Süddeutsche Zeitung

Handball:Wenn es weh tut

Die Frauen des ASV Dachau steigern sich nach der Pause und gewinnen ihr Drittliga-Debüt mit 23:21 Toren gegen den TV Nellingen.

Von Ralf Tögel, Dachau

"Es sind zwei Punkte, nicht mehr und nicht weniger." Das Fazit des Dachauer Handballtrainers Thomas Lukauer klingt auf den ersten Blick reichlich nüchtern, zumal es sich bei seiner Mannschaft um den Aufsteiger handelt. Der 21:18-Sieg ist den Frauen des ASV in ihrem Drittliga-Debüt zudem gegen einen Absteiger gelungen, genauer gesagt gegen den TV Nellingen, der in der vergangenen Saison sogar in der ersten Bundesliga zu Werke gegangen war. Dass sich diese beiden Teams nun im ersten Spiel der Süd-Gruppe gegenüberstanden, ist dem wirtschaftlichen Kollaps der "Schwaben Hornets" geschuldet, nebst Neustart zwei Klassen tiefer - also im gehobenen Amateurbereich.

Sämtliche Spitzenspielerinnen sind längst bei Klubs oberhalb der dritten Liga untergekommen, der Umbruch im Lager der Baden-Württembergerinnen fiel daher gezwungener Maßen sehr umfangreich aus. Übrig geblieben ist eine ebenso junge wie talentierte Mannschaft, der Nachwuchs der Hornissen spielt traditionell in der Bundesliga. Zudem haben viele der Spielerinnen trotz ihres jungen Alters reichlich Erfahrung auf hochklassigen Handballbühnen gesammelt, wie etwa Torhüterin Stephanie Lukau oder Spielmacherin Chiara Baur. Beide sind aus der zweiten Bundesliga nach Nellingen gewechselt. Oder die U-17-Nationalspielerin Leonie Dreizler am Kreis. Weshalb der Trainer "einen harten Kampf" erwartete, der letztlich etwas überraschend von den Seinen gewonnen wurde.

Brucker Handballer schlagen Oppenweiler

Der Torhüter und der Rückraum: Das waren die entscheidenden Faktoren für den ersten Heimsieg der Handballer des TuS Fürstenfeldbruck in der Süd-Gruppe der dritten Liga. Den Paraden von Michael Luderschmid war es zu verdanken, dass sich die Gastgeber immer wieder absetzen konnten, den Toren von Spielmacher Falk Kolodziej (6) sowie den Rückraumkollegen Sebastian Meinzer, Johannes Stumpf (je 5) und Yannick Engelmann, dass der Vorsprung ins Ziel gebracht wurde. Die Brucker sind mit dem Erfolg auf den zweiten Rang gesprungen, punktgleich vor Saarlouis und Balingen II. Auch die Bundesliga-A-Junioren des TSV Allach feierten mit dem 33:23-Sieg gegen Günzburg den ersten Heimsieg - vor großer Kulisse und den Augen von Ex-Weltmeister Dominik Klein und BHV-Präsident Georg Clarke.

Der ASV Dachau geht mit einer gewachsenen Mannschaft an den Start. Einziger Zugang ist Verena Kölzer. Die 20-Jährige wechselte vom Bayernligisten Ismaning an den Stadtwald. Der Start in die neue Liga allerdings verlief holprig, schnell lag Dachau mit 1:5 im Hintertreffen. Folglich bat das Trainertrio, neben Lukauer sind Stefan Weidinger und Sascha Holzer gleichberechtigte Coaches, zur ersten Auszeit. Mit nicht zu erwartendem Resultat, denn im Handumdrehen verwandelte der Neuling den Rückstand in eine 6:5-Führung. Was weniger an den magischen Worten der Trainer lag oder daran, dass die Mannschaft ihre Nerven in den Griff bekam. Immerhin hatte keine Spielerin jemals so hoch gespielt. Zudem war die Kulisse mit 170 Zuschauern ungewohnt groß. Lukauer sah vielmehr eine dringend benötigte Steigerung in der Offensive: "Ich kann nicht sagen, dass wir besonders nervös waren. Wir haben aber ein bisserl schlampig gespielt." Womit der Trainer vor allem die Offensive meinte: "Die Abwehr hat von Anfang an gut funktioniert." Das gestiegene Niveau erfordere auch mehr Genauigkeit im Abschluss, erklärte der Coach. Bis zur Halbzeit war es immerhin ein offener Schlagabtausch. Der 8:8-Zwischenstand offenbarte, dass auf beiden Seiten die Abwehrformationen dominierten. In den Worten von Lukauer klang das indes weniger freundlich: "Wir waren im Angriff einfach viel zu schlecht." Acht Tore in einer Halbzeit sind in der Tat kein drittligatauglicher Wert im Handball. Immerhin machten es die Gäste keineswegs besser.

In der Pause gab es folglich keine Veranlassung für taktische Kniffe, erklärt Lukauer. "Wir haben an die Mannschaft appelliert, sie soll das Herz in die Hand nehmen und dahin gehen, wo es weh tut." Was umgehend umgesetzt wurde - nach dem 10:10 erarbeitete sich der Aufsteiger erstmals ein Drei-Tore-Polster. Zupass kam diesem Schwung der Gastgeberinnen, dass die Nellinger Schlüsselspielerinnen immer wieder Pausen benötigten. So gewann der ASV sein Debüt gegen einen "absolut gleichwertigen Gegner", wie Lukauer fand. Mit "etwas Glück", wie er zugab, und "weil wir etwas breiter besetzt waren". Zufrieden war Lukauer vor allem mit der Leistung in der Defensive, wo Sarah Rocher, Isabel Kattner und Celina Schwaiger besonders effektiv schufteten. Im Angriff stachen Sarah Werthmüller (6 Tore) und Cornelia Karg (5) heraus. Kommenden Samstag spielt der ASV beim TSV Haunstetten, einem gestandenen Drittligisten. Das werde der "erste Härtetest". Dem noch viele folgen werden, wie etwa gegen den lokalen Konkurrenten HCD Gröbenzell. Der hat seine Mannschaft auch verjüngt - und mit dem 23:21-Sieg in Allensbach ebenfalls gleich ein Achtungszeichen gesetzt.

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Quelle:
SZ vom 17.09.2019
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