Süddeutsche Zeitung

Hockey:Feldversuche mit der Weltspitze

Beim Vier-Nationen-Turnier in Grünwald wollen sich die deutschen Hockey-Frauen den letzten Feinschliff für die in knapp zwei Wochen startende Weltmeisterschaft in London holen.

Von Tobias Wirth

Der Pflicht soll bald die Kür folgen. Im Februar hat die deutsche Hockey-Nationalmannschaft der Frauen in Berlin die Weltmeisterschaft in der Halle gewonnen, und Ende nächster Woche beginnt die Feldhockey-WM in London. Das traditionell hallenstarke Deutschland gehört zwar zur erweiterten Weltspitze, ist aber, anders als bei der Heim-WM in der Halle, draußen nicht der große Favorit. "Gerade deshalb ist eine akribische Vorbereitung für uns umso wichtiger", erklärt Frauen-Nationaltrainer Xavier Reckinger. Der Abschluss dieser Vorbereitung findet von diesem Mittwoch an im Münchner Süden statt: der Four Nations Cup auf der Anlage des TSV Grünwald (Dr.-Max-Straße 38).

Der 34-jährige Belgier Reckinger ist seit vergangenem Herbst Bundestrainer. Sein Vorgänger Jamilon Mülders hatte ihn nach den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro als seinen Co-Trainer zum Deutschen Hockey Bund (DHB) geholt, seit Oktober 2017 ist er nun der verantwortliche Bundestrainer und bereitet die Damen-Nationalmannschaft, die sich selbst "Danas" abkürzt, auf die WM in London (21. Juli bis 5. August) vor - mit illustren Gegnern.

Mit den Niederlanden, Argentinien und Neuseeland sind die Ränge eins, drei und vier der Weltrangliste zu Gast im Münchner Vorort. Es werden also echte Härtetests für die sechstplatzierten Deutschen, "die den nötigen Feinschliff bringen sollen", wie Reckinger in ziemlich flüssigem Deutsch erklärt. Genau darum habe er die Weltelite ja eingeladen, und zum Glück haben alle drei Nationen zugesagt.

Nach der Hallensaison mit dem krönenden Abschluss in Berlin liegt der Fokus seit März auf dieser WM-Vorbereitung. "Nach holprigem Start haben sich jetzt deutliche Entwicklungsschritte gezeigt", fasst Reckinger die bisherige Vorbereitung zusammen. Das fiel vor allem bei der Chancenverwertung auf. Je zwei Testspiele gab es gegen Spanien (2:2 und 2:1) und Italien (0:1 und 2:0), in beiden Fällen funktionierte die Offensive im zweiten Spiel besser. "Wenn du keine Tore schießt, kannst du nicht gewinnen", erklärt Reckinger lapidar. Nach viel Angriffstraining mit dem Co-Trainer Florian Keller, seinerzeit Weltklassestürmer und Olympiasieger, klappte das Toreschießen zuletzt sogar hervorragend: In zwei Testspielen Anfang Juli gegen den WM-Gastgeber und Olympiasieger England gewannen die Danas 2:1 und 4:2.

In den kommenden Tagen soll sich in Grünwald nun auch die Defensive noch mehr Stabilität aneignen. "Wenn du gegen solche Top-Mannschaften nicht gut verteidigst, kriegst du schnell die Quittung", weiß Reckinger, "wir wollen unser Abwehrverhalten, gerade nach Ecken, weiter verfeinern und uns an das Spieltempo der Weltspitze gewöhnen."

Zunächst an das der Argentinierinnen. Nach dem Eröffnungsspiel des Vier-Nationen-Turniers zwischen Neuseeland und den Niederlanden am Mittwoch (16 Uhr) treffen die Danas um 18 Uhr auf "Las Leonas" (die Löwinnen). Am Donnerstag um 17.30 Uhr geht es weiter mit Argentinien gegen die Niederlande, zwei Stunden später folgt die Partie Deutschland gegen Neuseeland. Am Samstag von elf Uhr an finden die letzten beiden Paarungen mit anschließender Siegerehrung (15 Uhr) statt.

Wegweisend für Deutschland dürfte sicher die Partie gegen Las Leonas werden. Die Argentinierinnen sind, neben Spanien und Südafrika, eine Woche später nicht mehr Testspiel-, sondern WM-Gruppengegner der Deutschen, in deren ausgeglichenem Kader zehn Bronzemedaillengewinnerinnen von Rio 2016 und acht neue Spielerinnen stehen. Bei der Hallen-WM war es ihnen zumindest schon geglückt, auf den Punkt fit zu sein.

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Quelle:
SZ vom 11.07.2018
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