Handball:Zusatzzahl 77

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Torgefährliche Spielmacherin: Belma Beba. (Foto: HSG/oh)

Die HSG Würm-Mitte will sich als Aufsteiger in der dritten Liga etablieren - und verpflichtet dafür die Spielmacherin Belma Beba.

Von Ralf Tögel , Gräfelfing

Wer über die Handballerinnen der HSG Würm-Mitte spricht, landet irgendwann bei Belma Beba. Im Internet findet sich ein kurzes Filmchen, ein Zusammenschnitt von Torszenen, in denen die Nummer 77 stets die Hauptrolle hat. Beba trifft mit einem Schlagwurf, mit einem Sprungwurf, sie foppt gleich drei Abwehrspielerinnen,überlistet die gegnerische Torhüterin mit einem Heber, spielt die Kreisläuferin an, setzt ihre Nebenspielerin in Szene. Kurz: Die Rückraum-Mitte-Spielerin mit der Nummer 77 ist die überragende Frau auf dem Feld. Auf dem Video trägt sie das Trikot des kosovarischen Spitzenklubs KHF Prishtina, es sieht aus wie ein Bewerbungsvideo für den Wechsel in eine andere Liga, in ein anderes Land. Wenn dem so wäre, hat es geklappt. Seit einem Jahr trägt Beba das Trikot mit der Nummer 77 des Drittliga-Aufsteigers HSG Würm-Mitte.

Man muss kein Fachmann sein, um zu ahnen, dass die sportliche Herausforderung nicht unbedingt den Ausschlag für die Entscheidung der 29-Jährigen gegeben hat. Beba ist eigentlich zu gut für diese Liga, das hat ihr Trainer Claus Lohmann mal gesagt. Sie hat nicht nur im Kosovo erstklassig gespielt, Beba war zwischenzeitlich in der ersten italienischen Liga engagiert und für ihr jeweiliges Team eine wichtige Stütze in diversen Europapokal-Wettbewerben. Im EHF-Challenge-Cup 2015/16 war Beba drittbeste Torschützin, obwohl ihr Klub KHF Shqiponja im Achtelfinale ausschied. "Wir haben ihr geholfen, einen Job zu finden", erklärt Lohmann. Der Kontakt war über Fadil Kqiku, Trainer der HSG-Männer, zustande gekommen. Kqiku stammt ebenfalls aus dem Kosovo und hat Beba bei einem Heimatbesuch die HSG nahegelegt.

Lohmann will den Fokus nicht zu sehr auf seine Top-Spielerin lenken, er erinnert an die drittligaerfahrenen Kräfte Vera Laipple und Jenny Oertel. Isabel Toth kommt vom Debüt-Gegner TSV Haunstetten, sie kam ebenfalls bereits in der dritten Liga zum Einsatz, gilt mit ihren erst 19 Jahren als Riesentalent. Das ist der Weg der HSG: Aus einer erfolgreichen Jugendarbeit schöpfen und die Talente von einer Handvoll erfahrener Spielerinnen anleiten lassen. Talente wie Laura Steger oder Miriam Becker, so Lohmann, die für die HSG in der A-Jugend-Bundesliga spielen. "Wir müssen schon als Kollektiv funktionieren", sagt der Trainer, sonst werde man kaum eine Chance auf den Klassenerhalt haben. Denn nur der könne Saisonziel sein, "wir sehen in dieser Saison eine richtig tolle Aufgabe".

Die Mannschaft, die keine Weggänge verkraften muss, hat sich zwar rasant, aber beständig entwickelt. Vor drei Jahren spielte die HSG noch in der Landesliga, wurde in der Bayernliga auf Anhieb Dritter und beendete die vergangene Saison als Meister. Nun also tritt die Spielgemeinschaft aus dem Münchner Westen in einer Liga an, in der viele Gegner Profis in ihren Reihen haben. Aber die HSG hat ja Belma Beba.

© SZ vom 15.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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