverhofft Chancen aufs Viertelfinale. "Wir können jetzt zumindest mit einem besseren Gefühl in die Hallenpause gehen", sagte Schriever. Die wegen des vollgepackten internationalen Kalenders verkürzte Rückrunde wird in zwei Sechserstaffeln absolviert, deren Top Vier in Playoff-Partien die Endrundenteilnehmer ausspielen, während die beiden Letztplatzierten in Playdowns die beiden Absteiger ermitteln. Der MSC ist in seiner Staffel unverändert Fünfter, der Vierte Harvestehude aber nur noch fünf Punkte entfernt.

Angesichts der Unentschieden gegen die beiden derzeit Letzten der Staffeln - Großflottbek und Zehlendorf - stelle sich ein "Hätte-man-mal-Gefühl" ein, sagte Bolle und präzisierte: "Wenn wir nur eins mehr gewonnen hätten, wären wir jetzt ganz nah am Viertelfinale dran, das ist wirklich bitter." Schriever gab indes zu bedenken, dass sein Team zwar mehr könne, als es die Tabelle aussage, "wir gemessen an dem, was wir davon bisher gezeigt haben, aber genau da stehen, wo wir hingehören".

Schriever setzt für die Rückrunde auf externe Verstärkung wie Julia Mackensen, die aus Studiengründen vom UHC aus Hamburg wechselte und am Samstag debütierte, und Cara Sambeth vom Stadtrivalen ESV, die ab der Hallensaison zum Team stößt. "Das sind Jugend-Nationalspielerinnen, die Qualität mitbringen, aber auch im Training für mehr Druck und Konkurrenzkampf sorgen", sagte er. Zunächst beurlaubte er das Team jedoch für zwei Wochen, ehe die Vorbereitung auf die Indoor-Saison beginnt, wo es auch ohne Regenbögen zum Verbleib in der ersten Bundesliga reichen soll.

© SZ vom 21.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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