Handball:Nicht zu halten

Lesezeit: 3 min

Der TuS Fürstenfeldbruck zelebriert auch im letzten Spiel vor der Pause ein Handball-Fest und ringt den ruppigen TV Gelnhausen mit 33:26 nieder

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck

Glücklicherweise hatten diese Weihnachtsmänner keine Geschenke zu verteilen, sonst wären viele Kinder leer ausgegangen. "Heimspiel in München", skandierten die 35 verkleideten Fans aus Gelnhausen in der Wittelsbacher Halle zu Fürstenfeldbruck, womit sie etwa 40 Kilometer danebenlagen, immerhin boten sie ihrer Mannschaft eine laute und hübsch anzusehende Unterstützung im Drittligaspiel beim heimischen TuS. Ohne Erfolg allerdings, denn auch die Fürstenfeldbrucker Handballer hatten an diesem Abend nichts zu verschenken. Mit 33:26 Toren gewann der TuS auch die letzte Partie vor der Weihnachtspause gegen den TV Gelnhausen, es war der sechste Sieg in Serie, mit dem die Brucker den zweiten Tabellenplatz festigten und eine famose Hinrunde in der Gruppe Ost würdig beendeten.

Passend zur prächtigen Stimmung bemühte ein beseelter Martin Wild hernach "die älteste Floskel überhaupt", wie er gerne zugab: "Es ist wieder eine echte Mannschaft auf dem Feld gestanden." Damit meinte der Trainer der Brucker Handballer eine neuerliche "großartige Energieleistung" seiner Spieler, die in den letzten zehn Minuten einer äußerst hart geführten und engen Partie den Ausschlag gab. Denn die Hessen hatten neben der weihnachtlichen Unterstützung den unbedingten Willen mitgebracht, den Lauf des Gegners in dieser ersten Rückrundenpartie zu beenden. 25:7 Zähler hat der TuS bereits zur Saisonhalbzeit gesammelt, einer mehr als in der gesamten vergangenen Spielzeit, die bekanntlich erst in der Relegation zu einem guten Ende geführt werden konnte. Kurzerhand wurde die anschließende Weihnachtsfeier zur Nichtabstiegsfeier erweitert, denn der Kampf um den Klassenerhalt dürfte sich früh erledigt haben. Gelnhausen kann das nicht behaupten, der TV wollte in dieser Richtung ebenfalls tätig werden, war immerhin mit der Präferenz von drei Siegen in Serie angereist.

Entsprechend gallig agierten die Gäste, oft am Rande der Legalität. Wild sprach zwar auch von einer ruppigen Gangart der Gäste, wollte aber von einer unfairen Spielweise nichts wissen. Hitzig war das Spiel allemal, und spätestens als Gelnhausens mit Adrenalin vollgepumpter Nikola Jankovic den besten Brucker Marcus Hofmann mit einem üblen Griff in den Wurfarm aus der Luft gepflückt hatte und auch noch einen Tumult anzettelte, war den Gästen bei den 850 begeisterten Zuschauern die Rolle der Unholde sicher. Kurz vor der Halbzeit musste der Linksaußen mit der roten Karte im Gepäck vorzeitig in die Kabine, Hofmann, bis zu diesem Zeitpunkt schon sechsmal erfolgreich, wurde lange behandelt. Er konnte aber weitermachen und sein Konto auf elf Treffer erweitern, der Bestwert an diesem mitreißenden Abend.

Die Gäste gingen dennoch mit einer 16:15-Führung in die Pause, vor allem weil sie es verstanden, das so erfolgreiche Brücker Konterspiel zu unterbinden und den Gegner ins Positionsspiel zu zwingen. Dann packten die hessischen Schränke gegen die körperlich unterlegenen Brucker kompromisslos zu, der TuS musste sich jeden Treffer schwer erarbeiten. Zumal in Tizian Maier eine wichtige Option auf der Mitteposition fehlte, seine Schulterverletzung war im Training wieder aufgebrochen. Auch Alexander Leindl musste passen, er war im Abschlusstraining umgeknickt. 16 Gegentore in einer Halbzeit ist für den TuS kein guter Wert, denn die Defensive ist "unser Schlüssel", wie Wild erklärte, sowie das resultierende schnelle Umschaltspiel mit einfachen Kontertoren.

Die Spieler selbst, so erzählte der Trainer, hätten in der Kabine den Entschluss gefasst, im zweiten Durchgang nur weitere zehn Treffer zuzulassen - und setzten diesen zur Freude Wilds auch durch. Zehn Minuten hielt Gelnhausen in der zweiten Halbzeit noch mit, brachte sich aber mit Zeitstrafen in Bedrängnis. Korbinian Lex traf zur 20:19-Führung, danach war der TuS nicht mehr zu halten. Torhüter Michael Luderschmid gab mit einem gehaltenen Siebenmeter das Zeichen, innerhalb von vier Minuten entschieden die Brucker mit fünf Treffern in Serie zum 30:23 das Spiel.

"Jeder wartet darauf, dass wir irgendwann einbrechen", meinte Wild nach der Partie, "aber wir können stattdessen immer in der zweiten Halbzeit zulegen." Was besonders bemerkenswert ist, da die Brucker wegen der Relegation eine sehr kurze Regenerationspause vor der Saison hatten, wichtige Akteure den Verein verließen und Wild in der laufenden Saison permanent wegen Verletzungen improvisieren muss.

Die Bescherung des TuS hätte nicht besser ausfallen können, der tollen Stimmung wollten sich auch die hessischen Weihnachtsmänner nicht verschließen: Sie feierten einfach mit.

© SZ vom 21.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: