Süddeutsche Zeitung

Handball:Neue Ziele

Nach dem 30:24-Erfolg bei den Rhein-Neckar Löwen II sind die Handballer des TuS Fürstenfeldbruck Tabellenführer in der dritten Liga.

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck

Muss man nicht spätestens jetzt das Saisonziel nach oben korrigieren? Die TuS-Handballer haben ihr Auswärtsspiel bei der Reserve der Rhein-Neckar Löwen am Wochenende klar mit 30:24 Toren gewonnen und sich damit selbst an die Tabellenspitze befördert. 14:2 Punkte, das beste Torverhältnis, da sollte man doch die Vorgabe des "oben mitspielen" nachschärfen? Eigentlich nicht, findet Martin Wild. Ein konkretes Ziel habe er ja formuliert, die Qualifikation zur Teilnahme an der ersten Runde des DHB-Pokals. Und darin versteckt, das Saisonziel: Genügte hiefür in den Vorjahren der sechste Platz, oftmals auch weniger, da die Reserveteams der Bundesligisten aus der Wertung fallen, so ist in der aktuellen Spielzeit mindestens Platz drei in der Abschlusstabelle notwendig (die Regelung mit den Zweitvertretungen höherklassiger Vereine hat Bestand).

Aber warum nicht über die Meisterschaft reden? Das sei legitim, findet der Coach nun, einige seiner Spieler hätten diese verwegene Idee durchaus geäußert, die sie plötzlich gar nicht mehr so gewagt darstellt. Ein bisschen bremst Wild nun aber doch an dieser Stelle, er erinnert daran, dass gerade mal acht der insgesamt 30 Spieltage absolviert sind, dass der Abstand zum Tabellenfünften Dansenberg gerade mal drei Pünktchen betrage, "es ist alles noch sehr eng". Die jüngsten Leistungen aber genügen dem Coach auch, um von einem "fast perfekten Saisonstart" zu sprechen, das "fast" bezieht sich dabei auf die Heimniederlage gegen Pforzheim, aktuell Tabellensiebter mit 9:7 Zählern. Wild ist ohnehin kein Mensch, der die Realität allzu leicht aus dem Sinn verliert. Natürlich habe er zahlreiche Nachrichten über allerlei Messengerdienste bekommen, die meisten aber habe er als "halb im Spaß" interpretiert.

Außerdem sagt Wild, sei der Gegner am Samstag verletzungsbedingt nicht im Vollbesitz seiner Kräfte gewesen, der Talentschuppen des zweimaligen deutschen Meisters daher mit A-Junioren aufgefüllt worden. "Das war schon eine sehr junge Mannschaft", gibt Wild zu, erstmals habe er über seine Auswahl zu hören bekommen, dass sie die "abgezocktere und erfahrene Truppe" gewesen sei. Und genau so hatte sich der TuS präsentiert: Der schnelle 4:8-Rückstand brachte die Gäste nicht aus der Ruhe, die sich, ihrer Qualität bewusst, langsam in die Partie zurückkämpften. "Dann hat auch unsere Abwehr funktioniert", so Wild, das bevorzugte Muster der Brucker: Ballgewinne aus einer aggressiven Abwehr, schnelles Umschaltspiel und einfache Kontertore. Dabei taten sich die flinken Außenspieler hervor, allen voran Felix Kerst, mit acht Treffern auch bester Torschütze im Gästeteam. Im Positionsangriff gefiel dem Trainer sein Stratege Falk Kolodziej auf der Rückraum-Mitte-Position besonders gut, der zum einen Torgefahr ausstrahlte und zum anderen Kreisläufer Julian Prause mit feinen Anspielen bedacht, beide erzielten jeweils fünf Tore. Und nicht zuletzt lobte der Trainer seinen Torhüter, Michael Luderschmid halte seit dem ersten Anpfiff "auf sehr hohem Drittliganiveau".

Dass Wild im wöchentlichen Wechsel andere Akteure loben kann, das ist die eigentliche Stärke dieser Mannschaft. Denn kein Spieler sticht heraus, der Kader ist stark und tief besetzt, was ihn "schwer ausrechenbar" macht, erklärt Wild. Kein Spieler des Tabellenführers taucht unter den besten 30 Torschützen im Ligavergleich auf, "das gefällt mir sehr gut", sagt Wild. Denn die anderen Topteams sind mit Topspielern gespickt, ehemalige Nationalspieler aus diversen osteuropäischen Ländern etwa, oder in die Jahre gekommene Bundesligaakteure. Der TuS hat eine Auswahl lupenreiner Amateure, die zudem auf diesem hohen Niveau seit Jahren zusammenspielen. Das Durchschnittsalter liegt bei Mitte 20, das Team hat also Zukunft.

Und da gibt es neuerdings diese Idee von einer neuen Halle, zusammen mit den Herrschinger Bundesligavolleyballern, die schon lange auf der Suche nach einer neuen, zukunftsträchtigen Heimstatt sind, da die Herrschinger Nikolaushalle des Erstligastatuten nicht entspricht. Eine, die den Zuschauerschnitt gehörig heben könnte. Eine Idee, die "ernst gemeint" scheint, wie Wild sagt. Dann müsste man die Ziele wieder anpassen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4639885
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 15.10.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.