HCD Gröbenzell:Unerschütterlich im Glauben

Lesezeit: 2 min

„Wir werden lernen und weiter hart arbeiten“: Für Trainer Hendrik Pleines und seine Mannschaft ist Aufgeben jedenfalls keine Option. (Foto: Günther Reger)

Der Handball-Zweitligist verliert auch beim Vorletzten in Zwickau. Die Hoffnung auf den Klassenerhalt bleibt dennoch intakt: Bis zur Rückrunde will der Aufsteiger genug Erfahrung gesammelt haben.

Von Ralf Tögel, Gröbenzell

Zwei Dinge sind für Hendrik Pleines derzeit essenziell: Dass er jeden Montag Spielerinnen begrüßen kann, die mit großer Motivation zum Training erscheinen. Und: "Dass sie Spaß am Handball haben." Beides, so versichert der Trainer der Gröbenzeller Handballerinnen, "ist der Fall". Und beides ist nicht selbstverständlich, denn der Aufsteiger hechelt in der zweiten Bundesliga hinterher, die jüngste Niederlage beim BSV Sachsen Zwickau hat den letzten Tabellenplatz zementiert - Zwickau war Vorletzter und hat den Abstand auf den HCD auf vier Punkte vergrößert. Auch die Deutlichkeit des 23:30-Endergebnisses hat keine Spuren hinterlassen, betont der Trainer, wenngleich er es als "enttäuschend" wahrgenommen hat.

Lisa Antl ist gerade 17 Jahre alt, jetzt hat sie der DHB zum Jugend-Nationalteam eingeladen

Vera Balk war mit acht Treffern beste Schützin, auch sie war ernüchtert nach der Pleite. Balk bestätigt aber, dass "die Stimmung wirklich nicht schlecht ist". Wie der Trainer und seine erfolgreichste Werferin unisono erklären, habe diese unerschütterlich positive Einstellung mit einem gewissen Realismus zu tun. "Wir wussten, dass wir viele Spiele verlieren werden", sagt die Rückraumspielerin, die zu den erfahrenen im Team zählt. Das Verlieren drücke natürlich aufs Gemüt, hinterlasse aber keinen bleibenden Schaden. "Um zu punkten, müssen wir einen sehr guten Tag erwischen", sagt die 28-Jährige, das sei am vergangenen Wochenende nicht der Fall gewesen. "Wir haben es zu viel über die Mitte versucht", analysiert Pleines, nicht über die flinken Außenangreiferinnen, wie in den beiden Partien zuvor - beim bislang einzigen Punktgewinn gegen Herrenberg und der unglücklichen Niederlage beim favorisierten SV Werder Bremen.

In Zwickau rannten sich die HCD-Angreiferinnen allzu oft im mächtigen 6:0-Abwehrblock des Gastgebers fest, einem Team mit großer Tradition im Frauenhandball. "Zwickau spielt seit 25 Jahren in der zweiten Liga", erklärt Pleines, dort sei man sicher nicht mit dem Anspruch angetreten, lediglich ein weiteres Jahr hinzuzufügen. Was vor zwei Wochen Zwickaus Trainer Marko Brezic veranlasste, seinen Vertrag wegen anhaltender Erfolglosigkeit aufzulösen. Denn ein Team mit Spielerinnen wie Kreisläuferin Nadja Bolze und Rückraumwerferin Petra Nagy, die gegen den HCD zusammen 13 Tore erzielten und vom Erstligisten HSG Bad Wildungen nach Zwickau gekommen sind, hat andere Ansprüche als der Aufsteiger. "Wir haben gewusste auf was wir uns einlassen", erinnert Pleines. Alles sei offen mit der Mannschaft diskutiert worden. Deshalb müsse man jetzt nicht "fürchterlich frustriert sein".

Der Abstand zum ersten Nichtabstiegsplatz ist mit vier Punkten zudem nicht in utopische Ferne gerückt. "Wir sind auch nicht so weit weg", sieht Balk keinen Klassenunterschied zur Konkurrenz, was der HCD durchaus bewiesen hat. Balk verweist auf das Remis zwischen Primus Ketsch und Herrenberg vom Wochenende - und erinnert daran, dass Gröbenzell gegen jenes Herrenberg seinen Punkt gewonnen hat. "Wir können jeden Gegner schlagen", glaubt Balk, "wenn wir an unsere Leistungsgrenze gehen." Noch bleibt ein Heimspiel vor der Weihnachtspause, um den Anblick auf das Klassement zu schönen. Doch der SV Union Halle-Neustadt ist am Samstag (18.15 Uhr) erneut einer dieser Gegner, die viele erfahrene Erst- und Zweitligaspielerinnen aufbieten können. Das sei der entscheidende Nachteil beim HCD, "wir haben manchmal vielleicht zu viel Respekt", sagt Balk. Noch, denn sie ist sicher, "dass wir lernen und uns weiter verbessern". Sie beobachte eine stete Steigerung im Team.

Ein gutes Beispiel dafür ist Lisa Antl. Die Kreisläuferin ist gerade 17 Jahre alt geworden, war mit vier Treffern gegen Zwickau zweitbeste Torschützin. Sie ist eines dieser Talente, die sich langsam in der zweiten Liga akklimatisieren. Antl ist das so gut gelungen, dass sie der Deutsche Handballbund zu einem Lehrgang der Jugend-Nationalmannschaft eingeladen hat. Zusammen mit Torhüterin Antonia Thurner, 17, im Übrigen, die bei den A-Juniorinnen im HCD-Bundesligateam steht - und am kommenden Samstag gegen Halle ihr Debüt in der zweiten Liga geben wird.

© SZ vom 12.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: