Süddeutsche Zeitung

Hockey:Die gesprengte Party - und der Tag danach

Münchens Hockey-Teams behalten ihre Ziele doch im Blick: Die Frauen schlagen den Berliner HC, die Männer gewinnen gegen Stuttgart.

Von Katrin Freiburghaus

Kurz nach dem Abpfiff am vergangenen Sonntag war André Schriever auf der Suche. Auf der Suche nach Händen. Zum Abklatschen. Denn der Hockeytrainer der Erstliga-Frauen vom Münchner Sportclub musste irgendwohin mit seiner Erleichterung über den ersten Saisonsieg im siebten Anlauf. Ein knappes, aber nicht unverdientes 1:0 (1:0) gegen das MittelklasseTeam des Berliner HC stand nach 60 Minuten auf der Anzeigetafel, und aus einem Wochenende, das denkbar schlecht begonnen hatte, wurde doch noch ein würdiger Rahmen für die Einweihung des zweiten Kunstrasenplatzes auf dem MSC-Gelände.

Am Samstag waren zu diesem Meilenstein in der strukturellen Klub-Entwicklung allerlei Unterstützer aus Wirtschaft und Politik zu einem Stelldichein geladen gewesen. Dann aber hatten die Bundesliga-Teams die Party gesprengt, indem zunächst die Erstliga-Frauen nur 1:1 (0:1) gegen das in der Liga bislang heillos überforderte Tabellenschlusslicht Zehlendorfer Wespen gespielt und die Zweitliga-Männer anschließend 2:4 (0:2) gegen Frankfurt, ihren ärgsten Konkurrenten um den Aufstieg, verloren hatten. "Das passte sportlich gar nicht", befand Abteilungsleiter Frank Ommert noch einen Tag später.

Vor allem im Fall der Frauen hatte es düster ausgesehen, das 1:1 gegen Zehlendorf war erst der zweite Punkte der Saison gewesen und Schriever hatte nicht zum ersten Mal zahllosen ungenutzten Torchancen nachgetrauert. "Ein Spiel mit zehn Ecken und 80 Prozent Ballbesitz in der zweiten Halbzeit kann eigentlich unmöglich unentschieden enden", sagte er am Sonntag kopfschüttelnd, als er das Resultat im Gesamtkontext schon mit mehr Gelassenheit betrachten konnte. "Was wir gestern an Pech hatten, hatten wir heute ein bisschen an Glück", sagte er mit Blick auf zwei Berliner Tore, die nicht in die Spielwertung eingegangen waren, weil das erste Sekundenbruchteile nach der Schlusssirene des ersten Viertels gefallen und dem zweiten kurz vor Ende des dritten Viertels ein hoher Ball vorausgegangen war.

Ausschlaggebend für den Dreier sei gewesen, "dass wir ein Tor geschossen haben - und das auch noch als Erste", sagte Schriever. Bisher war der MSC noch in keinem Spiel in Führung gegangen. Schriever wertete es als Beleg dafür, "dass alle wollen", dass sein Team das 1:0 von Alexandra Sandner aus der 19. Minute trotz gesundheitlicher Probleme mehrerer Leistungsträgerinnen über die Zeit verteidigte. "Sie können noch nicht immer, aber das Können kann man lernen. Beim Wollen ist das schwieriger", fügte er hinzu.

Weil der Harvestehuder THC gegen Aufsteiger Rüsselsheim nur remis spielte, ist für den MSC sogar der vierte Platz und die damit verbundene Qualifikation für das Viertelfinale wieder in Reichweite gerückt. Da die Rückrunde seit dieser Saison in zwei Staffeln ausgetragen wird, ist der MSC mit fünf Zählern als Fünfter der Staffel A und drei Punkten Abstand auf den Vierten Harvestehude, mit dem noch ein direktes Duell aussteht, wieder im Rennen um die Playoffs. Schriever bremste die Euphorie mit den Erfahrungen der vergangenen Wochen im Hinterkopf jedoch und sagte: "Das Ziel ist jetzt erst mal, mindestens Fünfter zu bleiben, um im Zweifel den leichteren Gegner in den Playdowns zu bekommen."

Auch die Männer rehabilitierten sich am Sonntag mit einem 4:0 (3:0) gegen Stuttgart und bestätigten ihren Trainer Patrick Fritsche in dessen Prognose, "dass uns eine Niederlage wie gegen Frankfurt in der vergangenen Saison noch aus der Bahn geworfen hat, in dieser aber nicht mehr". Am Vortag hatte er noch bemängelt, dass sein Team "zu viel an Zauberei" gedacht hätte, während Michael Rostek (7.), Marinus Mack (20., 28.) und Korbinian Grießl (42.) gegen Stuttgart einfach das Tor trafen. "Das war heute eine sehr gute Antwort", lobte Fritsche, "damit bleiben wir auf Schlagdistanz zu Platz eins". Die MSC-Saisonziele sind also allesamt wieder in Sicht.

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SZ vom 30.09.2019
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