Handball:Lehren aus dem Bonus-Spiel

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Die Drittliga-Handballerinnen des ASV Dachau sind gegen das mit Nationalspielerinnen verstärkte Metzingen chancenlos.

Von Nico Horn, Dachau

Noch einmal las der Hallensprecher die Namen der gegnerischen Spielerinnen vor und wie als Drohung fügte er immer wieder hinzu: "Nationalspielerin". Oder - immerhin - "Jugendnationalspielerin". Es war, als wollte er nochmals klarstellen, mit wem es die Handballerinnen des ASV Dachau bei diesem Drittligaspiel zu tun hatten. Zum Beispiel mit Katarina Pandza, seit kurzem österreichische Auswahlspielerin. Und mit der U19 Nationalspielerin Laetitia Quist. Und mit Simone Petersen, dänische Nationalspielerin.

Dass sie alle mit der Zweitvertretung der TuS Metzingen nach Dachau reisten, war möglich, da die Frauen-Bundesliga, in der die erste Garnitur spielt, gerade wegen der in Japan stattfindenden Weltmeisterschaft pausiert. Der ASV-Trainer Thomas Lukauer war sich hinterher nicht ganz sicher, ob er dieses Upgrade bei den Gegnerinnen "gut oder schlecht" finden sollte. Sein Blick tendierte zu Option zwei.

Denn es war ja von Vornherein klar gewesen, wie dieses Spiel ausgehen würde. "Schlimm" würde es werden, hörte man vor Anpfiff auf der Tribüne. Aber natürlich sahen Lukauer und sein Assistent Stefan Weidinger das Spiel, das mit 21:30 (11:18) noch halbwegs erträglich ausging, differenzierter. Die Ausgangslage veränderte den Dachauer Blick auf das Spiel. Ein Sieg war quasi unmöglich und deshalb auch nicht der Bewertungsmaßstab. Den Dachauern konnte es nicht ums Gewinnen gehen, sondern schlicht darum, möglichst schadlos aus dieser Angelegenheit zu kommen.

Das gelang dem ASV - auch wenn es schlimme, mitunter peinliche Momente gab: die Dachauerinnen stolperten, mal warfen sie viel zu hoch, mal viel zu schwach, vergaben Siebenmeter leichtfertig. Aber es gab auch Szenen, die zeigten, dass Dachau durchaus konkurrenzfähig ist. Spielmacherin Cornelia Karg ließ sogar einige Male eine Verteidigerin schlecht aussehen. Sie erzielte drei Tore, die beste ASV-Schützin Franziska Niebert sechs. "Einerseits bin ich schon ein bisschen stolz, weil wir mutig waren", so Lukauer, "andererseits haben wir uns Dinge geleistet, die eher Bezirksliganiveau waren".

Das Spiel sei im Grunde ein Spiegelbild der Hinrunde gewesen, fand Weidinger: "Man hat gesehen, was wir leisten können", sagte er, "aber es ist auch so, dass wir in einer Liga sind, wo wir einfach mal 15 Minuten kein Tor werfen".

Wie zu Beginn der zweiten Halbzeit - und auch in der ersten hatte Dachau fast zehn Minuten für das erste Tor gebraucht. Bis dahin hatte es so ausgesehen, als könne der ASV nie treffen. Nur selten kam er durch die Deckung und wenn doch, trafen die Dachauerinnen im entscheidenden Moment die falsche Entscheidung. "Das wird eine Lehrstunde", sagte ein Zuschauer. So gesehen waren 21 Treffer nach 60 Minuten gar nicht so schlecht.

Gleich nach der Weihnachtspause geht es für Dachau gegen den Abstiegskonkurrenten Nellingen

Dachau wird sich von diesem Spiel außer Konkurrenz wohl kaum verunsichern lassen, daran ändert auch der letzte Tabellenplatz nichts. Seine fünf Punkte holte der ASV zu Beginn der Saison, dann kamen die Spiele gegen Teams aus der oberen Tabellenhälfte und damit die Niederlagen. Trotzdem fehlen auf den siebtplatzierten HCD Gröbenzell nur zwei Punkte. "Es ist in der dritten Liga ganz einfach", erklärte Lukauer, "die Mannschaften von Platz eins bis sechs spielen unter sich", in den unteren Regionen könne jeder jeden schlagen.

Genau gegen diese Teams ab Platz sieben spielt der ASV gleich nach der einmonatigen Winterpause. "Dann werden wir feststellen, ob wir drin bleiben oder eben nicht", sagte Lukauer, der weiter optimistisch ist, was den Klassenerhalt betrifft. Er vermutet, dass diese Saison vielleicht schon 12 Punkte reichen, um in der Liga zu bleiben. Allerdings ist Dachau nach Weihnachten sofort in der Drucksituation, gewinnen zu müssen. Gemütliches Eingrooven? Gibt's nicht, am 11. Januar geht's zum punktgleichen Vorletzten Nellingen.

An den Fähigkeiten der eigenen Truppe zweifelt man beim ASV aber trotz der jüngsten Pleiten nicht. "Wir haben schon gezeigt, dass wir dem Druck standhalten können", so Weidinger. Die kommenden "Do-or-Die-Spiele" seien also nichts, "vor dem wir uns in die Hose machen".

© SZ vom 09.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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