Heimstetten gelingt Regionalliga-Verbleib:Mit Gewichten an den Füßen

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Das Team von Christoph Schmitt hat auch im Rückspiel gegen Rain Probleme, nutzt aber seine wenigen Chancen zu einem 2:1-Heimsieg. Nun stehen Urlaub und eine Aufarbeitung an.

Von Christoph Leischwitz, Kirchheim

Wir fürchten keinen Gegner, ob Stadt oder Land - so lautet eine Zeile in einem alten Schlager über den SV Heimstetten, der vor jedem Spiel über die Lautsprecher läuft. Am Sonntagnachmittag war ein Gegner aus einem eher ländlichen Bereich Bayerns zu Gast, ein niederklassiger obendrein: Der Bayernligist TSV Rain wollte dem SV Heimstetten in der Relegation seinen Regionalligaplatz streitig machen. Und es sah lange Zeit so aus, als würde der SV Heimstetten eher den Gegner vom Land fürchten als umgekehrt - und doch reichte es dann irgendwie, um in der Liga zu bleiben: 2:1 gewann die Mannschaft von Christoph Schmitt nach einem glücklichen 1:1 im Hinspiel. Das Duell war in vielerlei Hinsicht durchaus repräsentativ für die gesamte Saison.

Rains Käser vergibt Chance um Chance, dann trifft er - den Pfosten. Mit den Stollen. Vor Wut

Im Hinspiel hatten die Rainer dominiert. Im Rückspiel agierten die Gäste zu Beginn zwar deutlich defensiver, allerdings mit dem gleichen Ergebnis: Maximilian Käser vergab Chance um Chance. Nach knapp fünf Minuten schoss er knapp am fernen Pfosten vorbei, nachdem ihn der agile Marco Zupur freigespielt hatte. In der 13. Minute setzte Johannes Müller einen Freistoß der Gäste knapp über die Latte, dann war wieder Käser dran: Er geriet wenige Meter vor dem Tor in Rücklage, schoss drüber - und traf danach aus purer Wut mit seinen Stollen den Pfosten (16.). "Wir sind wieder nicht gut reingekommen. Es war, als hätten wir Gewichte an den Füßen", sagte Heimstettens Trainer Schmitt später. Bis zur 28. Minute gelang kein einziger Torabschluss - dann aber lag der Ball plötzlich im Tor: Lukas Riglewski bediente mit einem Pass durch die Mitte den in Stürmerposition geeilten Manuel Duhnke, und der traf mit einem sehenswerten Halbvolley ins ferne Eck. Zwei Minuten später vergab Mohamad Awata eine weitere gute Möglichkeit. Zum ersten Mal in diesem Duell begegneten sich die beiden Teams nun auf Augenhöhe. "Mit dem Tor waren wir endlich im Spiel", freute sich Schmitt.

Nach dem Seitenwechsel musste sich Rains Keeper Kevin Maschke bei einem Schlenzer von Marcel Ebeling strecken (47.), dann wurde die Partie hektischer: Heimstettens Außenverteidiger Maximilian Hintermaier schrie nach einem Zweikampf nahe der eigenen Eckfahne laut auf, Freistoß gab es aber nicht, dafür Einwurf für Rain. Dann kam der Ball in die Mitte und wurde verlängert, Keeper Maximilian Riedmüller war kurz unkonzentriert, am zweiten Pfosten stand Blerand Kurtishaj bereit und köpfelte den Ball zur Überraschung der 707 Zuschauer ins Netz (53.). Kurtishaj war zwei Minuten zuvor für den angeschlagenen Michael Krabler in die Partie gekommen.

„Unglaublich groß“ war die Erleichterung bei den Fußballern des SV Heimstetten – hier jubelt der vermutlich scheidende Mohamad Awata. (Foto: Claus Schunk)

Der Spielstand, der zu einer Verlängerung geführt hätte, hielt aber nur zehn Minuten, dann musste Yannick Günzel den Ball nach Vorlage von Awata aus kurzer Distanz nur noch über die Linie drücken (63.). Es folgten die schon obligatorischen Käser-Chancen, Riedmüller, der nach einem Zusammenprall augenscheinlich unter Schmerzen litt, war nicht mehr immer Herr der Lage, die Heimstettener Abwehr geriet ein ums andere Mal ins Schwimmen - doch das 2:1 hielt. Heimstetten hatte sich mit einer schlechten und einer durchschnittlichen Leistung in der Liga gehalten, "weil wir heute unsere wenigen Chancen, die wir hatten, zum Sieg genutzt haben", sagte Schmitt.

Jetzt sei die Erleichterung "unglaublich groß, man sieht's ja", sagte Schmitt, als er auf die Spieler am Seitenrand zeigte, die gerade mit den Fans feierten. Wenige Minuten später saß er schon auf dem Fahrrad, seine Frau wartete mit dem fertig gepackten Auto zu Hause, um in den Urlaub fahren zu können. Doch die nun endlich abgeschlossene Saison bedarf noch der Aufarbeitung. "Wir wissen, dass wir allesamt Fehler gemacht haben", sagte Schmitt selbstkritisch, auch war die Stimmung in den vergangenen Wochen nicht immer pro Regionalliga gewesen.

Bei der Aufarbeitung nicht mehr dabei sein wird Co-Trainer Lennart Hasenbeck, der in den Jugendbereich des FC Augsburg wechselt. Die Weggänge der Spieler Daniel Wellmann, Mathias Regal (der in der Relegation wegen Flitterwochen fehlte), Ali Ulusoy (bereits abgereist), Peter Beierkuhnlein (rettete in der 79. Minute in seiner letzten wichtigen Aktion für den SV auf der Linie) stehen bereits fest, auch Awata, der Torschütze im Hinspiel, dürfte weiterziehen. "Es wird ganz sicher nicht leichter in der nächsten Saison", sagte Schmitt im Hinblick auf die kommende Spielzeit, in der er hofft, wegen der Relegation vielleicht noch das eine oder andere Spiel zu Saisonbeginn nach hinten verlegt zu bekommen.

Am frühen Sonntagabend war das alles ziemlich egal. Als das Stadion schon fast leer war, sangen die Heimstettner Ultras "Nie wieder Bayernliga" und zündeten eine rote Rauchbombe. Nach den Feierlichkeiten steht dann ein weiteres Jahr Außenseitertum an.

© SZ vom 03.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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