Handball:Schwere Beine, leere Köpfe

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Im Januar bei der WM, am Samstag gegen den TuS: Der österreichische Nationalspieler Daniel Dicker (beim Wurf) war auch von Max Horner und Falk Kolodziej (v.l.) nicht zu stoppen. Eisenachs Kreisläufer Peter Walz will gar nicht hinsehen. (Foto: via www.imago-images.de; Imago/imago images/Christian Heilwagen)

Der angeschlagene TuS Fürstenfeldbruck ist beim ThSV Eisenach erneut chancenlos, verliert deutlich mit 24:31 Toren und bleibt Tabellenletzter.

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck

Vier-Punkte-Spiel, Pflichtsieg, Abwehrschlacht. Markus Murfuni hatte die gesamte Klaviatur an Abstiegskampf-Rhetorik gespielt, die Fürstenfeldbrucker Handballer dürften also gewusst haben, welche Bedeutung der Trainer des ThSV Eisenach deren Gastspiel beimaß. Dabei konnte man sich schon fragen, warum dieses mit Top-Spielern gespickte Profi-Team, das dem TuS im ersten Saisonspiel mit 36:26 eine Lehrstunde erteilt hatte, auf Platz 13 lag. Zudem reisten die Brucker ersatzgeschwächt nach Thüringen, mit dem unglücklichen 28:29 in Hamm vom Mittwoch in den Knochen. Entsprechend gestaltete sich das Geschehen: Die Gastgeber waren frischer, wacher, schlichtweg besser und gewannen verdient mit 31:24 Toren.

Der österreichische Nationaltorhüter fehlt, aber Eisenach hat ja noch seinen slowenischen Champions-League-erfahrenen Ersatzmann

TuS-Trainer Martin Wild vermisste Durchschlagskraft, Wurfqualität und Konzentration: "Wir waren vorne nicht gewohnt kreativ und hatten keinen guten Spielfluss." Von einer Abrechnung mit seiner Mannschaft war Wild indes weit entfernt: "Wir hatten unser zweites Auswärtsspiel in vier Tagen, sind 2000 Kilometer gefahren, die Beine waren schwer, die Köpfe leer", so Wild, zumal der Gastgeber während der Woche spielfrei war. Die Thüringer hatten ebenfalls einen Ausfall zu verkraften, Torhüter Thomas Eichberger musste aufgrund eines Bandscheibenvorfalles passen. Der Österreicher ist der große Rückhalt der Thüringer, seine Klasse unbestritten. Eichberger stand bei der Handball-WM in Ägypten für Österreich im Tor. Für ihn rückte der slowenische Routinier Blaz Voncina in die erste Reihe, ein Indiz für die Qualität des Kaders. Der 37-Jährige hat unter anderem für Koper Champions League gespielt und parierte einen Brucker Wurf nach dem anderen.

Weil auch seine Nebenspieler mit viel Elan loslegten, geriet der Außenseiter schnell in Rückstand, nach elf Minuten führten die Thüringer 7:3. Die Brucker aber rafften sich einmal mehr auf, spielten ihre kraftraubende offensive Abwehr und erkämpften sich den 9:9-Ausgleich. "Das waren unsere richtig guten zehn Minuten", urteilte Wild hernach, dann aber schwanden die Kräfte zusehends. Und die Gastgeber hatten große individuelle Qualität im Kader. Allen voran Daniel Dicker, der ebenfalls für Österreich bei der WM aktiv war. Entweder landeten die wuchtigen Würfe des sechsfachen Torschützen unhaltbar im Brucker Netz, oder er bediente seine Nebenleute, wovon vor allem die kroatische Flügelzange der Eisenacher profitierte: Linksaußen Ivan Snajder war mit neun Toren bester Schütze des Abends. Sein Pedant Ante Tokic auf dem rechten Flügel, der vom Champions-League-Klub Skopje zum Zweitligisten nach Eisenach gekommen war, traf sechsmal. Zur Pause lagen die Brucker 10:15 hinten. Auch nach dem Wechsel reichten weder Kräfte noch Moral, um Eisenach nochmals in Gefahr zu bringen. Beim 20:13 waren zwar noch knapp 20 Minuten zu spielen, aber bereits zu erkennen, das der TuS die Wende nicht mehr schaffen wird. Yannick Engelmann war erneut mit sechs Toren bester Brucker Werfer, Spielmacher Falk Kolodziej, der sich großer Aufmerksamkeit durch die gegnerischen Abwehrspieler erfreuen durfte, Kreisläufer Julian Prause und der gehandicapte Johannes Stumpf trafen je dreimal.

Der TuS bleibt Schlusslicht. Weil aber sämtliche direkte Konkurrenten im Kampf um den Ligaverbleib ebenfalls verloren (nur Ferndorf spielte remis), bleibt der Abstand zum ersten Nichtabstiegsplatz, den Ferndorf einnimmt, bei drei Punkten. Immerhin haben die Brucker nun fast eine Woche Zeit, Kräfte zu sammeln, ehe am kommenden Freitag der Zweite VfL Gummersbach gastiert. Von einem Pflichtsieg wird da wohl keiner sprechen.

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