Süddeutsche Zeitung

Handball:Ruhe bitte!

Fürstenfeldbrucks Handballer starten in die neue Drittliga-Saison. Dabei hoffen sie vor allem auf weniger Turbulenzen als noch im Vorjahr.

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Das Abschalten fiel schwer. Immer wenn Fürstenfeldbrucks Handballer irgendwo auftauchten, ploppte das Thema wieder auf: der Punktabzug. Ob jüngst im Trainingslager in Meran oder beim Vorbereitungsturnier in Innsbruck: "Jeder spricht dich auf dieses Thema an", sagt Martin Wild, der Trainer.

Es seien Mitleidsbekundungen dabei oder die Fragenden wollten wissen, "was da genau abgelaufen ist". Weil ein Spieler nach Auffassung des Verbandes zu Beginn der Vorjahressaison keinen gültigen Spielerpass hatte, wurden dem Brucker Drittligateam schließlich 13 Punkte abgezogen und es selbst damit vom Auf- zum Abstiegskandidaten. Sie kämpften in mehreren Gerichtsverfahren dagegen an, alle gingen verloren. Am Ende "haben wir uns damit abgefunden und den Abstiegskampf angenommen", erinnert sich Wild. Sie blieben der dritthöchsten deutschen Handballliga erhalten und freuen sich laut Wild jetzt, "unbelastet in die neue Saison zu starten".

Die beginnt an diesem Samstag mit einem Auswärtsspiel bei der SG Köndringen/Teningen. Wild hält die Spielklasse in diesem Jahr für "ausgeglichener und einen Tick stärker als letztes Jahr". Beide Spitzenteams der vorigen Saison sind noch dabei, Nussloch, weil es trotz Meisterschaft nicht aufsteigen wollte, und der Zweite aus Heilbronn-Horkheim, weil er die Aufstiegsrelegation nicht überstand. Für Wild sind die beiden Klubs die beiden Top-Favoriten, dazu gesellen sich Zweitligaabsteiger Neuhausen/Erms und die beiden ambitionierten Aufsteiger Kornwestheim und Dansenberg.

Zwischen Platz drei und 13 erwartet Wild ein "enges und breites Mittelfeld". Eine sportliche Vorgabe für sein eigenes Team zu formulieren, fällt ihm schwer. "Unser oberstes Ziel ist, dass die Saison nicht ganz so viele Turbulenzen enthält wie im Vorjahr". Und: "Wir möchten schon auch wieder überraschen." So wie in den beiden Drittliga-Jahren zuvor, als sie Zweiter in der Ost-Gruppe waren und ein Jahr später in der Süd-Staffel bis zum Punktabzug ebenfalls zur Spitzengruppe zählten. Vier Stammkräfte fehlen nun: Tizian Maier hat den Verein verlassen, Christian Haller und Marcus Hoffmann spielen nur noch in der zweiten Mannschaft (die in die Bezirksoberliga abgestiegen ist) und Frederik Hartz weilt in der ersten Saisonhälfte für ein Auslandssemester in Norwegen.

Neu dazugekommen sind aus dem eigenen Verein die Nachwuchskräfte Ole Schwagerus und Vitus Batzer, aus Marktoberdorf kam Matthias Hild, aus Kroatien Toni Dundovic. Letzterer soll die Lücke auf der Rechtsaußenposition füllen, die dort Marcus Hoffmann hinterlässt. Auf dem oberbayerischen Spielermarkt sei man nicht fündig geworden, erzählt Wild. Linkshänder Dundovic, 23, war Profi bei seinem Heimatverein RK Nexe Našice, einem Team aus der Seha-Liga, in der Mannschaften mehrerer Balkanländern ihren Meister ausspielen. Našice wurde in der vergangenen Saison dort Siebter, Meister war Champions-League-Sieger Vardar Skopje. In Fürstenfeldbruck wird Dundovic das Handballspielen nicht zum Beruf machen können, "er kriegt nicht viel mehr Aufwandsentschädigung als die anderen Jungs", sagt Marco Müller, Wilds Co-Trainer. Der 35-Jährige, der zwischen 2011 und 2014 selbst bei den TuS-Handballern gespielt hat, ist jetzt dort auch neuer Manager.

In einer Woche zum ersten Heimspiel gegen die HG Oftersheim/Schwetzingen am 2. September muss dann auch die Wittelsbacher Halle fertig sein, in der gerade eine neue Beleuchtung installiert wird. In der Vorbereitungszeit war die Halle für die Handballer nur teilweise nutzbar, ein Testspiel gegen einen Bundesligisten war deshalb nur auf fremdem Terrain, in Sonthofen gegen den HC Erlangen, möglich. Auch wegen der besonderen Atmosphäre an ihrer Heimspielstätte haben sich Fürstenfeldbrucks Handballer mittlerweile einen Namen gemacht. Zwischen 700 und 1000 Zuschauer kommen zu einem Heimspiel. Der Andrang hat auch zusätzliches Geld eingebracht. Finanziell können sie noch nicht mit der Konkurrenz mithalten, aber es "geht in kleinen Schritten stetig bergauf", hat Martin Wild zuletzt beobachtet. Neben dem Punktabzug, sagt Wild, sei es auch die gute Stimmung in der Halle, weswegen Brucks Handballer andernorts angesprochen würden: "Das haben die Leute über die Landesgrenzen hinaus mitbekommen."

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Quelle:
SZ vom 26.08.2017
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